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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Ausdruck dieses Wunsches. Wir als Spezies haben einen Gott erschaffen und ihn dann dazu gebracht zu hassen. Was müssen wir noch tun, um uns selbst zu vernichten?«
    »Es war eine kleine Gruppe von Leuten«, sagte ich. Aber mir schien, dass es in der Geschichte immer kleine Gruppen von Arschlöchern waren, die allen anderen das Leben zur Hölle machten.
    »Widersetzt ihr euch diesen Leuten?«, fragte er.
    Das war schwieriger zu beantworten, weil es dabei um Sicherheitsaspekte ging. Obwohl das eigentlich Quatsch war. Ich hatte uns bereits verraten. Zumindest schien er es gut mit uns zu meinen. Trotzdem warf Rannu mir einen strengen Blick zu, als ich nickte.
    »Ihr kämpft und hasst immer noch, ihr geht mit Gewalt vor und vernichtet das Leben anderer Menschen?«, fragte er.
    »Das ist …« Jetzt suchte Rannu nach dem richtigen Wort.
    »Sophisterei?«, schlug der Mann vor, was Rannu mit einem Nicken bestätigte. »Vielleicht bedeutet es auch, die kollektive Verantwortung für das zu übernehmen, was die Menschheit tut.«
    Wie es schien, wollte mir niemand erklären, was Sophisterei war. Vielleicht war damit einfach nur so etwas wie Blödsinn gemeint. Vielleicht hatte Rannu das sagen wollen.
    »Also wartet ihr auf den Tod?«, fragte ich.
    »In gewisser Weise, aber wir werden uns nicht auf sein Spiel einlassen. Wir werden nach unseren eigenen Vorstellungen sterben.«
    Ich konnte mich nicht entscheiden, ob dieser Kerl ein durchgeknallter Lebensmüder oder einer der tapfersten Menschen war, die ich jemals kennengelernt hatte. Wobei sich beide Möglichkeiten natürlich nicht gegenseitig ausschlossen.
    »Trotzdem müssen wir kämpfen«, sagte Rannu.
    »Selbst wenn es sinnloser, schmerzvoller und destruktiver ist, als sich die eigene Waffe an den Kopf zu halten? Außerdem gibt es viele Möglichkeiten des Kämpfens. Dazu ist nicht immer Gewalt nötig.«
    Allmählich ergaben seine Worte für mich Sinn. Er sprach sehr überzeugend. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob er manche Worte verdrehte, damit wir das dachten, was wir denken sollten.
    »Ist das eure Methode, Leute zu rekrutieren?«, fragte ich.
    »Wir rekrutieren niemanden. Die Leute kommen zu uns, wenn sie bereit dafür sind. Ihr werdet nicht bei uns mitmachen. Ihr beiden seid immer noch voller Wut, Hass und Furcht. Ich kann die Flammen sehen, die in euch brennen. Sie umgeben euch wie eine Aura. Ich glaube, ihr müsst noch eine Weile gegen das Dunkle wüten.«
    Dazu konnte ich nichts sagen. War es Einsicht oder eine Verkaufstechnik? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass sie uns den Arsch gerettet hatten. Ich fragte mich, ob er immer noch kämpfte und einfach nur andere Methoden benutzte. Bessere Methoden, sofern sie funktionierten. Doch falls sie jemals Cronin, Rolleston oder den anderen über den Weg laufen sollten, würde man sie einfach erledigen. Wahrscheinlicher war allerdings, dass sie durch Bergungstrupps oder Plünderer starben. Weil sie die uralte Sünde begangen hatten, etwas zu besitzen, was jemand anderer haben wollte, und nicht gemein genug zu sein, es zu verteidigen. Oder das Ganze war nur eine umständliche Rechtfertigung ihrer Kapitulation.
    »Ihr werdet weiter eurem Weg folgen«, sagte er im Tonfall der Gewissheit. »Doch ihr müsst euch ausruhen, bevor ihr es tut. Wenn ihr geht, möchte ich euch bitten, nur das mitzunehmen, was ihr wirklich braucht.« Er stand auf und wandte sich zum Gehen. »Wenn ihr irgendetwas wollt, fragt einfach irgendwen. Man wird versuchen, euch zu helfen, so gut es geht. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt …« Er ließ uns allein.
    »Vielen Dank«, sagte ich, und Rannu wiederholte meine Worte.
    Er blickte sich nicht mehr zu uns um, aber er nickte, bevor er verschwand.
    Ich trank nicht viel. Brauchte ich auch gar nicht. Rannu trank, aber in Maßen. An diesem Abend hielt er mit mir Schritt und leerte genauso viele Metallbecher mit dem fermentierten Maschinenöl. Wir saßen unter einem kläglichen Blätterdach, das einmal zu einem Ziergarten gehört hatte, in einem Loch, das der ausgetrocknete Rest irgendeines ehemaligen Teichs war.
    Irgendwie gelang es der falschen UV -Nacht, sich kalt und feucht anzufühlen. Wir hatten uns beide in ausgeliehene Mäntel und Schlafsäcke gehüllt. In der höhlenartigen Villa war es vielleicht wärmer, aber keiner von uns wollte sich hineinbegeben. Das Höhlendach über uns hatte schon genug Ähnlichkeit mit einem Gefängnis.
    Viele Mitglieder von Das Ende tanzten um das große Feuer und lauschten

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