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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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worden, wenn ich nicht zurückgekommen wäre. Ich hatte immer im Voraus bezahlt, weil meine Triumph Argo das Einzige war, was ich auf keinen Fall verlieren wollte. Außerdem war die Maschine eine Einkommensquelle für mich, wenn ich an den Wettrennen teilnahm.
    Ich ließ das Selbstdiagnoseprogramm laufen und führte ein paar Wartungsarbeiten am Motorrad durch: Einige kleinere Reparaturen waren fällig. Ich brauchte demnächst neues synthetisches Öl und ein paar Ersatzteile, aber insgesamt war es gut in Schuss.
    Ich hatte mich ins System eingeklinkt und kniete neben der Maschine, während ich den 3000-ccm-Motor im Leerlauf tuckern ließ, als er auftauchte. Eben noch war niemand da, und im nächsten Moment stand eine kleine Gestalt auf einer der tragenden Röhren der alten Ölbohrplattform. Ich blickte mich um, weil ich wissen wollte, ob er irgendwelche Freunde mitgebracht hatte, konnte aber keine sehen. Der starke Regen klirrte auf den metallenen Aufbauten.
    Ich erkannte ihn wieder. Sein Name war Robby. Er war ein Twist, ein Kleinwüchsiger, dessen Gene durch den Krieg oder Umweltgifte verdorben worden waren. Viele von ihnen lebten in den Metallröhren der Rigs. Robby war der Barkeeper im McShit’s, einem Pub, dessen Besitzer – wer hätte das gedacht? – McShit hieß. Er war ein verkrüppelter Twist, der über die innere Welt der Rigs herrschte und der seinen Lebensunterhalt und sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um Morag und mir bei der Flucht zu helfen.
    »Du siehst längst nicht mehr so verzweifelt aus«, sagte er in sehr breitem Dundee-Akzent.
    Ich war in Versuchung, einen bösen Witz zu reißen, wie er sich herbeigezaubert hatte. Er war wie eine Figur aus einer Kindergeschichte, die plötzlich klein und hutzelig vor mir erschien. Aber das wäre gemein von mir gewesen. Die Twist hatten es bereits schwer genug, und ihre Gemeinschaft hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, außer Morag und mir zu helfen. Auch wenn sie zugegebenermaßen Geld dafür bekommen hatten.
    »Also bleibst du nicht für länger?«, fragte er.
    Ich stand auf und klinkte mich aus dem System des Bikes aus, worauf die Diagnosewerte aus meinem IVD verschwanden.
    »Hallo, Robby. Nein, ich bleibe nicht für länger.«
    Robby nahm sich einen Moment, mich von oben bis unten zu mustern. Ich war immer noch derselbe und trug denselben gepanzerten Mantel, obwohl er inzwischen gereinigt und die Temperaturregulierung repariert worden war. Dieselben Jeans und Stiefel, obwohl auch sie jetzt sauber waren. Und dazu einen neuen Pullover. Außerdem hatte ich mich im Zug geduscht und rasiert, und ich war wohlgenährt.
    »Hast dich gut gemacht.« Sein Tonfall war neutral, aber auf gezwungene Weise neutral. »Hab dich im Viz gesehen. Ich glaub, alle haben dich gesehen. Sie sagten, das kannst du nich sein, nich der Haudrauf von den Kabinen auf der Nordseite, nich er, aber ich hab dich erkannt und mir die Sache anschließend angesehen.«
    Ich fragte mich, worauf er hinauswollte.
    »Will McShit mich sehen?«, fragte ich. Seine Antwort war ein Lächeln, das nicht die leiseste Spur von Humor enthielt. Damit war mir klar, dass Rolleston McShit getötet hatte. »Tut mir leid, Robby. Was ist passiert?«
    »Was glaubst du, was passiert ist?« Jetzt kam die Wut raus, die er zurückgehalten hatte. »Diese englischen Drecksäcke sind in unsere Welt eingebrochen, haben jeden erschossen, der ihnen in die Quere kam. Haben McShit gefoltert, nichts Ausgefallenes, nicht für uns Winzlinge. Sie haben ihn einfach nur geschlagen, ihm Teile gebrochen, ihn zerschnitten, bis sie bekamen, was sie haben wollten. Das Wenige, das er wusste. Sag, war es das wert, dass die Hälfte meiner Kumpels gestorben ist, meine ich?«
    Ich brauchte eine Weile, bis ich ihm antworten konnte. »Ich glaube ja.«
    »Wirklich? Weil es jetzt wieder einen Krieg gibt, diesmal gegen unsere eigenen Leute?«
    »Sie haben mich in eine Lage gezwungen, wo ich nur noch abhauen oder sterben konnte. Es tut mir leid, dass ich euch da hineingezogen habe, aber McShit wusste genau, was er tat. Ich habe ihn nicht belogen, was die Leute betraf, die hinter mir her waren.«
    »Ja, das weiß ich. Ich glaube, dass du es gut vor dir selber rechtfertigen kannst. Ich habe nur den Eindruck, dass all meine Kumpels gestorben sind, damit noch mehr Leute sterben können. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn nur du gestorben wärst.«
    Er gab sich wirklich alle Mühe, dafür zu sorgen, dass ich mich wie ein Stück Scheiße

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