Krieg im Himmel

Gauß-Scharfschützengewehr auseinander, um es zu reinigen. Er wirkte überrascht, als wir eintraten.
    »Könntest du uns das Zimmer überlassen?«, fragte ich.
    »Ich bin etwas beschäftigt«, antwortete er.
    Mit Merle gab es offenbar keine einfach zu lösenden Probleme. Rannu blickte zu mir herüber.
    »Scheiß drauf. Dann soll er bleiben«, sagte ich, doch mir war klar, dass Rannu ihn nun beobachtete und Merle misstrauisch sein würde.
    Mudge zündete sich eine weitere Zigarette an. Er hatte praktisch Kette geraucht, seit wir von Buckinghamshire aufgebrochen waren. Aber sonst hatte er offenbar nichts genommen. Wahrscheinlich fühlte sich sein Bewusstsein etwas labil an.
    »Was gibt es?«, fragte der Heide und drehte sich zu mir herum.
    »Setz dich«, sagte ich und deutete auf seine Koje.
    Er schien widersprechen zu wollen, aber dann nahm er Platz. Merle baute schnell seine Waffe wieder zusammen, dann reichte Mudge ihm eine Schachtel. Merle blickte ihn fragend an.
    »Eine neue Void Eagle«, erklärte Mudge. »Als Ersatz für die, die Jakob verloren hat.«
    »Danke, mein Schatz. Aber ich bin mir nicht sicher, ob irgendetwas ein Geschenk von meiner verstorbenen Schwester ersetzen kann, das sie mir gemacht hat, als sie sich den Tunnelratten angeschlossen hat«, sagte Merle zu Mudge, während er mich ansah. In Anbetracht der Situation war ich mir nicht sicher, ob ich wollte, dass Merle weitere Waffen von Mudge erhielt.
    »Sind wir frei von Gott?«, fragte ich.
    Der Heide nickte.
    »Und sonst?«
    Verärgert seufzte der Heide, holte aber einen Rauschsender hervor und aktivierte ihn.
    »Wir haben heute bereits jede audio-visuelle Überwachung ausgeschaltet«, erklärte er gereizt.
    »Wir sind hier ganz allein«, sagte Merle bedeutungsvoll und sah dann Rannu an. Damit ließ er uns wissen, dass etwas los war. Er war nicht so vertrauensvoll wie der Heide.
    »Was willst du, Jakob?«, fragte der Heide.
    »Erzähl mir von Nuiko«, sagte ich.
    »Was?«, rief er ungläubig. »Ich dachte, wir wollten nicht über unsere Gefühle sprechen.«
    Merle starrte mich an. Er änderte leicht seine Haltung. Rannu würde schneller sein müssen. Mudge schien sich ein wenig verunsichert zu fühlen.
    »Es ist völliger Quatsch, oder?«, sagte ich. »Du hast dich in ein Raumschiff verliebt. Du fickst nicht sie, sondern einen Traum, einen Avatar. Sie will nicht, dass du an ihren missgebildeten Körper im Tank denkst. Es ist Senso-Porno, keine echte Beziehung.« Ich hätte mich gern dafür gehasst, so etwas zu sagen, aber jetzt waren wir weit über diesen Punkt hinaus. Und was zählte schon eine weitere kleine Gemeinheit in unserer schönen neuen Welt? Selbst Mudge sah mich entgeistert an. Ich war nicht besser als während meiner Besessenheit, als ich ihn eine Schwuchtel genannt hatte. Andererseits war er derjenige, von dem ich gelernt hatte, jemanden möglichst schnell auf die Palme zu bringen.
    Der Heide war zu schockiert, um sofort antworten zu können. »Jakob, verpiss dich«, stieß er schließlich hervor. »Geh von Bord, oder ich lasse dich von der Sicherheit hinausbegleiten.«
    »Überzeuge mich einfach davon, dass die Sache real ist«, sagte ich.
    »Ich muss dich von nichts überzeugen. Verpiss dich!«
    Ich zog die Mastodon und hielt sie ihm an den Kopf, wobei ich mich relativ langsam bewegte. Merle war viel schneller, als er nach den zwei Arbiters in seinen Achselhöhlen griff. Und Rannu war noch schneller als Merle. Er stieß Merle von seiner Koje, während zwei kompakte Glocks von den Handgelenkfedern in seine Hände katapultiert wurden. Merle wurde wütend. Ich hoffte, dass er sich nicht rührte. Er war der Schlüssel zum Ganzen.
    »Merle, auf Lalande 2 hatten wir keine Gelegenheit, euch hinreichend miteinander bekannt zu machen. Das ist Rannu. Er ist besser als du«, sagte ich.
    »Weil wir einfach nichts auf die Reihe kriegen, ohne uns gegenseitig mit Waffen zu bedrohen«, bemerkte Mudge in resigniertem Tonfall.
    »Das ist erbärmlich, Jakob«, sagte der Heide. »Es tut mir leid, dass wir beide dich verraten haben …«
    »Ich wünschte, ich hätte gründlichere Arbeit geleistet«, sagte Merle.
    »Aber jetzt willst du Rache? Alles für deine Genugtuung aufs Spiel setzen?«, fuhr der Heide fort.
    »Nein. Ich will nur eine Antwort auf meine verdammte Frage.«
    »Sie waren sechzehn Tage zusammen«, stellte Mudge fest. Er fand die gezückten Waffen offensichtlich nicht gut, tat aber nichts dagegen. Eine große Leistung, wenn man bedachte,