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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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sachliche Diskussion über das schreckliche Leben, das sie gehabt hatte. Ich erinnerte mich, wie sie mir erzählt hatte, sich selbst zu verunstalten, sollte sie je als Militärhure enden. Ich sah sie an, doch sie wollte meinen Blick nicht erwidern. Extreme Gefühle waren in ihr Gesicht gemeißelt, in die Augen, die nicht mehr weinen konnten.
    »Schau mich an«, sagte ich, doch sie rührte sich nicht. Vorsichtig nahm ich ihr Kinn in die Hand. Sie zuckte nicht zurück. Ich drehte ihren Kopf, so dass sie mich ansehen musste. Ich bemerkte, wie schwer es ihr fiel. Noch mehr Verletzlichkeit vor dem Kerl, der ihr schon so große Schmerzen zugefügt hatte. »Du bist kein Opfer. Du warst nie eins. Du hast nur auf eine Gelegenheit gewartet, mehr nicht. Wenn es nicht so abgelaufen wäre, was ich mir fast wünsche, wäre es jemand anderer gewesen.«
    Sie schluckte und nickte. Ich betete, dass sie mir glaubte.
    Sie wandte den Blick ab. »Womit nur noch die Graue Lady übrig wäre«, sagte sie leise.
    Dieser Punkt musste früher oder später zur Sprache kommen. Mir wurde kalt, als sie es sagte.
    »Morag … ich … ich kann es nicht erklären oder rechtfertigen. Ich dachte, du wärst tot.« Ich glaube, ich hatte unbewusst nach dem Schlimmsten gesucht, was ich in dieser Situation sagen konnte, und einen Volltreffer gelandet.
    »Und deswegen war es richtig?«, zischte sie. Wütend, aber ich war dankbar, dass sie nicht schrie. »Sag mir … lag meine Leiche immer noch auf dem Boden?«
    »Ich wollte wirklich nicht …«
    »Hat sie dich vergewaltigt?« Sie war immer noch wütend, aber ich war mir nicht sicher, auf wen.
    »Was? Nein!«
    »Und warum?«, wollte sie wissen.
    »Ich habe es dir gesagt. Ich habe keine Antwort. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst …«
    »Ich will eine Antwort. Hilf mir zu verstehen, warum du eine kaltblütige Mörderin gefickt hast, als du dachtest, ich wäre tot.«
    »Ich war wirklich und ehrlich fix und fertig. Mir war alles egal. Ich wollte irgendjemandem nahe sein. Auch wenn es eine Lüge war, weil ich völlig allein war.« Ich glaube, das war die beste Erklärung, die ich geben konnte.
    Morag drehte sich von mir weg und schlang die Arme um die Knie.
    Ich starrte nur in meine Flasche.
    »Mann, ich wünschte, du wärst nicht hier«, sagte sie und sah mich schließlich an.
    »Ich habe versucht, mich in den Highlands zur Ruhe zu setzen.«
    Sie blickte auf, als wollte sie mich ohrfeigen. Dann lachte sie. »Unverschämter Mistkerl.« Dann wurde sie wieder ernst. »Was wollen wir jetzt tun? Wir hören einfach nicht damit auf, uns gegenseitig fertigzumachen.«
    »Wir leben in ziemlich extremen Umständen. Wenn wir hier raus sind, wird es anders sein. Ich verspr …«
    »Mach keine Versprechungen. Du kannst sie sowieso nicht halten.« Wieder drehte sie sich weg.
    Ich konzentrierte mich auf mein Bier und bemühte mich, nichts Dummes mehr zu sagen.
    »Hör mal, du bist mir nichts schuldig«, sagte ich schließlich. Als sie mich ansah, dachte ich, dass sie Tränen in den Augen gehabt hätte, wenn sie nicht aus Kunststoff bestehen würden. »Du entscheidest. Ich weiß nur, dass ich dich sehr liebe und für immer lieben werde, aber wir müssen irgendwie zusammenarbeiten, weil wir die anderen in Gefahr bringen können. Du entscheidest.«
    »Also liegt die ganze Verantwortung bei mir?« Sie schniefte. »Typisch.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich möchte, dass wir zusammen sind, aber du bist die Geschädigte, also musst du den nächsten Schritt machen.«
    Sie sah mich eine Weile an und stand dann auf.
    »Bevor du gehst, möchte ich dir noch sagen, dass du die anderen nicht so drängen solltest.«
    Sie sah mich nicht an, aber sie nickte. »Ich weiß. Cat hat mit mir geredet.«
    »Was wirst du tun?«
    Sie drehte sich um und blickte auf mich herab. »Darüber nachdenken, wie viel es gekostet hat hierherzukommen. Buck, Gibby, Balor, der Vikar, DogFace, zahllose andere Menschen, deren Namen wir niemals erfahren werden, von denen wir einige getötet haben. Das darf nicht umsonst gewesen sein, vor allem jetzt, wo wir so nahe dran sind.«
    Ich hörte die stählerne Entschlossenheit in ihrer Stimme. Ich konnte ihr nicht sagen, dass all das sehr oft gar keine Rolle spielte, dass viele Menschen für erheblich weniger starben.
    »Ich glaube, dir ist gar nicht klar, dass wir hier in einer viel zu hohen Gewichtsklasse boxen«, sagte ich stattdessen.
    »Trotzdem müssen wir etwas daraus machen.«
    Darauf konnte ich nichts

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