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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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funktionieren«, sagte Mudge, der Stratege.
    »Scheiß drauf. Das ist jetzt deren Problem«, sagte ich ohne jede Gefühlsregung.
    Die Schmerzen waren inzwischen einigermaßen erträglich. Altes verbranntes Fleisch schälte sich ab und wurde auf äußerst unmenschliche Weise durch neues rosafarbenes und empfindliches Gewebe ersetzt. Ich lebte im Hellion, im Fleischanzug, und wurde von seinen Lebenserhaltungssystemen umsorgt. Ich nahm viele Schmerzmittel und verbrachte die ganze Zeit in der Zuflucht, die Morag für mich entworfen hatte. Ich hielt mich von den anderen fern, sprach auch nicht mit Gott. Wir hielten das, was wir über Rollestons Pläne wussten, weiterhin von Gott fern. Eine Verbreitung dieser Informationen hätte Panik zur Folge gehabt. Deswegen fragte ich mich, warum wir uns überhaupt die Mühe gemacht hatten.
    Aber so hatte ich eine Menge Zeit, um Trompete zu üben. Ich glaube, ich war inzwischen recht gut, vor allem mit den bluesigen Nummern.
    In Absprache mit Mudge hatten wir eine Möglichkeit ausgearbeitet, die Flüssigkeitsblase des Hellion mit Whisky zu füllen, um das Ganze ans isolierte Netz anzuschließen, damit ich synchron einen Schluck virtuellen Whisky nehmen konnte. Das und die Tatsache, dass die Luftaufbereitung der Tetsuo Chou es endlich geschafft hatte, den Gestank nach faulen Eiern herauszufiltern, war das Beste, was ich bisher auf dieser Reise erlebt hatte.
    Ich saß auf einem Stuhl auf der Bühne und spielte eine Nummer, die ich eben erst gelernt hatte, als ich sah, wie Merle eintrat. Er war so ziemlich der letzte Mensch, mit dem ich hier gerechnet hatte.
    »Wie zum Teufel bist du reingekommen?«, wollte ich statt einer Begrüßung wissen.
    »Der Heide«, sagte er nur.
    »Passt. Ihr beiden habt vieles gemeinsam. Du solltest ihm vielleicht sagen, dass ich nicht ewig hier drinnen festsitzen werde und er bereits auf meiner schwarzen Liste steht. Ich lege großen Wert auf meine Privatsphäre.«
    »Du meinst, auf deine Schmollsphäre?«
    Ich drehte mich um und bedachte ihn mit einem bösen Blick.
    »Was?«, fragte er. »Du kannst mich hier nicht fertigmachen, und ich müsste dich nur in der realen Welt aus der Rüstung schütteln und eine Weile auf dir herumtrampeln. Selbst als du noch fit warst, habe ich dir schon mal in den Arsch getreten.«
    Ich antwortete nicht und fragte mich, ob es seine Absicht war, dass ich mich noch etwas hilfloser fühlte. Ich griff nach dem Whiskyglas auf den Bühnenbrettern neben dem Stuhlbein.
    »Bist du nur gekommen, um mir das zu sagen?«
    »Nein, ich bin gekommen, um mir anzuhören, wie beschissen du Trompete spielst. Hör mal, ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen, aber in diesem Krieg werden jeden Tag ganz bewusst Menschenleben geopfert. Das ist nichts Neues und auch nichts Persönliches, aber weißt du was? Mit der Aktion, die du und deine Freunde in Atlantis durchgezogen haben, habt ihr euch ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Sie wussten, dass Rolleston sich auf dich stürzen würde, sobald man dich als Köder präsentiert. Ist das Scheiße? Ja, aber komm damit klar, weil hier wesentlich größere Dinge auf dem Spiel stehen.«
    »Soll das eine Entschuldigung sein?« Meiner Stimme war die Verbitterung deutlich anzuhören.
    »Wofür? Weil ich meinen Job gemacht habe? Weil ich die schwierigen Entscheidungen getroffen habe?«
    Ich blickte ihm direkt in die intensiven braunen Augen und fragte mich, wie viel von dieser Intensität auf Wahnsinn zurückzuführen war.
    »Schon komisch, dass Arschlöcher immer die schwierigen Entscheidungen als Entschuldigung vorbringen. Rolleston und Cronin haben es genauso gemacht.«
    »Genauso wie du, wenn die Rollen vertauscht wären.«
    »Jetzt würde ich es tun.«
    »Schon vorher. Denk mal darüber nach. Eine Entscheidung zwischen jemandem, den du nicht kennst und nicht magst, und einem bedeutenden strategischen Vorteil im wichtigsten Kampf deines Lebens. Wahrscheinlich jammerst du und raufst dir die Haare, aber am Ende würde ich über die Klinge springen.«
    »Blödsinn. Du hast zu meinem Team gehört.« Aber er hatte natürlich recht. Und sein verächtliches Grinsen verriet mir, dass auch er wusste, dass ich es wusste.
    »Hör mir zu, du egoistisches Stück Dreck.« Er sagte es im gleichen beiläufigen Tonfall, den er seit seinem Erscheinen benutzt hatte. »Du hast die Karriere meiner Schwester zerstört und sie dann einmal durch die halbe Hölle geschleift, bis sie getötet wurde. Sie hat nicht mehr die

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