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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Möglichkeit, im Cotton Club zu sitzen, die Musik von Miles Davis zu schänden und sich selbst leidzutun. Sie ist einfach nur kalt und still, und wir haben nicht einmal eine Leiche, die wir zu Hause in Philly begraben könnten.«
    »Das mit Cat tut mir sehr leid.«
    »Lass das. Sie war eine Soldatin. Sie wusste, worauf sie sich eingelassen hat. Für dich war es anscheinend sehr schlimm, obwohl ich das in meiner Position ganz schlecht beurteilen kann, aber du könntest das entweder als Vorwand benutzen, um alle anderen von dir fernzuhalten und zu deiner elenden, einsamen Existenz aus Halbheiten zurückzukehren, oder du könntest einfach weitermachen.«
    »Bist du fertig?«, fragte ich.
    Merle starrte mich eine Weile an. Es war genau der Blick, den man oft sah, bevor jemand richtig sauer auf einen wurde und schließlich zuschlug.
    »Nein. Ich habe verstanden, dass du dich ärgerst, weil du das Opfer warst, aber der Heide hat die richtige Entscheidung getroffen. Und ich glaube, dass du der Meinung bist, du könntest ihn auf eine Weise herumschubsen, die ich mir niemals gefallen lassen würde. Jedenfalls darfst du das nicht tun. Lass ihn in Ruhe, sonst werde ich es dir noch einmal in aller Deutlichkeit erklären, verstanden?« Mit einem letzten Blick voller Verachtung drehte er sich um und ging zur Tür. Dort blickte er sich noch einmal über die Schulter um. »Nachdem du das zu Morag gesagt hast, das mit dem Tod der vielen Menschen, hat sie gekotzt, als sie aus dem Netz zurückkam. Nur damit du weißt, dass du es geschafft hast, sie zu verletzen.« Damit verließ er meine Zuflucht.
    Sie wählte keinen guten Zeitpunkt. Ich war ziemlich betrunken. Dazu hatte ich mich entschieden, weil ich nicht darüber nachdenken wollte, was Merle zu mir gesagt hatte. Nur dass ich doch darüber nachdachte. Betrunken war es jedoch viel einfacher, sich Rechtfertigungen für mein Verhalten einfallen zu lassen. Wir wollten doch ehrlich sein: Merle und der Heide hatten mich verraten, und Morag hatte mich benutzt.
    Physisch ging es mir schon deutlich besser. Die untere Hälfte meines Körpers war nachgewachsen, beziehungsweise hatten die Alien-Naniten sie nachwachsen lassen. Früher oder später würde ich den Hellion verlassen und mich leibhaftig den anderen stellen müssen.
    Der Alkohol machte mich sentimental. Oder ich hätte schon vorher über diese Dinge nachdenken sollen statt über meine eigene Wut und Verletztheit. Ich vermutete, dass auch die Puppentheaterleute auf ihre Art nicht immer nett gewesen waren, aber wer war das heutzutage noch? Wir – nein, ich hatte sie über die Klinge springen lassen. Merle hatte recht: Ich war kein Stück besser. Ich durfte mich nicht beklagen, weil man mich verraten hatte. Wir hatten sehr viel erreicht, aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich nicht nach einem Triumph an. Ich dachte an die Verluste. Die whanau hatten gewusst, dass ein Angriff auf die Zitadelle mit ihrer Ausrüstung den sicheren Tod bedeutete. Aber sie hatten es trotzdem getan. Sie hatten für sich selbst gekämpft, aber auch für eine Heimatwelt, die sie niemals kennengelernt hatten. Ihr hartes, gewalttätiges Leben hatte ein hartes und gewalttätiges Ende gefunden, und sie hatten etwas Besseres verdient. DogFace hatte auf jeden Fall etwas Besseres verdient, als von mir mit einer Granate in die Luft gejagt zu werden. Das Gleiche galt für die anderen armen Kiwi-Schweine, die ich getötet hatte.
    Ich ballte eine Faust und schlug mir damit gegen den Kopf. Hier stimmte etwas nicht. Etwas, das von meiner Riesenportion Selbstmitleid überdeckt wurde. Wenn ein betrunkenes Arschloch auf der Straße einem ins Gesicht spuckt, weiß man, dass man weitergehen sollte, weil es die Sache einfach nicht wert ist, aber man tut es dann doch nicht. Weil es plötzlich um den eigenen Stolz geht.
    Cat. Eine Lasersalve in den Kopf. Knapp unter dem Helm. Jetzt keine Cat mehr. Mein One-Night-Stand mit der tödlichen Waffe an ihrer Schulter. Hast du deinen eigenen Verrat vergessen? Ist das der Grund, warum du dich hier drinnen versteckst, oder tust du es nur, weil du weißt, dass du nicht davor weglaufen kannst? Du hast bereits wegzulaufen versucht, und es hat nicht geklappt.
    »Jakob?«, fragte sie.
    Ich blickte auf, und ihr Avatar war einfach nur wie sie. Keine Dame mit Fransenkleid aus der Prä- FMK -Ära, kein Blumenmädchen, keine Schwarze Annis. Sie wirkte verängstigt und verletzlich. Ich war gerade noch Arschloch genug, um zu denken, dass ich sie so

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