Krieg im Himmel
sie benutzten. Ich verstand nicht, woher er die Kraft dazu nahm. Vor allem, da er bis vor zwei Wochen in einem Loch im Boden gelebt hatte.
»Ich liebe diese Luft«, sagte Mudge hustend und spuckend. »Sie ist so gut, dass ich nicht einmal eine Zigarette rauchen möchte. Eine höchst deprimierende Welt.«
»Mich stört am meisten, was sie mit meinem Haar macht«, meinte Cat zu meiner Überraschung.
»Ich habe geahnt, dass es dir zusetzen würde«, erwiderte Mudge.
Merle lächelte, als er einen weiteren Kletterhaken in den Fels trieb. Der Knall hallte durch die große Höhlenkammer. Wir hielten inne und suchten die Umgebung nach Gefahrenanzeichen ab. Wir warteten und warteten. Nichts.
»Glaubst du etwa, ich wäre kahlköpfig auf die Welt gekommen?«, fragte Cat, als hätte es nie eine Unterbrechung des Gesprächs gegeben.
Morags Miene zeigte Entsetzen. »Es ist schon nachgewachsen«, sagte sie und betastete ihr dünnes, schweißnasses Haar.
»Keine Sorge, Schätzchen. Ich habe es geschoren, weil es sofort kraus wird. Es ist mir nicht ausgefallen.«
Morag wirkte erleichtert. Der Heide und Mudge lächelten und schüttelten den Kopf.
»Genau das war der Grund, warum ich nie bei der Armee war«, sagte Merle trocken.
»Wegen der unmöglichen Frisuren?«, fragte ich.
Trotz der Frotzeleien behielten wir ständig unsere Umgebung im Auge und wechselten uns beim Essen und Trinken ab. Die übrige Zeit hatten wir unsere Waffen in den Händen. Nach diesem Marsch mussten wir uns irgendwie abreagieren.
»In der Air Force gab es bessere Frisöre«, sagte Cat.
Darüber musste ich lächeln. Aber jetzt wurde es Zeit, den anderen den Spaß zu verderben.
»Okay, alle packen jetzt die E-Anzüge zusammen und legen die Tarnung an.«
Damit meinte ich die reaktiven Tarnanzüge. Sie waren wie Ghillie-Anzüge, die aus einem groben Flüssigkeitskristall-Flachschirm bestanden, der sich an die Umgebung anpasste und damit verschmolz. Einer der Vorteile eines nahezu unerschöpflichen Budgets, ergänzt um das, was wir uns widerrechtlich angeeignet hatten. Wir wechselten uns ab, aus den Schutzanzügen zu steigen, sie zusammenzufalten und einzupacken. Noch mehr Gewicht, das wir tragen mussten, aber wir wussten nicht, wann wir sie wieder brauchten. Schließlich zogen wir die reaktive Tarnung über unsere Rüstungen.
Jeder von uns hatte fünfhundert Meter fotorezeptives Smart-Rope dabei. Merle legte alle Enden dieser Seile zusammen und verband sie chemisch miteinander. Dann überprüfte er sie, worauf Cat sie noch einmal überprüfte und ich es ebenfalls tat.
»Genügt das?«, fragte ich.
Merles Schulterzucken wirkte nicht sehr beruhigend. Er nahm die Einzelteile der Winde aus dem Abwurfcontainer und baute sie zusammen. Ich ging zur anderen Seite des Lochs im Höhlenboden, um ihm zu helfen. Die anderen gaben uns Rückendeckung. Wir wickelten den Container in einen reaktiven Tarnanzug und schoben ihn über die Kante. Der Motor summte leise, während der Mechanismus langsam das Seil durchlaufen ließ, das wir auf dem Boden zusammengerollt hatten. Merle führte es, damit es sich nicht verhedderte. Jetzt bewachten Cat und ich das Loch, um auf Gefahren reagieren zu können. Theoretisch bewegte sich das Ganze so langsam, dass es durch die Tarnung der Hülle und des Seils praktisch unsichtbar sein sollte.
Es dauerte sehr lange. Wir hatten über eintausend Meter Seil verbraucht, als wir es hörten. Ein Triebwerk. Das recht vertraute Geräusch eines Kampfschiffs hatte früher beruhigend auf mich gewirkt. Aber nicht jetzt.
Merle ließ die Winde langsamer werden und schließlich anhalten. Ich konnte erkennen, dass das Seil trotzdem schaukelte. Cat und ich zogen uns ein kleines Stück vom Rand des Lochs zurück. Merle nahm etwas von seinem Gürtel und entfaltete es. Unser Superspion hatte ein tragbares Periskop mitgebracht. Er legte sich auf den Felsboden und benutzte es, um einen Blick in die Höhle zu werfen.
Niemand sagte etwas. Die Akustik der Höhle war eigenartig. Das Motorengeräusch schien sehr laut zu werden und sich dann zu entfernen. Die Echos machten es nicht leichter. Ich schwitzte wieder. Diesmal weniger von der Anstrengung. Ich hatte plötzlich riesengroße Angst, dass das Kampfschiff gegen das Seil oder den Container fliegen würde. Aber das war albern. Die Höhle war sehr groß und das Seil sehr dünn. Schließlich hörten wir, dass sich das Kampfschiff eindeutig zurückgezogen hatte, und Merle steckte das Periskop wieder
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