Krieg im Himmel
fünf, tranken uns besinnungslos und erzählten uns die witzigsten Geschichten über sie, an die wir uns erinnern konnten. Mudge erzählte von der Zeit, als er sich in New York versteckt hatte. Balor hatte sich mit jemandem von der amerikanischen Regierung getroffen. Um den Kerl nervös zu machen, war er nackt zum Treffen erschienen, mit einer gewaltigen Erektion in einem Raum, der vollständig mit Flachschirmen ausgekleidet war, die Viz-Naturdokus mit laichenden Fischen zeigten. Mudge und ich erzählten die Geschichte, wie der Vikar mir an Bord der Santa Maria den Schlossbrenner gab, den er im Arsch versteckt gehabt hatte. Ich erzählte eine Geschichte, die ich aus zweiter Hand hatte, wie Buck und Gibby versehentlich eine Boden-Luft-Geschützstellung von IHNEN mit lebenden Hühnern bombardierten, die für ein Abendessen mit hoffnungslos optimistischen Offizieren gedacht gewesen waren.
Jeder hatte irgendeine Geschichte auf Lager, die meisten über Balor, der von allen am bekanntesten gewesen war. Viele Geschichten waren vermutlich reine Mythen. Mudge und ich wussten recht viel über Buck und Gibby, und wir alle hatten etwas über die Zeit zu sagen, die wir mit ihnen verbracht hatten. Wir wurden immer betrunkener.
Ich hoffte, dass die Hard Luck Commancheros in Crawling Town dasselbe für Buck und Gibby getan hatten. Und ich hoffte, dass man Balor im Piratenreich von New York dieselbe Ehre erwies. Auch wenn die Berichte aus New York auf schwere Konflikte zwischen den Fraktionen hindeuteten, die bisher durch die bloße Macht der Persönlichkeit Balors zusammengehalten worden waren.
Um den Vikar tat es mir am meisten leid. Er schien nie viele Menschen um sich herum gehabt zu haben. Ich hatte ihn nur in der Santa Maria erlebt, dann vor Gericht und schließlich in Dundee. Es war hauptsächlich eine Geschäftsbeziehung gewesen. Er hatte mir Technik besorgt, die ich brauchte, als ich es mir leisten konnte. Ich hatte nicht geglaubt, dass seine verzweifelte Gemeinde ihn vermissen würde. Vielleicht das Essen und die Kleidung, die er verteilt hatte, aber nicht das Höllenfeuer und die Verdammnis. Hatte er Familienangehörige, die um ihn trauerten? Wussten sie es überhaupt? Vielleicht war das eine Sache, um die ich mich kümmern sollte. Ich könnte ihnen sagen, was für ein Mensch der verrückte alte Mistkerl wirklich gewesen war. Damit sie stolz auf ihn waren. Falls es sie interessierte.
»Die Sonne geht auf!«, verkündete Mudge, und die Nacht schien tatsächlich einen rötlichen Schimmer anzunehmen.
»Du willst doch nicht etwa jetzt schon aufhören?«, stieß der Heide nach mehreren Versuchen hervor. »Leichtgewicht«, fügte er hinzu.
»Nein. Dieser Leichenschmaus ist in die nächste Phase übergegangen«, verkündete Mudge. »Die ich gern als die Hurenphase bezeichne! Auch wenn ich sie in der Vergangenheit oft die Phase der sexuell übertragbaren Krankheiten genannt habe.« Mudge versuchte aufzustehen, was ihm jedoch nicht gelang. Dann drehte er sich zu Morag um. »Mach dir keine Sorgen. Hab dich nicht gemeint.«
Wir alle zuckten zusammen.
Morag blickte ihn finster an, doch dann brach sie in Gelächter aus. Sie beugte sich vor und kniff ihm in die Wange. »Schon gut, mein Lieber. Ich bin gar nicht dein Typ, richtig?«
»Nein, nicht genug Penisse«, bestätigte Mudge.
Rannu, der noch stiller als sonst wurde, wenn er trank – zumindest hoffte ich, dass er betrunken war, angesichts der Menge, die er intus hatte –, schien gründlich über diese Bemerkung nachzudenken.
»Wie viele Penisse hat Morag?«, fragte er schließlich. Wir lachten uns schlapp. Rannu sah uns nur verwirrt an. Wir hatten eine gefährliche Menge getrunken.
»Die Frage ist eher: Wie viele Penisse braucht er?«, warf der Heide ein.
»Alle! Alle Penisse!«, rief Mudge. Von der Straße drang Jubel herauf. »Außerdem müssen Morag und Jakob sich zurückziehen, um wilden Wiedergutmachungssex zu haben!«
»Was? Moment mal …«, stieß ich hervor, doch Morag griff einfach nach mir.
»Komm mit.«
Es hatte etwas Dringliches. Es war ein Bedürfnis, für uns beide. Es war nicht wild, aber auch nicht allzu zärtlich. Sie ritt mich, während ich sie hochhielt, den Rücken gegen die Wand des heruntergekommenen Zimmers ganz oben in der cantina gedrückt. Die Glastür zum Balkon war offen und ließ die Morgenluft herein. Vielleicht war es Leidenschaft – es fällt mir schwer, mich genau zu erinnern. Sie führte mich. Sie hatte mich unter Kontrolle. So
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