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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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konnten, aber jetzt verstärkten sie nur seine ausgemergelte Erscheinung. Sein Haar war ein schmutziges, verfilztes Vogelnest. Seine Haut war so dunkel wie die von Cat, und es gab mehr als nur ein paar flüchtige Ähnlichkeiten, obwohl er insgesamt etwas kleiner war. Doch was mich am meisten beeindruckte, waren seine Augen. Sie schienen sehr naturgetreu nach den Orginalvorbildern gestaltet zu sein, aber ich hatte solche Implantate noch nie zuvor gesehen. Diese ungewöhnlichen Augen waren mir schon auf den Bildern aufgefallen, aber nun wirkten sie gleichzeitig kalt und irgendwie wahnsinnig.
    Er spuckte auf die Leiche.
    Eine Regung flackerte in mir auf. »Tu das nicht.«
    Er ignorierte mich, zog die Metallstange aus dem Vucari, drehte ihn herum und wischte ihm die Totenmaske vom Gesicht. Auch ihn erkannte ich wieder. Es war Wassili.
    Cat kam auf die Beine, was nicht einfach war, weil sie immer noch das Railgun-Geschirr trug. Sie wandte sich dem Mann zu. »Merle?«
    Ich konnte mich nicht erinnern, sie schon einmal so verunsichert erlebt zu haben.
    Er erwiderte den Blick. Seine Implantate konnten durchaus Emotionen vermitteln, auch wenn ich mir nicht sicher war, wie das funktionierte. Ich glaubte Hass in seinen Augen zu sehen.
    »Eine Scheißpolizistin!«, schnauzte er sie an.
    »Firmenwach …«, konnte sie noch sagen, bevor er sie angriff.
    Mit einer simplen Metallstange griff er jemanden an, der mit einer Railgun bewaffnet war. Womit Cat offenbar recht gut umgehen konnte. Nach der ganzen Scheiße, die wir durchgemacht hatten, war ich in Versuchung, ihm einfach den Schädel wegzupusten. Er warf sie zu Boden, und sie schaffte es nur mit Mühe, ihn abzuwehren. Ihre überlegene Kraft reichte anscheinend nicht aus, um sich gegen eine Kombination aus Wahnsinn und Entschlossenheit durchzusetzen. Die Stange kam ihr immer näher. Jetzt wünschte sie sich bestimmt, eine Rüstung angelegt zu haben, bevor wir zu Traces Büro gegangen waren.
    Ich schüttelte den Kopf. Wir hatten jetzt wirklich keine Zeit für idiotische geschwisterliche Rivalitäten. Der Heide gab uns Rückendeckung. Ich legte so viel Kraft wie möglich in den Tritt. Merles Kopf wurde herumgerissen und spuckte Blut, das auf Cat regnete. Sein Schädel fiel kraftlos zur Seite, aber er war immer noch bei Bewusstsein. Also trat ich noch einmal dagegen. Endlich brach er auf Cat zusammen.
    »Du bist noch kein Mitglied unserer Truppe«, sagte ich zu dem Bewusstlosen.
    Der Heide rückte etwas näher an mich heran.
    »Also haben wir uns ein weiteres Arschloch aufgehalst?«, fragte ich.
    Es wäre richtig nett gewesen, wenn sich eine Sache ausnahmsweise ohne Gewalt hätte regeln lassen.
    »Undankbarer Mistkerl«, murmelte ich. Natürlich meinte ich Merle. Jetzt würden wir auch ihn tragen müssen.
    »Könnte jemand vielleicht mal meinen nackten Bruder von mir runternehmen?«, fragte Cat.

10. Kapitel
    UNTERWEGS NACH LALANDE
    Es war schon eigenartig. Anscheinend gab es bei ihnen Häuser, in denen einfach nur Tee serviert wurde. Und es war nicht die Art von Gebräu, die ich gewohnt war, entweder in einem Schützenloch oder auf der Motorhaube eines Landrover, während die Kameraden Wache hielten. Außerdem dauerte es viel länger, den Tee zuzubereiten. Aber wir rechneten auch nicht damit, jeden Moment von IHNEN überfallen zu werden. Wir hatten uns vielleicht vorher einen Lutschbonbon genehmigt, aber keine erlesenen Süßigkeiten, um »den Gaumen vorzubereiten«.
    Ich hätte das alles gern als Blödsinn abgetan, aber die Programmierung war erstklassig. Alle Details stimmten. Die Süßigkeiten schmeckten wie Süßigkeiten, gute Süßigkeiten. Wie hatten sie so etwas codiert? Ich konnte den Blütenduft riechen, der in der Luft hing, die frisch und sauber und vielleicht etwas dünn war, da wir uns in der virtuellen Umgebung tatsächlich auf einem Berg befanden. Wir konnten den Tee riechen, während er zog. Ich konnte die raue Oberfläche der Strohmatten durch die Seide des Hausmantels spüren, den ich trug. Ich glaube, das Ding wurde als Kimono bezeichnet. Ich hatte zwar protestiert, als ich ihn anziehen sollte, auch wenn alles nur virtuell war, aber ich glaube, ich hatte noch nie erlebt, wie sich Seide anfühlt. Man musste schon sehr genau hinsehen, um die Grenzen dieser Illusion zu erkennen.
    Sehr viel Zeit, Mühe und wahrscheinlich auch Geld war in dieses Programm eingeflossen. Was mich eigentlich nicht wunderte. Michihisa Nuiko war eine Chimäre. Sie war mit schweren

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