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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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habe. Ich erinnere mich an meine Gedanken. Ich …«
    Ich konnte mir die Besessenheit nicht erklären, konnte sie nicht mit mir in Einklang bringen. Was ich gedacht hatte. Aus Weiß war ein tiefes Schwarz geworden. Dass ich all diese schrecklichen Dinge gewollt hatte, die ich getan hätte, wenn ich frei gewesen wäre.
    »Du weißt, dass du nicht du selbst warst, oder?«, fragte Mudge und gab mir die Flasche zurück.
    »Eigentlich schon, aber … für mich war es real, und meine Erinnerungen daran sagen mir, dass ich es war. Meine Gedanken … Als wäre alles, was ich getan habe – töten, kämpfen, rauben, verletzen – nicht annähernd schlimm genug gewesen.«
    »Dein besessenes Ich war nicht unausstehlicher als dein wirkliches Ich«, sagte Mudge und grinste im Dunkeln, was ich mit einem Stinkefinger beantwortete. »Das ist dein Problem. Du bist nicht mit dem zufrieden, was du bist. Du möchtest ein netter Kerl sein, den alle mögen, aber wir leben nicht in einer solchen Welt. Finde dich damit ab, was du bist, tu dein Bestes, aber mach dir klar, dass du manchmal ein Arschloch sein musst. Wenn du jemanden im Kampf besiegen willst, musst du ein größeres Arschloch sein als er.«
    »So einfach ist das?«
    »Nein, das sind nur Worte. Ich schlage dir ernsthaft vor, so lange betrunken und bekifft zu bleiben, bis die bösen Gedanken und Erinnerungen weit genug in die Ferne entschwunden sind.«
    »Du bist mir ein großer Trost, Mudge. Ganz ehrlich.«
    Mudge zündete einen weiteren Joint an. Die Flamme verzerrte seine Gesichtszüge und gab ihm ein dämonisches Aussehen. Dann verschwand die Flamme, aber die Glut blieb.
    »Vielleicht ist das der Punkt«, sagte ich. »Wir haben weder die Mittel noch das Engagement, so ein Drecksack wie Rolleston zu sein. Wie sollen wir so etwas besiegen?«
    Mudge zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir gar nicht sicher, ob wir siegen müssen. Hauptsache, wir kämpfen. Beweisen, dass wir am Leben sind, dass wir hier und jetzt sind.«
    »Du klingst wie Balor.«
    »Balor wollte Ruhm. Ich will einfach nur leben, ohne auf dem Bauch herumkriechen und um Almosen betteln zu müssen.«
    Ich nickte. Es hatte die alkoholische Logik, die brillant klang, bis man am nächsten Morgen aufwachte und erkannte, dass die Welt erheblich komplizierter war.
    »Also sind wir jetzt damit fertig, uns selbst in einer dunklen Höhle leidzutun«, sagte Mudge. »Und nachdem du wieder gut und betrunken bist, solltest du dir jemanden für eine nette Runde Sex suchen.«
    Für einen Moment klang es für mich nach einer richtig guten Idee. »Willst du dich wieder mit Merle vertragen?«, fragte ich dann.
    Mudge zuckte mit den Schultern. »Willst du den Heiden aus der Verantwortung nehmen?«
    Ich schüttelte energisch den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Angeblich waren wir mal Kumpel. Du hast keine Ahnung, was ich seinetwegen durchgemacht habe!«
    »Er dachte, er hätte das Richtige getan. Ihm wurde klar, dass es Opfer geben muss. Du hast ständig solche Opfer gebracht.«
    »Blödsinn! Ich habe jedes Mal versucht, alle wieder nach Hause zu bringen. Er hat mit eiskalter Berechnung entschieden, mich über die Klinge springen zu lassen. Er hat mich in die Hölle geschickt! Er hat Glück gehabt, dass ich ihn nicht getötet habe. Vielleicht tue ich es noch, je nachdem, wie gut ich schlafen kann, wenn das hier vorbei ist.«
    »Ja, okay. Ich kann nicht viel zu seiner Verteidigung vorbringen, außer dass er uns in Maul-Stadt den Arsch gerettet hat.«
    »Meine Herren?«
    Mudge und ich schrien gleichzeitig. Die Flasche krachte auf den Boden. Im nächsten Moment waren wir aufgesprungen und hatten die Handwaffen gezogen.
    Salem stand im Höhleneingang, in warmer Kleidung, einen Rucksack geschultert und mit einem Gehstock. Er breitete die Arme aus, um zu demonstrieren, dass er keine bösen Absichten hegte.
    »Verdammte Scheiße, Salem! Legst du es darauf an, erschossen zu werden?«, wollte ich wissen.
    Er runzelte die Stirn, als er meinen Fluch hörte.
    Ich war viel wütender auf mich selbst als auf ihn.
    »Dazu solltest du eigentlich nicht in der Lage sein«, sagte Mudge, womit er recht hatte. »Trinkst du was mit?«
    »Du weißt, dass ich es nicht tun werde.«
    »Rauchen?« Mudge bot ihm den Joint an, den er gerade angezündet hatte.
    »Klingt verlockender, aber nein.«
    Mudge nickte und zeigte mit dem Joint auf ihn. »Ach ja. Ihr habt früher dieses Zeug geraucht und seid dann losgezogen, um Leute umzubringen, nicht wahr?«
    Salem

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