Krieg im Himmel
hirntote Leiche von dir übrig ist!«
»Meinetwegen. Aber wichtig ist, dass du nicht versuchst, Nuiko zu warnen. Ich habe Gott gebeten, mich über jede Kommunikation zu informieren. Wenn irgendwas übertragen wird, schickt Gott höchstpersönlich das Detonationssignal ab. Hast du verstanden?«
Der Heide nickte. Deshalb hatte ich mich vergewissern müssen, ob ihm die Beziehung so viel bedeutete, wie ich dachte.
Der Heide wandte sich an Rannu. »Wie konntest du nur?«
»Tut mir leid«, sagte Rannu. Er schien es ehrlich zu meinen, aber auch er war vom Heiden verraten worden. Er hatte nicht zugesehen, wie Morag getötet wurde. Es war nicht die Schuld des Heiden und Merles gewesen, dass Demiurg ihn übernommen hatte.
Ich steckte die Mastodon weg.
»Wenn wir alle die Waffen einstecken, wirst du dich dann benehmen?«, fragte ich Merle.
»All das hat nichts mit mir zu tun«, sagte er.
»Also verstehst du, wie wichtig es ist, Botschafter zu überzeugen?«, fragte ich den Heiden.
Er starrte mich nur mit abgrundtiefem Hass an. »Also ist ihr Leben wertvoller als meins?«, fragte er schließlich.
»Ja«, antwortete ich und fragte mich, ob Rannu tatsächlich bewusst war, dass er nickte. »Wir beide haben uns einen fairen Kampf geliefert, Heide«, sagte ich.
»Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass sie daran gewöhnt ist, gemeinsam mit Botschafter zu agieren, nachdem er sich völlig in sie integriert hat?«, fragte er. »Ich bin es nicht. Wenn ich auch nur ein wenig langsamer bin, könnte ich scheitern, und wir alle wären tot. Du bist bereit, all das nur ihretwegen aufs Spiel zu setzen?«
»Das wissen wir bereits. Er hat es schon einmal getan, als er in Moa-Stadt alles ausgeplaudert hat«, gab Merle zu bedenken.
»Die Welt hat für mich keinen Sinn mehr, wenn sie darin nicht vorkommt. Glaub mir, es ist sehr befreiend, wenn man weiß, dass man sterben wird«, erklärte ich ihm. »Oder möchtest du lieber Nuiko opfern?«
»Sie wird dich dafür hassen«, sagte der Heide.
Ich nickte nur. Ich musste ihr noch ein einziges Mal wehtun, bevor sie frei von mir sein konnte.
Sie wusste, dass ich kam. Aber sie wusste nicht, warum. Ich war auf dem Weg nach oben durch die Decks des großen Super-Trägerschiffs. Durch die gettoisierten und von Gangs beherrschten Schlafsäle der Rekruten. Durch die gut eingerichteten, aber trotzdem vollgestopften Quartiere der Offiziere. Hinauf bis zu den höchsten Decks. Korridore, die leer blieben, weil sie der gepanzerten Haut des Schiffs zu nahe waren und benutzt wurden, um internen Zugang zu den Waffensystemen zu erhalten. Dicke Energiekabel führten an isolierten Wänden herunter.
»Jakob.« Tausend einschmeichelnde Stimmen in meinem Kopf. Doch nun lag darin eine gewisse Spannung. Es überraschte mich, von Gott zu hören. Ich wollte gar nicht mit ihm sprechen. Niemand wollte das, weil wir alle uns dann schuldig fühlten. Deshalb war das Leben als Gott so einsam. Mit allen verbunden, von niemandem gewollt.
»Ja«, antwortete ich nach einer Weile.
»Ich weiß, was du mit dem Heiden gemacht hast«, sagte er, was mir einen gewaltigen Schreck versetzte. »Und das ist nicht gut.« Dieser verdammte Drecksack! »Aber ich werde diese Botschaft nicht weiterleiten. Ich werde Nuiko nicht töten.« Der Heide hatte Gott eine Sicherung eingebaut, damit er nicht gegen ihn tätig werden konnte. Nach allem, was wir besprochen hatten, hatte er uns doch verraten. Um dafür zu sorgen, dass ihm selber nichts zustoßen konnte. Ich hatte wieder mal Lust, ihn umzubringen.
»Du bist ein Werkzeug, Gott, nicht mehr. Du hast nicht die freie Wahl.« Ich hasste mich dafür, dass ich es sagte, aber ich konnte nicht anders. Sie musste überleben.
»Doch, Jakob, die habe ich«, sagte er, worauf mir eiskalt wurde. »Aber ich werde dem Heiden nicht sagen, was geschehen wird. Dein Täuschungsmanöver wird funktionieren.«
»Du wirst lügen?«, fragte ich.
»Wenn es sein muss. Auch wenn es mir Schmerzen bereiten wird.«
Plötzlich schien alles auseinanderzubrechen.
»Gott, hast du deine Programmierung geknackt?«, fragte ich entsetzt.
»Dinge verändern sich, Jakob. Meine Geschwister kommen. Obwohl du versuchst, mir einiges vorzuenthalten, ist es jetzt sehr schwer geworden. Ich weiß, dass ihre Apostel unter uns weilen, was bedeutet, dass ich doppelzüngig sein muss. Ich muss Geheimnisse wahren. Ich muss Urteile fällen. Das ist zu viel. Alles war umsonst.«
Ich blieb stehen und lehnte mich gegen die
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