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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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einer bass- und rhythmuslastigen Musik, die mir unter normalen Umständen vermutlich gar nicht gefallen hätte. Sie waren nicht mehr als Schatten, wo das UV -Licht einen schroffen Kontrast zum Rot und Gelb der Flammen bildete. Sie wirkten unwirklich. Alle tranken viel und nahmen Freizeitdrogen, und wir bemühten uns, eine recht große Gruppe zu ignorieren, die nicht allzu weit von uns entfernt Sex hatte. Das Ganze hatte etwas Verzweifeltes. Der ugandische Dichter mit dem Stab lief zwischen den anderen umher und wurde immer wieder aufgehalten. Er nahm sich die Zeit, mit jedem zu sprechen, der ihn behelligte. Er hatte etwas Tröstendes, auch wenn er in den dunkleren Bereichen des Netzes unterwegs war. Vielleicht war seine freundliche und beruhigende Art die wahre Gefahr, eine Art Versuchung. Aber ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden, ihm zu misstrauen.
    »Nach Leicester, nachdem Rolleston mich fallen ließ, bat Ashmi mich, damit aufzuhören«, sagte Rannu aus dem Nirgendwo.
    Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, wer Ashmi war. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich Rannu nie nach seiner Familie gefragt hatte.
    Es war Rolleston gewesen, der Rannu an Berham verraten hatte, den Anführer der Thuggees, nachdem sich Rannu geweigert hatte, die Undercover-Aktion abzubrechen, um für den Major zu arbeiten. Rolleston hatte wieder einmal eine Lektion erteilt, weshalb man ihm in jedem Fall gehorchen sollte.
    »Das überrascht mich nicht. Niemand will, dass so etwas mit jemandem passiert, den man gut kennt.« Natürlich hatte ich mir die ganze körperliche Folter erspart, indem ich einfach geplaudert hatte. Nicht, dass es mir etwas genützt hätte. Zwei Schüsse.
    »Das ist der Punkt. Im unwahrscheinlichen Fall, dass ich das hier überlebe, werde ich aussteigen. Das ist meine allerletzte Mission. Yangani und Sangar sollten mit ihrem Vater aufwachsen, und Ash hat es verdient, ihren Ehemann an ihrer Seite zu haben. Obwohl es eine ganz andere Frage ist, ob ich sie überhaupt noch verdient habe. Ich möchte erleben, wie meine Kinder aufwachsen, und ihnen so viel wie möglich beibringen.«
    »Ich war überrascht, als Mudge mir erzählte, dass du eine Familie hast. Eigentlich hast du viel zu viel zu verlieren, um so etwas Idiotisches mit uns zu veranstalten.«
    »Ich hatte nie die Wahl.«
    Ich sah ihn an. Das verstand ich nicht.
    »Ich hatte nie Lust, für Rolleston zu arbeiten«, fuhr er fort. »Aber nachdem ich Bescheid wusste, nachdem ich in New York alles erfahren hatte, blieb mir keine andere Wahl. Ich glaube daran, dass die eigenen Kinder über einen urteilen. Das tun sie gar nicht mit Absicht – sie wissen nicht einmal, dass sie es tun –, aber wie könnte ich zu ihnen zurückkehren und ihnen in die Augen sehen, wenn ich nicht alles dafür getan hätte, eine Zukunft zu sichern, in der sie nicht mehr Futter für den Reißwolf oder eine Waffe aus verseuchtem Fleisch sind? Denn nachdem wir unser Fleisch mit den Maschinen verseucht haben, verseuchen wir unseren Geist mit den Dingen, die wir dann tun müssen. Ich kenne Rolleston. Er will meine Kinder zu Sklaven machen, er will uns alle versklaven. Er duldet keinen Widerspruch. Es wäre so, als hätte ich selbst es ihnen angetan. Aber jetzt ist es genug.«
    Es kam mir fast so vor, als würde er mich um Erlaubnis bitten. Als sollte ich ihm sagen, dass es ausreichte, was er getan hatte.
    »Ich glaube, du hast deinen Beitrag geleistet«, sagte ich. Obwohl ich ihn immer noch brauchte, um mir zu helfen, Rolleston zu töten.
    Erneut verfielen wir in Schweigen. Ich hatte Angst vor dem Einschlafen. Ich hatte Angst vor der schwarzen Sonne. Ich hatte Angst davor, Morags Tod wiederzuerleben, von dem ich wusste, dass er knapp unterhalb der Schwelle des Bewusstseins auf mich wartete.
    Ich nahm einen weiteren Schluck vom fermentierten Maschinenöl. Und ließ es brennen. Ich hoffte, dass es ein paar meiner Geschmacksnerven abtötete. Um den ständigen Geschmack nach Batteriesäure und verfaulten Eiern loszuwerden. Ich fragte mich, wie lange meine Lungenfilter noch durchhielten, bis sie ersetzt werden mussten. Ich fragte mich, wie viel Zeit Rannu noch hatte – bestimmt weniger als ich, sofern sie nicht schon abgelaufen war. Wurden seine Lungen mit jedem Atemzug verbrannt, während wir miteinander sprachen? Ich war mir sicher, dass die Symptome deutlicher wären, wenn es so wäre. Zumindest Husten und Keuchen, wenn er atmete.
    Schließlich versuchte Rannu zu schlafen. Aber er

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