Krieg im Himmel
dass die Menschen nur einen kleinen Ausschnitt des Bildes sehen. Sie fürchten, was sie nicht verstehen, und genauso wie Sie denken die Leute nur an ihre persönliche Befriedigung. Und die Menschen, deren Macht von ihnen abhängig ist, denken nur an die Illusion, den anderen diese Befriedigung zu verschaffen. Unter dem Strich geht es jedem schlecht. Wie wäre es, wenn wir das ändern könnten?«
»Wir verschwenden unsere Zeit. Sie sind verrückt. Eindeutig. Machen Sie endlich weiter mit Gehirnwäsche, Folter, Mord, was auch immer.«
»Noch nicht.«
»George, wir sollten einfach aus ihm herausholen, was wir brauchen«, sagte Cronin, der immer nervöser wirkte.
»Wie Mr. Douglas selbst festgestellt hat, ist er ein Tier, das uns eine Menge Ärger bereitet hat. Er braucht dringend Nachhilfeunterricht zum Thema Macht. Er muss verstehen, welchen Platz er in der Ordnung der Dinge einnimmt.«
Selbstmordimplantate waren für mich bisher ein nettes Spielzeug für religiöse Fanatiker gewesen, aber im Moment fand ich, dass so etwas eine richtig gute Idee sein konnte. Allein schon aus dem Grund, weil ich mir dann nicht mehr diesen Quatsch hätte anhören müssen.
»Wir wollen wissen, wo sich die Deserteure aufhalten. Und wir wollen wissen, was Sie über die Verteidigungspläne der Erde wissen.« Rolleston sprach mich wieder direkt an.
Ich sagte nichts, aber mir wurde plötzlich eiskalt. Mutter und ihre Leute würden weiterziehen, weil es die übliche Vorgehensweise war, wenn jemand von ihnen gefangen genommen wurde. Aber ich musste an das denken, was die Premierministerin mir über die Schwächen der Festung Erde erzählt hatte. Gott war die einzige reale Hoffnung der Menschen gegen Demiurg, und Furcht und Paranoia ließen diese Hoffnung schrumpfen.
»Ihnen bleibt nicht anderes übrig, als es auf die harte Tour zu machen«, erklärte ich ihm.
»Vielleicht interessiert es Sie, dass Sie von zwei Ihrer eigenen Leute verraten wurden«, sagte er.
Das klang plausibel, aber ich bemühte mich, nicht zu reagieren. Ich verspürte immer noch Wut. Ich hoffte, dass die Entkommenen erkannten, was geschehen war, und die Verräter jagten. Es mussten zwei von Mutters Leuten gewesen sein, was verständlich war. Sie hatten hier ihre Wurzeln. Dadurch ließen sie sich gut unter Druck setzen. Dann kam mir etwas in den Sinn.
»Einen Moment mal. Wenn wir verraten wurden, warum wollen Sie dann wissen, wo sich der Widerstand aufhält?«, fragte ich.
Rolleston war ein viel zu erfahrener Offizier, um allzu viel preiszugeben, aber es war klar, dass hier etwas nicht stimmte. Etwas, das er nicht verstand.
»Sie wissen, dass jeder irgendwann zusammenbricht. Sie wissen, dass es in sehr kurzer Zeit geschehen kann, wenn man den variablen Zeitablauf einer Senso-Kabine nutzt, und Sie müssten schlau genug sein, um zu verstehen, dass wir jetzt in der Lage sind, Menschen sehr schnell zu brechen und zu versklaven.«
Ich dachte an Skirow, der auf dem Leichenhaufen Fleischstücke verschlungen hatte, aber er hatte gewusst, dass mit ihm etwas nicht stimmte, und er hatte sterben wollen. Das war auch so ziemlich meine letzte Hoffnung. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich so stark wie Skirow war. Ach, der gute Wladimir!
»Dann tun Sie es doch einfach. Vielleicht schaffen Sie es sogar, dass ich den Klang Ihrer Stimme genauso liebe, wie Sie es tun.«
»Jakob, ich kann Ihren Willen genauso schnell ohne Folter oder andere kleine Tricks brechen.«
Das alles gefiel mir überhaupt nicht. Rolleston wandte sich an Kring und nickte. Kring sah Cronin an. Cronin zögerte kurz, aber dann nickte er ebenfalls. Kring drehte sich um und verließ den Raum.
Wenig später hörte ich die Geräusche eines Kampfes. Ich beobachtete, wie Kring eine gefesselte, geknebelte und schwer verletzte, aber auch sehr wütende Morag in die Zelle trug. Er stellte sie ab und zwang sie, in die Knie zu gehen. Sie hörte auf, sich zu wehren, als sie mich sah. Furcht stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Ich wandte mich wieder an Rolleston. »Ich bitte Sie! Nicht so! Machen Sie es mit Folter oder Gehirnwäsche, aber lassen Sie sie aus dem Spiel. Das haben wir nicht verdient. Wenigstens waren wir immer ehrenwerte Gegner.« Ich faselte Unsinn – Hauptsache, ich konnte das Unvermeidliche hinauszögern.
»Sie sind für mich weniger als ein Insekt. Hier geht es darum, dass Sie Ihre eigene Bedeutung verstehen. Und darum, dass ich das Glück habe, Sie hier bei mir zu haben. Sie sollen eine bestimmte
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