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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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gewöhnen. Es machte mir immer noch Angst, doch ich musste gegen die aufsteigende Panik ankämpfen.
    Ich berührte das Fleisch der Wand, spürte, wie sich die Tentakel in die warme, feuchte Membran gruben, wie Maden durch einen toten Körper, spürte, wie etwas Monströses mich bemerkte und meinen Namen hauchte. Ich hörte es in meinem Kopf.
    Der Stecker wurde aus meinem Anschluss gezogen, und ich stieß mich von der Wand ab, als die Tentakel von meinem Fleisch absorbiert wurden. Die Membran über dem Eingang löste sich auf, als würde sie von unsichtbaren Parasiten zerfressen. Am Rande bemerkte ich, dass das Gegenfeuer stärker wurde, als ich in den Raum kroch.
    Zwei Granaten explodierten hinter mir, während die anderen sich einen zeitlichen Vorsprung verschafften und den Rückzug in den Raum antraten. Ich versuchte aufzustehen, den körperlichen Schock zu überwinden, als der Heide mich am Genick packte und mich zu einer biomechanischen wabenartigen Struktur schleifte. Ich hatte so etwas schon einmal gesehen. Es waren Speicherelemente, die auf SIE -Technik basierten.
    »Beweg dich!«, blaffte der Heide mich an. Er nahm keine Rücksicht auf mich. Ich war zu desorientiert, um ihn abzuwehren. Dann bemerkte ich, dass eine der Wände des Raums transparent war und von einer biomechanischen Sklettstruktur gestützt wurde. Kinder trieben in einer Flüssigkeit hinter der Wand.
    »Was …?«, stieß ich mühsam hervor.
    »Es sind Kinder«, sagte Morag voller Entsetzen.
    Der Stecker glitt erneut in meinen Anschluss, und wieder verwandelte sich mein Fleisch. Es wuchs und paarte sich mit der Wabenstruktur.
    »Nur für einen kurzen Moment«, sagte der Heide. Ich berührte die Wabe. Sie fühlte sich an wie Luftpolsterfolie. Darunter spürte ich Demiurg, der wütete, der zu mir durchbrechen und mich berühren wollte, um mich erneut zu verschlingen. Unter der Haut war schwarzes Feuer und Hass. Dann war ich wieder frei.
    »Verdammt, ich werde dich töten, wenn du das noch einmal mit mir machst!«, schrie ich den Heiden an, sobald mein Gesicht wieder ansatzweise über einen Mund verfügte.
    Der Heide stand über mir und sah mich kalt und zornig an. Mudge, Merle und Rannu waren an der Tür, die ich geschaffen hatte, und feuerten in den Korridor.
    »Hast du es gesehen, es gespürt?«, fragte der Heide. »Dorthin werden wir gehen.«
    Ich starrte ihn nur an. Zu wissen, was sie tun mussten, und einen Blick darauf zu werfen, waren zwei völlig unterschiedliche Dinge.
    »Ihr werdet beide sterben«, sagte ich. Aber ich konnte nicht mehr richtig denken, weil wir alle sterben würden. Ich wollte sagen, dass sie vom Hass vernichtet würden. Sie hatten nicht die geringste Chance. Sie konnten nicht verstehen, dass ich wusste, wie es war, im Dreck von Demiurg zu ertrinken, in Rollestons Geist. Was hatten wir uns dabei gedacht? Wir hätten fliehen sollen. Ihm die Erde überlassen sollen.
    Ich blickte zu Morag, die auf die Wand des Aquariums voller Kinder starrte. Sie hatten keine Augen, keine Münder und keine Nasenlöcher. Sie waren an Schläuche und Katheter angeschlossen, und im Nacken steckten Kabel. Einige waren offensichtlich tot. Es war anzunehmen, dass sie durch Biofeedback gestorben waren.
    Ich sah mich im Raum um, versuchte ihn zu erfassen. Er war riesig, wie eine Kathedrale aus biomechanischem Fleisch. Das Kuppeldach war durchsichtig, so dass man in den Weltraum blicken konnte. Die Szene wurde von den ständigen Blitzen der Raumschlacht erhellt.
    »Das sind die Engel«, sagte der Heide geistesabwesend. Er studierte die zwei Ports, die ich für ihn in der Haut des wabenförmigen biologischen Speicherkomplexes geschaffen hatte. Er machte keinen glücklichen Eindruck. Ich konnte den Grund verstehen. Sie sahen kaum wie technische Ports, sondern eher wie Körperöffnungen aus.
    »Jakob!« Die Stimme hallte durch den Korridor. Nur wegen meiner guten Audiofilter konnte ich sie im Lärm der Schießerei überhaupt ausmachen. Mir wurde kalt. Selbst nach allem, was geschehen war, machte sie mir noch Angst.
    Morag warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Sie kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. Der Heide starrte mich an und grinste. Das Grinsen war kalt und völlig humorlos. Es sah eher wie ein Gesichtsmuskelkrampf aus. Mir wurde bewusst, wie mager er geworden war. Er war nur noch straffe Haut, die sich über ein Skelett spannte. Beide setzten sich und sackten in sich zusammen, als sie in Trance fielen und in die Hölle

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