Krieg im Himmel
hallte.
Mudge und ich bemühten uns so sehr, nicht zu stark zu wanken, dass es völlig offensichtlich sein musste, wie betrunken wir waren. Von Cat und Morag kamen missbilligende Blicke, als wir versuchten, unsere Pritschen zu erreichen, ohne umzufallen. Dafür würde ich zahlen müssen.
Ich blickte zum Felssims hinauf, wo Kopuwai in seinem Alkoven stand. Ich sah, dass die whanau ein Gespräch mit Soloso führten.
Morag kam auf mich zu. Ich ahnte Ärger, aber ich glaubte, dass es guter Ärger sein würde. Wenn ich wegen Verantwortungslosigkeit getadelt wurde, bedeutete das, dass ihr noch etwas an mir lag. Außerdem hatte sie mir gesagt, dass ich zu Mudge gehen und mit ihm über seine Gefühle reden sollte. War ihr nicht klar, wie betrunken Männer sein mussten, um so etwas zustande zu bringen? Außerdem hatte ich mit Mudge gesprochen. Wie hatte sie sich den Ablauf vorgestellt?
Der Kerl mit dem Zylinderhut und dem altertümlichen langen Gewehr, der auf einem Sims stand und die Leute beobachtete, war jedoch etwas eigenartig. Vor allem, weil er noch nicht da gewesen war, als ich kurz davor in die gleiche Richtung geblickt hatte.
»Keine Bewegung!«, rief ich. Aber er bewegte sich sowieso nicht. »Weg mit dem Gewehr!« Widersprüchliche Anweisungen.
Ich ging auf ihn zu, die Laserpistole mit beiden Händen gefasst, und während der SmartLink das Fadenkreuz über sein blasses Gesicht legte, fühlte ich mich plötzlich sehr nüchtern. Mudge war im nächsten Moment mit der gezückten Sig hinter mir. Morag hatte ihre Pistole gezogen und kam zu uns gerannt. Auch andere wurden jetzt aufmerksam.
Wer auch immer das war, er war einfach an unseren Wachen und Sensoren vorbeispaziert und stand nun mitten im Lager. Seine Waffe sah sehr alt aus und bestand hauptsächlich aus Holz. Um den Lauf war so etwas wie eine Spule gewickelt, worauf ich mich fragte, ob es vielleicht um ein selbstgebasteltes Gauß-Gewehr handelte. Der Kerl trug dunkle Arbeitskleidung, über der ein halblanger Umhang oder Mantel hing. Seine Haut war außergewöhnlich blass, und er war deutlich größer und schlanker als die meisten Bewohner von Lalande 2. Ein flexibler Schlauch aus einem messingfarbenen Material führte vom Brustbereich bis zu einer Gesichtsmaske, die aus einem ähnlichen Material wie der Schlauch zu bestehen schien, genauso wie die vorstehenden Linsen seiner kybernetischen Augen. Auch sie sahen selbstgemacht aus, obwohl sie offenbar gute Wertarbeit waren.
»Auf den Boden!«
»Waffe fallen lassen, oder wir schießen!«
Er beobachtete einfach nur den Aufruhr, als würde er uns studieren.
»Nicht schießen!« Heckschütze kam den Sims heruntergerannt und hielt auf uns zu.
»Ein Freund von euch?«, fragte Cat ihn.
Die übrigen whanau trafen nur wenig später ein.
»Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte Heckschütze, der durch unsere Gruppe nach vorn marschierte, um einen besseren Blick auf den Kerl zu haben.
Der Infiltrator bewegte einfach nur den Kopf hin und her, als würde er uns mustern. Obwohl er augenscheinlich menschlich war, hatte er etwas sehr Alienhaftes. Er beobachtete uns, als hätte er noch nie zuvor Menschen gesehen.
»Also wer zum Teufel ist das, und was macht er hier?«, wollte Cat wissen.
»Und wie ist er an unseren Wachen vorbeigekommen?«, fügte ich hinzu.
»Ich glaube, er ist ein Morlock«, sagte Heckschütze und starrte ihn mit beinahe ehrfürchtigem Gesichtsausdruck an.
»Blödsinn! Das ist nur ein Mythos«, spottete Soloso, als er zu uns stieß.
»Was ist ein Morlock?«, fragte Morag.
Mudge öffnete den Mund.
»Nein, nicht du«, fuhr sie ihn an. »Jemand, der weiß, wovon er spricht.«
Mudge machte den Mund wieder zu.
Ich bemerkte, dass der seltsame Mann Heckschütze angesehen hatte, als er das Wort »Morlock« ausgesprochen hatte.
»Soloso hat recht – sie sind ein urbaner Mythos«, begann Big Henry. Ich sah, dass viele Kiwis nickten, aber einige hatten die Hände um die kleinen Amulette aus Holz oder Grünstein geschlossen, die sie tikis nannten. In der Höhle breitete sich eine abergläubische Furcht aus. Was ich ihnen nicht verübeln konnte. Der Kerl war unheimlich, und das Unheimlichste war, wie er so mühelos hereinkommen konnte. »Angeblich datiert er zurück in die frühe Kolonialzeit, während des Krieges, während des großen Mineralienrauschs auf Lalande 2. Als die Konzerne kamen, gab es Gerüchte, dass einige der unabhängigen Prospektoren und Geologen in die Tiefe gingen, so tief wie
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