Krieg im Himmel
mochte. Ich riss mich zusammen, versteckte mich immer noch hinter Zorn und Stolz.
»Was bin ich?«, wollte ich wissen.
»Das hatten wir doch schon ein paarmal. In deinem Körper befinden sich Alien-Naniten. Wenn du mit ihnen experimentieren würdest, hättest du mehr Kontrolle darüber. Sie unterscheiden sich gar nicht so sehr von deiner übrigen Kybernetik.«
Ich schüttelte bereits den Kopf, bevor sie zu Ende gesprochen hatte. »Nein. Was mit mir passiert ist, war nicht mehr menschlich.«
»Ich muss zugeben, ich dachte nicht, dass so etwas passieren würde. Es war ziemlich extrem. Ich dachte, du könntest vielleicht nur durch Berührung oder so kommunizieren, aber du warst ziemlich fertig.« Sogar sie klang leicht besorgt.
»Ja, aber das ist in Ordnung, weil alles wieder nachwächst«, sagte ich verbittert.
»Jakob, kannst du nicht genauso glücklich und zufrieden sein wie wir alle?«, sagte sie in fast flehendem Tonfall.
»Ich glaube nicht, dass noch allzu viel von Jakob übrig ist. Für dich und den verdammten Heiden scheine ich nur ein Versuchsstand für Alien-Technologie zu sein.«
»Verdammt noch mal! Du lebst! Warum bist du der Einzige, der sich nicht darüber freut? Cat, Mutter, Heckschütze, Big Henry, DogFace, Buck, Gibby und Balor – alle tot!«
»Das hättest du mir sagen sollen!«, brüllte ich sie an.
Sie wich einen Schritt zurück, ein anerzogener Reflex, aber ihre Miene verhärtete sich sofort, und sie trat vor, um mit dem Finger auf mich zu zeigen. »Weil du es mir natürlich gestattet hättest! Oder etwa nicht? Du hast uns gerettet. Mit deinen Fähigkeiten hast du dafür gesorgt, dass wir am Leben bleiben. Bist du vielleicht auch deswegen wütend? Und ich verstehe, dass du Angst davor hast, wie Rolleston oder Gregor zu werden …«
»Die hatte ich«, sagte ich und meinte damit die Phase der Besessenheit. Dann war ich zu etwas Schlimmerem als Gregor geworden.
»Ich weiß – ich war dabei. Aber was dich gerettet hat, der Grund, dass du jetzt hier bist, ist die Alien-Technik – oder wie auch immer man sie nennen will – in deinem Kopf. Komm damit klar, verdammt!« Sie richtete sich auf und verschränkte die Arme.
Ich starrte sie nur an.
»Weißt du, was ich glaube?«, fuhr sie fort. »Ich glaube, du hast einfach nur Angst, ein anständiges Leben führen zu müssen, wenn wir das hier überstehen. Ich glaube, wenn du gestorben wärst, wäre das leichter gewesen, als die Verantwortung für dich selbst zu übernehmen. Deshalb bläst du hier drinnen Trübsal. Ich glaube, wenn du draußen bist, wirst du sofort in die Senso-Kabinen zurückkehren.«
Das tat weh. Das tat weh, weil es genau ins Ziel traf.
»Danke, dass du vorbeigeschaut hast. Jetzt geht es mir schon viel besser.« Ich hatte ein fieses Gefühl der Befriedigung, als ich sah, wie empört sie auf die Entlassung reagierte. Ich wandte mich von ihr ab.
»Jakob, wir können so nicht weitermachen«, sagte sie.
»Das finde ich auch.«
»Sprich mit mir.«
Ich antwortete nicht.
»Der Heide glaubt, dass wir eine Chance gegen Demiurg haben, aber …«
Ich reagierte nicht. Ich hörte die Tränen in ihrer Stimme.
»Ich versuche dir Lebwohl zu sagen.«
23. Kapitel
HOCH-PACIFICA
Ich blickte auf die Erde hinab. Es war tatsächlich Terra, die Erde; selbst in der Nacht war sie unglaublich blau. Die Städte waren keine Narben, sondern Bänder und Wolken aus Lichtern. Ich blickte aus fünfunddreißigtausend Kilometern Höhe auf die Pazifikküste. Ich hatte noch nie meinen Fuß auf diese Region der Welt gesetzt. Sie sah wunderschön aus, wie zu Hause.
Wir befanden uns in der Abfluglounge der Ersten Klasse, und die anderen Passagiere ließen den verlotterten, rabiaten, halb betrunkenen Soldaten eine Menge Freiraum. Ein großer Teil der Lounge bestand aus Glas. Wir konnten das riesige Kabel des Fahrstuhls unter uns sehen. Wir beobachteten, wie schwere Passagier- und Frachtkabinen emporstiegen. Über uns konnten wir das Ballett der Schlepper, Transfer-Shuttles und kleineren Schiffe sehen, die am Umschlaghafen andockten. In der Ferne reihten sich größere Schiffe in verschiedenen Orbits aneinander, genauso wie Satelliten, Raumstationen, Habitate und Waffenplattformen. Viele der Schiffe, die wir sahen, gehörten zum Militär. Es sah aus wie eine Blockade. Der viele Verkehr ließ den Weltraum kleiner und betriebsamer erscheinen, als er sein sollte.
Preminierministerin Komali Akhtar hatte auf uns gewartet, genauso wie Sharcroft. Die
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