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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Zorn der Menschen zu schüren und den Wunsch zu erwecken, gegen SIE zu kämpfen? Dies war eine Welt, die er geschaffen hatte. Und nachdem er gründlich darüber nachgedacht hatte, seine Ideen verfeinert hatte, wollte er unsere Welt zu seiner Welt machen.
    »Das war es, woran Mutter zerbrach«, erklärte der Geist von Charlotte Connington. »Ich muss Sie um Verzeihung bitten. Wo sind meine guten Manieren? Soll ich Ihnen Tee bringen lassen?«
    Ich glaube, ich schaffte es, den Kopf zu schütteln. Plötzlich kam mir dieses Haus nicht mehr wie ein Museum vor. Es war eher eine hübsche Falle, ein Tor zur Hölle. Unsere Gastgeberin konnte nicht geistig gesund sein.
    »Könnten Sie das bitte abschalten?«, fragte Mudge kleinlaut.
    »Er darf meine Kinder nicht bekommen. Ich werde Ash sagen müssen, die Kinder zu töten, falls er den Sieg davonträgt«, sagte Rannu und drehte sich zu mir um.
    Eigentlich sollten wir an so etwas gewöhnt sein. Aber das waren wir nicht. Ich wünschte mir, meine Augen hätten vergessen können, was sie soeben gesehen hatten, aber das ging nicht. Obwohl ich mich in IHREM Geist aufgehalten hatte, obwohl ich mit den Göttern im Netz gesprochen hatte, obwohl ich Gregors letzte Momente miterlebt hatte, war Rolleston das unmenschlichste Wesen, das ich jemals kennengelernt hatte.
    »Das Asyl?«, fragte Mudge nach einer Weile.
    »Er hatte Freundinnen und Freunde. Eines Tages versuchte er sie zu einem einzigen leidenden Organismus zu vereinigen. Er war ein ziemliches Genie auf dem Gebiet der Biotechnik. Ich habe einige Viz-Aufnahmen behalten. Möchten Sie sie sehen?«
    »Nein!«, rief jemand. Ich war es.
    Ich zoomte die Bücherregale heran. Bücher über Biotechnik, über Insekten, über Religion und schlimme Pornografie, die als Nachschlagewerke getarnt waren. Ich erinnerte mich, wie es in seinem Geist gewesen war. Die Reinheit. Nichts davon hätte ihm genügt. Ich war überzeugt, selbst wenn er siegte, wenn er seine Fantasien ins Fleisch der Erde und der Kolonien ritzte, würde es immer noch nicht genug sein. Er würde sich gegen SIE wenden müssen. Er würde sich gegen die Götter im Netz wenden müssen. Er würde ständig etwas Neues suchen, das er verändern und verschlingen konnte. Er würde nicht sterben. Er wollte seinen Namen wie eine Obszönität über die Sterne schreiben. Ich dachte an die Gelegenheiten, als ich ihn hätte töten können, wenn ich den Mut dazu aufgebracht hätte.
    »Er hat es immer wieder versucht. Er erschuf Leben aus einem verschmolzenen Organismus, der männlich und weiblich war, bevor er unter Todesqualen starb. Sie sollte Ihnen leid tun.«
    »Wer?«, fragte ich. Obwohl ich die Antwort bereits wusste.
    »Die Tochter«, erklärte Charlotte leise. »Josephine.«
    Mir wurde kalt und übel. So übel war mir noch nie zuvor gewesen. Alles, was ich über die Graue Lady wusste, veränderte sich.
    »Er wurde hier im Überfluss geboren? Warum wollte er noch mehr?«, fragte Rannu mit schwacher Stimme, die gar nicht mehr nach Rannu klang.
    »Manche Menschen wollen immer mehr. Sie bekommen niemals genug«, sagte Mudge mit zittriger Stimme. In gewisser Weise war Mudge genauso. Er wirkte blass und verschlossen.
    »Er kommt bald zu Besuch, aber ich glaube, ich werde dann tot sein. Wenn ich ihm meine Leiche zum Spielen zurücklasse, wird er mir vielleicht nicht folgen und mich zurückholen.« Sie sagte es im selbstverständlichen Tonfall eines Kindes.
    »Ich muss hier raus«, sagte Mudge. Er drehte sich und flüchtete geradezu aus dem Zimmer. Ich konnte mir vorstellen, wie er sich fühlte. Ich würde Rollestons rote Fantasiewelt jedes Mal sehen, wenn ich die Augen für längere Zeit schloss.
    »Es tut mir leid. Wir müssen gehen. Vielen Dank«, sagte ich stockend.
    Sie war gebrochen, es konnte gar nicht anders sein. Sie tat mir unendlich leid, trotz ihrer großen Privilegien. Alles, was ich hätte sagen können, kam mir unangemessen vor.
    »Auf Wiedersehen, Jakob«, sagte sie.
    Rannu und ich gingen zur Tür. Die Wachen hatte ich völlig vergessen. Sie wirkten genauso blass und erschüttert wie wir. Ich hatte nicht einmal gehört, wie sich einer von ihnen im Korridor übergeben hatte.
    »Warum lässt sie den Raum, wie er ist?«, fragte Rannu, als wir zum Kampfshuttle zurückkehrten.
    Ich wusste es nicht. Der gesündeste Grund, der mir einfiel, war Furcht.
    Ich lief über den perfekten Rasen. Ich fühlte mich leicht. Ich konnte ohne Schwierigkeiten atmen, und die Luft schmeckte frisch. Die

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