Krieg im Himmel
die Götter beleidigt.«
»Es war eine gute Abschiedsfeier«, sagte ich, hauptsächlich, um irgendetwas zu sagen. Es waren nur drei Ex-Soldaten, ein Computer-Hacker und ein Journalist gewesen, die sich in diesem Drecksloch besoffen hatten. Ich fand, sie hätten Paraden und große Partys verdient, wie ich sie in historischen Viz-Sendungen gesehen hatte.
Trotzdem nickte Rannu, wahrscheinlich, um mich bei Laune zu halten. »Gehst du nach Hause?«
»Offensichtlich gibt es hier nichts mehr für mich zu tun.« Obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich stattdessen tun sollte. »Und du?«
»Noch nicht.«
»Du hast Familie und Kinder«, sagte ich.
»Weswegen ich gehen muss.« Ich hörte die Entschlossenheit in seinem Tonfall.
»Hast du irgendwann schon einmal eine solche Dummheit begangen?« Als Mitglied des Regiments musste er schon sehr viele richtig große Dummheiten begangen haben, aber auf Befehl von oben. Außerdem hatte er sich zusammen mit uns zu einigen Dummheiten hinreißen lassen.
»Eigentlich nicht«, sagte er.
»Es ist ein Todesurteil. Wir hätten es nicht mehr mit IHNEN zu tun, sondern mit Menschen, die eine nahezu totale Überwachung eingerichtet haben, die etwas von Strategie, Taktik und Spionage verstehen, die wissen, wie du ausgebildet bist, und die über bessere körperliche und wahrscheinlich auch technische Fähigkeiten verfügen. Dieser Krieg wird mit ganz anderen Mitteln geführt.«
»Vordringlich benötigen wir Informationen.«
Das ließ sich nicht abstreiten. »Wie willst du sie beschaffen?«
Er sah mich nur an.
»Wir können uns nicht vor Gott verstecken. Wie willst du dich vor Demiurg verstecken?«
»Wenn ich mich nicht vor Gott verstecken könnte, würden wir dieses Gespräch gar nicht führen«, erwiderte er ruhig. Er schien viel entspannter als Morag mit der Geheimhaltung umzugehen. Wahrscheinlich hatte er das Zimmer vorher auf Abhörvorrichtungen überprüft.
»Wirst du sie ganz allein losziehen lassen?«, fragte er.
Ich war nicht mehr so sauer auf ihn gewesen, seit er mir den Arm ausgerissen und mich damit besinnungslos geprügelt hatte.
»Arschloch! Ich scheiße auf dich und deine emotionalen Erpressungsversuche!« Ich glaube, er war sehr erstaunt über meine wütende Reaktion. »Aber wenn wir unbedingt den Einsatz erhöhen wollen, was soll ich deinen Kindern erzählen, wenn deine Leiche niemals gefunden wird? Papi starb bei einem völlig idiotischen Himmelfahrtskommando, als wir genau für die Arschlöcher arbeiteten, gegen die wir vorher fast bis zum Tod gekämpft hatten.«
Er wirkte aufrichtig betroffen, als ich fertig war. Ehrlich bestürzt. Ich glaube, ich hatte ihn noch nie zuvor so emotional erlebt.
»Sprich nie wieder über meine Familie«, sagte er, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ.
Ich fühlte mich wie ein Stück Scheiße. Obwohl es zu Anfang unserer Beziehung einige Versuche gegeben hatte, uns gegenseitig umzubringen, war Rannu für mich so etwas wie der Fels in der Brandung geworden. Er hatte sich nie über die Scheiße beklagt, mit der man ihn beworfen hatte.
Dann sah ich den Zigarettenrauch im Türrahmen.
»Zeichnest du das etwa auf?«, fragte ich Mudge.
»Ja. Scheiß auf ihre Geheimhaltung. Weißt du, dass einige von Sharcrofts Leuten uns gestern Nacht beobachtet haben und sich im Gebäude gegenüber anscheinend ein Überwachungsteam aufhält?«
Ich hatte die Beschatter gesehen, doch vom Team wusste ich nichts. Aber es ergab Sinn. Das Problem war nur, dass man für Überwachungsdaten heutzutage nicht mehr das Netz benutzen konnte. Selbst Funksendungen waren riskant, denn sobald Gott davon wusste, würde es jeder erfahren, der auf die Idee kam, danach zu fragen.
»Rannu hat sich um sie gekümmert?«, erkundigte ich mich.
»Unter gemäßigter Gewaltanwendung.« Das erklärte, warum er zu Beginn des Abends für eine halbe Stunde verschwunden war. »Dann reinigte er unsere Zimmer von Wanzen. Sorgte dafür, dass nichts Gottähnliches in der Nähe war, und baute Störsender und andere Spionageabwehrsysteme auf. Das war der Grund, warum durch deinen totalen Mangel an Diskretion niemand zu Tode gekommen ist.«
»Ich dachte, du kannst diesen ganzen Geheimdienstkram nicht ausstehen.«
»Richtig. Es hindert mich daran, interessante Dinge herauszufinden. Aber für dich gilt das nicht. Hast du versucht, ihren Laden in die Luft zu jagen?«
»Willst du nicht reinkommen?«, fragte ich.
Mudge trat in den Türrahmen. Er trug eine sehr teuer aussehende
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