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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Begrüßung fiel nicht wesentlich freundlicher aus als nach meiner Rückkehr im Anschluss an die Meuterei in der Santa Maria . Es gefiel ihnen gar nicht, dass Morag Cronin getötet hatte.
    Ich war auf sie losgegangen. Mit ausgefahrenen Klingen. Trotzdem war es eher eine Geste. Mudge, Rannu und die anderen hatten dafür gesorgt, dass ich nicht an meine Waffen herankam, als wir ausgestiegen waren. Erwartungsgemäß hatte ich sie angeschrien, dass sie mich verraten hatten. Sie waren auf mich vorbereitet gewesen, und Mike und Lien hatten sich – vermutlich auf Akhtars Anweisung hin – in Duldsamkeit geübt und nicht auf mich geschossen. Darauf folgte eine sehr unangenehme Besprechung. Auch weil etwa die Hälfte der Leute im Konferenzraum der anderen Hälfte nicht in die Augen blicken konnte. Aber vielleicht lag es auch nur an mir. Wenigstens hatten sich Mudge und Merle zusammengerissen.
    Nun hielt ich ein Bier in der einen und einen sehr guten Whisky in der anderen Hand. Rannu und Mudge saßen links und rechts von mir. Der Heide, Morag und Merle waren mit Sharcroft verschwunden. Trotz der großen Menge, die wir getrunken hatten, und trotz Mudges Anwesenheit verhielten wir uns ungewöhnlich zurückhaltend. Wir alle blickten einfach nur auf die Erde hinab.
    »Wo wohnst du?«, fragte ich Rannu.
    Er zeigte auf Asien, knapp oberhalb des indischen Subkontinents.
    »Also hast du beschlossen, ein Arschloch zu sein, nur weil du jetzt ein Krakengesicht hast?«, fragte Mudge.
    Ich sah ihn an und erwartete ein sarkastisches Grinsen. Aber er war völlig ernst.
    »Meinst du nicht, dass sie ohne mich besser dran ist?«, fragte ich ihn.
    »Klar doch«, sagte Mudge, und Rannu nickte dazu. Dann verfielen wir drei wieder in brütendes Schweigen.
    »Es reicht immer noch nicht, oder?«, fragte ich.
    Rannu und Mudge schüttelten gleichzeitig den Kopf.
    Ich wandte mich an Rannu. »Du musst nach Hause gehen«, sagte ich.
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Hat sie dir von unserem Plan erzählt, mit Demiurg fertigzuwerden?«, fragte Mudge.
    Rannu warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Ich habe ihr keine Chance dazu gegeben.«
    »Hab mich schon gefragt, warum du den Heiden noch nicht massakriert hast.« Dann erzählte er es mir.
    »Dieser verdammte Drecksack!« Jetzt war ich wirklich wütend. Es war nicht die Wut, mit der ich mein Selbstmitleid abreagierte, sondern echte Wut. Der kalte Knoten im Bauch, der meine Mordlust weckte. Ich war mir nur noch nicht sicher, wen ich töten wollte.
    Ich blickte auf die Welt hinab. Ich wusste, was da unten war. Ich wusste, dass vieles davon armselig, gefährlich, gewalttätig und verwahrlost war. Ich wusste, dass die netten Teile fast nur den reichen und mächtigen professionellen Arschlöchern dieser Welt vorbehalten war, aber aus fünfunddreißigtausend Kilometern Höhe sah alles friedlich aus. Wenn Rolleston mit vier Kolonialflotten hier eintraf, würden wir die Folgen von hier oben erkennen können. Dann würde es nicht mehr friedlich aussehen, sondern verfault und krank, falls er sich durchsetzen konnte. Ich wusste, dass er morgen kommen würde. Ich glaube, dass Rannu recht hatte, als er sagte, dass es keinen Sinn machte, sich davor verstecken zu wollen. Was hätte ich auch tun können? Nach Dundee zurückkehren, mich in eine Senso-Kabine verkriechen und auf das Ende warten?
    »Gott?«, subvokalisierte ich über meine interne Kom-Verbindung.
    »Ja, Jakob?« Gott klang erschöpft. Vielleicht verängstigt. Früher oder später würden sie ihn einweihen müssen. Von ihm wurde erwartet, dass er sich dem Kampf stellte. Ich vermutete, dass sie damit bis zum letzten Moment warten wollten, weil Gott den Plan sofort öffentlich machen würde. Falls Rolleston Agenten im System hatte, wovon ich ausging, würden sie davon erfahren und die Bösen unmittelbar nach ihrer Ankunft erkennen.
    »Kannst du mir sagen, wo der Heide, Morag und Sharcroft sind?«, fragte ich. Wir hatten noch viel zu tun.
    Zuerst Sharcroft. Die Stiefeltritte hallten durch den kargen, zweckmäßig konstruierten Korridor des militärischen Raumhafens von Hoch-Pacifica. Hier wimmelte es von Soldaten und Raumfahrern, die sich hektisch auf die Ankunft der Kolonialflotten vorbereiteten. Die Sicherheitsstufe war hoch, und ängstliche Jungen in Militäruniformen hielten uns mit vorgehaltener Waffe auf. Ob sie Angst vor uns oder dem bevorstehenden Kampf hatten, war schwer zu sagen.
    Sharcroft hatte unseren wiederholten Anfragen nachgegeben. Zum

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