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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Hunderte, wenn nicht gar Tausende Menschen Unterkunft gefunden. Hier wohnte nur eine Person mit einem großen Haushalt.
    Ich sah mir die Wachleute an. Ihre Waffen waren viel zu teuer, um Frontsoldaten damit auszurüsten. Der wahrscheinlichste Grund war, dass sie etwas sehr Wertvolles beschützten. Ich zeigte auf das Shuttle. »Sie wissen, was das ist, nicht wahr?« Das Kampfshuttle hatte genügend Feuerkraft, um das Landhaus dem Erdboden gleichzumachen.
    »Was wollen Sie?«, fragte eine Stimme, die es gewohnt war, Befehle zu geben.
    »Ich will mit Charlotte Connington sprechen«, sagte ich.
    »Lady Connington empfängt heute keine Besucher«, antwortete der Mann. Mit seinem uniformähnlichen Anzug und dem schicken Haarschnitt sah er genauso aus wie alle anderen.
    »Hör mal, du Flachwichser, wir werden nicht viel von ihrer kostbaren Zeit beanspruchen, aber wir sind einen weiten Weg gekommen, und wir werden auf jeden Fall mit ihr reden. Du entscheidest, ob ihr alle sterben und für die Zerstörung des halben Hauses verantwortlich sein wollt«, sagte Mudge.
    Der Mann machte keinen glücklichen Eindruck. Vermutlich war ihm klar, wie schlecht seine Chancen standen. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten, als er einer internen Stimme lauschte.
    »Hat jemand von Ihnen eine Lieferung hierher angekündigt?«, wollte er verärgert wissen.
    Mudges Miene hellte sich auf. »Ach ja, das war ich. Lasst sie rein.«
    Das Haus war wie eins der virtuellen Museen, die ich besucht hatte, als ich in meiner Kindheit Heimunterricht über das Netz gehabt hatte. Nur dass es real war. Alles war sehr alt, sauber und teuer, und trotzdem wirkte das ganze Haus leer und still.
    Wir wurden von sehr vielen Wachleuten eine überflüssig breite Treppe hinaufeskortiert, dann noch eine und dann durch verschiedene Korridore, bis ich völlig die Orientierung verloren hatte. Ich verstand nicht, wie Menschen so leben konnten. Allein die Größe des Hauses hätte mir Angst gemacht. Hier musste man sich sehr einsam fühlen. Dann führte man uns in ein Zimmer. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass eine Wand aus Glas bestand. Dahinter war Erdboden, durch den sich winzige Gänge zogen. Ich zoomte es heran. Ameisen. Es war eine riesige Ameisenkolonie. An den übrigen drei Wänden hingen alte Gemälde mit grotesken Landschaften, seltsamen Kreaturen und schrecklichen Dingen, die Menschen angetan wurden. Das Zimmer selbst war ordentlich und im militärischen Stil eingerichtet.
    »Hier ist es wie in seinem Kopf«, sagte Rannu.
    Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er meinte, aber dann sah ich es ebenfalls. Rolleston war hier aufgewachsen. Dies war die Umwelt, in der er leben wollte, und niemand hatte es ihm verboten. Die Familie war reich genug, um seine Launen zu dulden. Ich fragte mich, wann die anderen erkannt hatten, dass es ein Fehler war.
    »Er hat mich immer wieder hier hineingelockt. Jedes Mal sagte er, dass er nett sein würde, und ich wollte ihm glauben, weil er mein Bruder war, und jedes Mal hat er mir wehgetan oder mich einfach nur erschreckt.«
    Die Stimme überraschte mich so sehr, dass ich nach meinem Laser griff, bevor ich den holografischen Geist sah. Der Geist hatte den Körper einer hübschen jungen Frau in sehr altertümlicher Kleidung. Eine Ledermaske verhüllte den größten Teil ihres Kopfes.
    »Irgendwann nützte es auch nichts mehr, wenn Vater oder das Personal ihn bestrafte. Ich glaube, irgendwie genoss er die Aufmerksamkeit sogar. Als er zwölf war, wurde die Leiche einer unserer Haushälterinnen in einem Teich im Wald gefunden. Danach wagte es niemand aus dem Personal, ihn noch einmal zu bestrafen. Die Frau wurde seziert. Selbst Vater ließ ihn danach in Ruhe, und ich versteckte mich vor ihm. Jetzt lebe ich in Metall tief in der Erde. Wo es warm und sicher ist.«
    Wenn dies die Schwester war, musste sie deutlich über achtzig sein. Ich wollte gar nicht wissen, wie es für sie in jungen Jahren gewesen war, der Gnade Rollestons ausgeliefert zu sein.
    »Er schuf sich eigene Welten, hauptsächlich aus dem Bereich Senso-Porno – gehackte Milieus mit entfernten Sicherheitssperren. Mutter hat sie gefunden. Möchten Sie etwas davon sehen?«
    Ein zweiter holografischer Schirm öffnete sich. Die Szene war rot, schrill und obszön. Mir wurde übel. Ich fragte mich, in welchem Ausmaß die von IHNEN begangenen Gräueltaten lediglich verwässerte Versionen von Rollestons Fantasiewelten waren. Ob die Clique sie IHNEN beigebracht hatte, um den

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