Krieg im Himmel
seit dem Finalen Menschheitskonflikt kein Thema mehr war. Der Hass und die Gewalt wurden einzig und allein von deinen Meistern in die Welt gesetzt, soweit ich erkennen kann.«
»Du hast mich unterbrochen.«
»Dafür entschuldige ich mich.« Er machte tatsächlich einen zerknirschten Eindruck, als würde gutes Benehmen eine Rolle spielen. Ich dagegen war sauer, dass ich mich dazu herabgelassen hatte, mit diesem abergläubischen Höhlenmenschen zu sprechen, ihm eine Chance zu geben. Dabei ging es ihm die ganze Zeit nur darum, sich selbst reden zu hören.
»Wir bieten eine Chance, die ultimative Chance dazuzugehören, ein Teil dessen zu sein, wozu die Menschheit werden wird, und dafür werden wir angegriffen. Oder seid ihr der Meinung, dass mit den Menschen alles in Ordnung ist?«
»Ich glaube, es wäre zu reduktiv, die Clique für alle Probleme der Menschheit verantwortlich zu machen. Die Sache ist wesentlich komplexer. Aber diese Leute haben zweifellos einen bedeutenden Anteil an der derzeitigen Situation der Menschheit, meinst du nicht auch?«
»Eine Geburt ist immer ein schmerzhafter Vorgang.«
»Insbesondere bei einer Missgeburt.«
»Wie sollte die Alternative aussehen? Wollen wir die Wiedergeburt der Menschheit abbrechen? Und einfach in unserem animalischen Zustand verharren?«
»Ich glaube kaum, dass man so etwas erzwingen kann.«
»Die einzige Kraft ist das Resultat von Widerstand.«
»Weil manche nicht so leben möchten wie ihr.«
»Nein.« Das machte mich wirklich wütend. »Das ist nicht der Grund für den Widerstand. Der Grund dafür ist Furcht. Wir alle haben die Gelegenheit, besser zu werden, mehr zu werden, und die Rückständigen haben viel zu viel Angst vor dem Unbekannten, um sich mit dieser Vorstellung anfreunden zu können. Man versucht gar nicht erst, es zu verstehen, man schlägt einfach um sich wie verwöhnte Kinder, die nicht bekommen, was sie haben wollen.«
Salem lehnte sich auf dem Stuhl zurück und lächelte. »Das ist zumindest ein gewisser Fortschritt. Bitte, ich möchte es verstehen. Sag mir, wovor wir Angst haben.«
Ich erwiderte sein Lächeln. »Dann lass mich frei.«
»Du weißt genau, dass ich das nicht tun werde.«
»Dann ist das hier kein freier Meinungsaustausch.«
»Nur so lange, wie du Jakob gefangen hältst.«
»Ich bin Jakob, und ich glaube, dass du das weißt.« Ich wurde immer wütender, weil wir uns im Kreis drehten.
»Ich glaube, dass du Jakob assimiliert hast. Auf einer fundamentalen Ebene verstößt du gegen die Gesetze der Menschen und Gottes. Du hast kein Recht, es zu tun. Du musst gehen, und ich glaube, dass du das weißt.«
Es machte den Eindruck, dass man den ruhigsten Menschen der Welt hereingeschickt hatte, um mit mir zu sprechen. Wo war der Heide, wenn er gebraucht wurde?
»Und deine Diagnoseprogramme müssten dir inzwischen klargemacht haben, dass Jakob sich weiterentwickelt hat. Er ist jetzt etwas anderes. Genauso wie du weißt, dass dein Gott letztlich nur als Halluzination im Netz real ist, ein hohler Geist in deinen Neuronen. Wir haben etwas Konkreteres anzubieten.«
Ich stellte mir vor, wie wohl die Innereien dieses Mannes aussehen würden. Wie es wäre, sie zu Mustern anzuordnen, sie mir als Schmuck umzuhängen. War ihm nicht klar, dass Leute wie er für uns keine Bedeutung hatten? Sie waren Werkzeuge, mehr nicht, und wir waren nicht für ihr Wohlergehen verantwortlich.
»Alter Mann, ich kenne Engel und heilige Schrecken«, erklärte ich ihm verzweifelt.
»Du kennst gefallene Engel, mehr nicht.« Dann lächelte er. Anscheinend hatte er etwas gefunden.
»Was?«, wollte ich wissen, doch er antwortete nicht. »Verstehst du, dass wir an einem wichtigen Scheideweg der menschlichen Evolution stehen? Euer überholter Volksglaube wird von etwas Realem abgelöst.«
»Es ist nicht real. Es ist ein technologischer Horror, der mehr mit den Fiktionen einer Mary Shelley zu tun hat als mit der Erschaffung eines Gottes, aber das ist nur meine Meinung, und genau da liegt das Problem, wenn zwei Menschen über Glauben diskutieren. Du wirst mich nicht überzeugen, und ich werde dich genauso wenig überzeugen können, dass du unrecht hast. In einem solchen Fall können wir nur versuchen, unsere Unterschiede zu akzeptieren und sie vielleicht zu verstehen.« Seine Ruhe und Selbstgefälligkeit gingen mir auf die Nerven.
»Ich rede nicht über Glauben, sondern über Beweise. Ich biete dir die konkrete und persönliche Beziehung zu Gott, die ihr Hacker euch
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