Krieg im Himmel
mir in den Sinn kommt.«
»Ich glaube, das wird dir Spaß machen. Viel Glück.«
»Und du?«
Er beobachtete mich aufmerksam. Ich glaube, er wusste, dass ich Angst vor dieser Frage hatte. Ich wollte nicht zu irgendeiner beschissenen Kolonie gehen und dort sterben, aber ich wusste nicht, was ich stattdessen tun wollte. Ich hatte kein Geld. Mir fehlten die psychologischen Voraussetzungen, aus meiner Berühmtheit Kapital zu schlagen. Ich hatte Ex-Angehörige der Spezialeinheit in der Welt der Unterhaltung gesehen, und ich war jedes Mal zusammengezuckt. Andererseits war ich jetzt zu bekannt, und die Ergebnisse unserer Aktionen ließen sich allzu leicht recherchieren, so dass ich nicht nur berühmt, sondern auch berüchtigt war. Würde ich wirklich zu den Wettkämpfen und Wettrennen zurückkehren, wollte ich wieder Leute abzocken, die schwächer waren als ich, damit ich mir die Kabinen leisten konnte? Wenn ja, musste ich vorher irgendwie nach Dundee zurückkehren.
Warum wollte ich unbedingt zurück nach Dundee? Der einzige Grund, der mir einfiel, war mein Motorrad.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich schließlich. »Ich schätze, ich werde hier in der Gegend bleiben und mir Arbeit suchen. Mal sehen, was dann kommt.«
»Du meinst, wenn du sie wiedersiehst?«
»Nein, weil ich absolut pleite bin.« Und viel zu stolz, um sie zu fragen, ob sie noch etwas von dem Geld übrig hatte, das der Vikar uns gegeben hatte.
»Ich kann dir aushelfen.«
Darüber ärgerte ich mich. So war Mudge manchmal. Er kam aus einer recht wohlhabenden Familie und in seinem Job verdiente er viel mehr als im SAS . Er hatte mir schon oft angeboten, Sachen für mich zu bezahlen. Das war gönnerhaft. Ich brauchte keine Almosen. Okay, vielleicht brauchte ich sie doch, aber ich hatte trotzdem noch meinen Stolz. Und eine Flasche Tequila. Obwohl es zugegebenermaßen Mudges Tequila war.
»Hör mal, Mudge, ich habe dir erzählt …«
»Entspann dich. Ich habe nicht die Absicht, deinen empfindlichen keltischen Stolz weiter zu verletzen. Ich habe zugunsten von uns allen ein paar Investitionen getätigt.« Er machte einen recht selbstgefälligen Eindruck.
»Wer hat dir das Recht gegeben …«
»Okay, lass es mich anders formulieren. Ich habe aus unserer Leidensgeschichte Kapital geschlagen.«
Eine Datei blinkte in einer Ecke meines IVD . Mudge. Ich öffnete sie und sah, was er meinte. Er hatte die Geschichte verkauft, einschließlich der Download- und Ausstrahlungsrechte an einer aufgearbeiteten Fassung der Ereignisse.
»Du hättest uns vorher fragen müssen.«
»Jake, du weißt doch, dass ich Journalist bin. Lass dich von meinem Gastauftritt als Revolutionär nicht täuschen. Das ist mein Job. Das ist das Einzige, was ich ernst nehme.« Plötzlich hatte er jegliche Oberflächlichkeit verloren.
Ich erinnerte mich, wie Mudge kurz nach unserer ersten Begegnung irgendeinen Schriftsteller aus der Prä- FMK -Ära zitiert hatte. Es ging darum, dass die Aufgabe eines Journalisten darin bestand, zu betören und zu betrügen. Er musste die Leute kennenlernen, über die er schreiben wollte, damit sie alles enthüllen konnten – nein, nicht alles, aber das, was für die Geschichte nötig war. Plötzlich kam mir diese Art der Existenz sehr einsam vor.
Andererseits hatte er – falls die Zahlen stimmten – ein verdammt großes Vermögen gemacht.
»Merchandising?«, fragte ich nach.
Mudge brach in lautes Gelächter aus. »Du wirst hingerissen sein, Mann. Sie haben richtig süße kleine animatronische Actionfiguren entwickelt. Deine hat sehr realistische Blasen von der Strahlenkrankheit, aber durch dein Recht am eigenen Bild bekommst du von jedem verkauften Stück einen prozentualen Anteil. Doch falls wir unbeabsichtigt einen Krieg auslösen, der die Erde ausradiert, oder falls die Clique gewinnt, werden wir wohl nicht allzu viele verkaufen. Außerdem finde ich, dass du die hässlichste Figur von allen bist. Balor, Gregor und Morag sind allesamt gut angekommen, genauso wie ich, versteht sich. Und das Beste ist, dass wir Geld mit den Figuren der Schurken verdienen.«
»Rolleston und Josephine?«, fragte ich ungläubig.
Mudge grinste nur.
»Sie werden dich kastrieren und Stechinsekten auf die Wunde loslassen, wenn sie dich in die Finger kriegen.«
Ich versuchte mir vorzustellen, wie wütend die beiden wären, wenn sie davon erfuhren. So sehr es mich ärgerte, dass es kleine Actionfiguren von mir gab – wenn die Zahlen stimmten, ging es für mich nicht nur um
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