Krieg um den Mond (German Edition)
einer Besenkammer. Die Frau bekam ein Kind von ihm - und schwupps hatte sie ein schönes Leben. Das will ich jetzt auch.“
Langsam dämmerte Gordon, worauf Mirjam hinauswollte. Das war gar nicht gut. „Willst du mich erpressen?“
„Was denkst du von mir?“, tat Mirjam entrüstet. „Ich werde doch nichts Illegales tun. Ich möchte nur, dass du dein Kind gut versorgst - und die Mutter, die sich darum kümmern muss, natürlich auch.“
In Gordons Hals begann sich ein Knoten zu bilden. Diese Sache konnte ihn den Job kosten. „Willst du das jetzt überall herumposaunen?“, brachte Gordon weit weniger selbstbewusst hervor, als er eigentlich wollte.
„Du hältst mich immer noch für blöd und kapierst nicht. Niemand wird etwas von mir erfahren, vorausgesetzt du bist hübsch freundlich zu mir. Ich will doch, dass du deinen Job behältst. Ich wünsche dir sogar noch viele Gehaltserhöhungen - schließlich bin ich ab jetzt prozentual daran beteiligt.“
Das Lächeln in Mirjams Gesicht wirkte gar nicht mehr freundlich. Es wirkte irgendwie ... von oben herab.
Erst jetzt begriff Gordon, was wirklich geschehen war. Nicht er hatte sie benutzt - sie hatte ihn benutzt!
Womöglich hat sie das von Anfang an geplant, dieses Biest. Ich bin ihr auf den Leim gegangen und jetzt soll ich bezahlen.
Es sah nicht gut aus für ihn. Obendrein musste er aufpassen, dass sein Patzer nicht publik wurde. Das Personalkarussell drehte sich sehr schnell, zumal die Projekte nicht so liefen, wie sie sollten.
„Ich sehe, du beginnst zu verstehen.“ Mirjam wandte sich zum Gehen. „Sieh es doch positiv: Du hattest mehr, als einmal Besenkammer. Das ist doch was.“
„Klick“, fiel die Tür ins Schloss.
Bewegungslos saß Gordon hinter dem Schreibtisch und starrte in die Luft. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Es war so!
Wie in Zeitlupe tropfte die Erkenntnis in seinen Verstand. Der Knoten in seinem Hals wurde enger. Gordon spülte ein Glas Wasser hinunter. Es half nichts. Das zweite auch nicht. Jetzt griff er zum Whisky, den er zum Anstoßen auf gute Gelegenheiten im Schrank hatte. Dies war beim besten Willen keine gute Gelegenheit, aber irgendwas brauchte er jetzt.
Der Whisky brannte in der Kehle, aber der Knoten lockerte sich ein wenig. Noch ein kräftiger Schluck und die innere Lähmung verschwand. An deren Stelle begann Zorn hochzukochen. Zorn auf Mirjam. Zorn auf sich selbst. Zorn auf die Chinesen. Zorn auf das Projekt. Am liebsten hätte Gordon seine Wut laut hinausgebrüllt, mit einer Axt das Mobiliar zertrümmert, das große Modell seiner Rakete zum Fenster hinausgeworfen. Nichts davon konnte er tun.
Das Telefon klingelte. Ausgerechnet jetzt. Gordon griff nach dem Hörer und hätte ihn fast zerquetscht.
„Mr. Forell, Dr. Bardouin ist für Sie an der Rezeption.“
Die Hand am Hörer verkrampfte sich schmerzhaft.
NEIN! Jetzt nicht! Auf keinen Fall!
„Halten Sie ihn hin“, atmete Gordon mühsam beherrscht ins Telefon. „Ich bin noch nicht so weit.“
„Er hat sich schon beschwert, dass Richard Wincent nicht da ist. Er hätte eine schriftliche Zusage.“
„Die kann er sich ...“, entfuhr es Gordon, aber er konnte sich gerade noch beherrschen. „Er kann ja warten. In drei Tagen ist Wincent wieder da.“
Die Stimme am anderen Ende schwieg. Die Dame an der Rezeption wusste nicht, wie sie mit Gordons Aggression umgehen sollte.
„Bringen Sie ihn in den kleinen Besprechungsraum und geben Sie ihm einen Kaffee.“ Gordon wartete keine Antwort ab, sondern legte den Hörer krachend auf. Er musste dieses Telefonat dringend beenden, bevor er die Beherrschung verlor.
Gordons Gedanken rasten in seinem Kopf wie eine Achterbahn. Er bekam einfach keinen von ihnen zu fassen. Was sollte er tun? Wie sollte er sich beruhigen? Viel Zeit blieb ihm nicht. Er konnte den Europäer höchstens eine halbe Stunde warten lassen. Das war das absolute Maximum.
Gibt es eine Möglichkeit den Termin abzublasen? Gibt es nicht. Ich bin ja schon der Vertreter.
Gordon verfluchte seinen Chef, der ihm das eingebrockt hatte, und goss sich noch einen Whisky ein.
Gordon nutzte die halbe Stunde bis zur letzten Sekunde aus, um sich einigermaßen zu sammeln. Im Besprechungsraum traf er auf einen sichtlich verärgerten Generaldirektor der ESA.
Dr. Bardouin hatte höchsten Wert auf ein Treffen mit dem Leiter der NASA gelegt. Diese Angelegenheit war zu wichtig, um sie auf unterer Ebene zu behandeln. Nun speiste man ihn nach der langen
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