Krieg im Himmel
wie Menschen wie du sterben, bis man sich gar nicht mehr die Mühe machen will, sie kennenzulernen. Ich habe genug davon, und ganz gleich, was du vielleicht denkst, ich will keine Leute mehr töten.«
»Aber es ist kein Problem, SIE zu töten?« Es war kein Vorwurf, nur eine Frage.
»Es ist wesentlich einfacher. Außerdem haben SIE die ganze Zeit versucht, mich zu töten. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich es bin oder das Alien …« Sie wollte mich unterbrechen. »Nein, warte. Eigentlich müsste ich tot sein, von den glücklichen Kampfpausen mal ganz abgesehen.« Doch als ich darüber nachdachte, kamen sie mir überhaupt nicht mehr glücklich vor, weil ich sie mir mit Blut und Schmerz erkämpft hatte. »Die Verstrahlung hätte mich töten müssen. Doch nun habe ich eine zweite Chance in einer hoffentlich besseren Welt erhalten. Ich glaube, es wäre sehr dumm, sie einfach zu vergeuden.«
Sie sah mich eine Weile aufmerksam an. Ich wusste nicht, was ihr Gesichtsausdruck bedeutete. Dann lächelte sie. »Ich glaube, du bist das Alien.«
Das verwirrte mich. »Ich dachte …«
»Es klingt, als würdest du dich allmählich um dich selber kümmern.«
Vielleicht hatte sie recht, aber ich wollte es nicht zu genau analysieren. »Möglicherweise hast du unterschätzt, wie sehr ich schon immer ein Feigling war.« Ich wusste nicht, warum ich sie nicht ansehen konnte, als ich es sagte.
Sie ließ die Decke los, stieg aus dem Bett, kam zu mir herüber und schlang die Arme um mich. Ich spürte, wie sehr sich ihr Körper verändert hatte. Sie war viel zäher geworden. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie zerbrechlich sie mir vorgekommen war. Sie küsste mich. Tapferes Mädchen, wenn man bedachte, wie viel ich letzte Nacht getrunken hatte.
»Ich glaube nicht, dass du ein Feigling bist. Und ich glaube nicht, dass du dich drücken willst. Ich wünsche mir nur, du weißt schon …« Jetzt konnte sie mich nicht ansehen. Sie legte den Kopf an meine Brust.
»Dass ich bei dir bin?«
Sie nickte, und ihr Haar strich über meine Haut.
»Wenn du es ernst meinst, wenn du glaubst, dass wir zusammen sein können, ohne uns die ganze Zeit anzuschreien, ohne dass wir versuchen, uns umzubringen, ohne dass ich irgendwelche Dummheiten anstelle, dann kann ich bei dir bleiben. Ich will nur nicht mit diesem Arschloch Sharcroft zusammenarbeiten. Außerdem habe ich mir schon immer gewünscht, ein Cowboy zu sein.«
Sie sah mich verdutzt an. »Ein Cowboy? Wie ein Cybride?«
Ich lachte. »Nein, eigentlich nicht. Was ist?«, fragte ich, als sie plötzlich wieder traurig wurde.
»Es ist nur … es würde nichts bringen, hier zu sein …«
Das verstand ich nicht. Aber langsam dämmerte mir, was sie meinte.
»Morag, wirst du den Planeten verlassen?« Die Wärme, die ich in mir gespürt hatte, wurde durch eine sehr kalte Furcht ersetzt.
»Wir müssen das Gespräch jetzt beenden.«
»Morag.« Ich griff nach ihr. Meine Hände – die aus Metall und die echte – schlossen sich um die drahtigen Muskeln ihrer Oberarme. »Sag mir, dass du nicht zu den Kolonien fliegst.«
Sie blickte in die schwarzen Linsen meiner Augen. »Lass mich los, sofort.« Ihre Stimme klang wie Stahl. »Es hat nicht lange gedauert, bis du wieder wie früher geworden bist, nicht wahr?«
Ich ließ sie los. »Morag, das ist …«
»Zu gefährlich? Wieder einmal? Gefährlich ist nur, dass du immer wieder davon redest.«
»Ich wollte ein Todesurteil aussprechen.«
»Du musst jetzt aufhören.«
»Du hast recht. Es gibt keinen Grund hierzubleiben, weil dieser verdorbene, böse, halbtote Mistkerl dich wegen einer reinen Spekulation in den Tod schicken wird.«
»Sofern du es nicht mit deiner Klappe tust.«
Sie suchte ihre Kleidung zusammen und stürmte an einem überraschten Rannu vorbei nach draußen. Ich war mir nicht sicher, ob ich den normalerweise völlig ruhigen Nepalesen schon einmal überrascht erlebt hatte. Ich wusste nicht, warum er überrascht reagierte. Morag und ich stritten uns doch ständig.
Da ich nackt war, beschloss ich, wieder ins Bett zu steigen und mich zuzudecken. Dann suchte ich nach irgendeinem Rest des vergammelten Whiskys.
Rannu stand am Fußende des Bettes. Er machte einen unbehaglichen Eindruck.
»Setz dich, Rannu«, sagte ich zu ihm. Schließlich fand ich eine Flasche, in der noch etwas Tequila übrig geblieben war. Ich nahm einen Schluck und bot sie Rannu an.
Er zog eine schmerzhafte Miene.
»Verkatert?«, fragte ich.
»Entweder das, oder ich habe
Weitere Kostenlose Bücher