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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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er habe vielmehr unsere Einfachheit korrumpiert.
    Rousseau war allem Anschein nach ein noch unbequemerer Zeitgenosse als Hobbes. Er musste aus der französischen Schweiz in die deutsche fliehen, nur um dort sein Haus von einem Mob mit Steinen beworfen zu sehen. Als Nächstes floh er nach England, wo es ihm nicht gefiel, bevor er sich wieder nach Paris zurück schlich, obwohl er offiziell aus Frankreich verbannt worden war. Aber trotz seiner stürmischen Lebensumstände setzte Rousseau dem Hobbesschen Gebäude doch gewaltig zu. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts brachte sein Optimismus hinsichtlich des Guten im Menschen viele Leser dazu, Hobbes als Reaktionär abzutun, gegen Ende des 19. erholte Hobbes’ Ruf sich dann wieder, als Darwins evolutionäre Ideen seine Vision vom Menschen als des Menschen Wolf wieder realistischer aussehen ließ. Aber im 20. Jahrhundert fiel er von neuem in Ungnade. Aus Gründen, auf die wir in Kapitel 1 zurückkommen werden, beherrschte der Idealismus von Edwin Starrs War! die Bühne. In den 1980er Jahren war Hobbes’ sittenstrenge Vision von einem starken Staat als Macht, die Gutes schafft, obsolet geworden.
    Hobbes’ Kritiker deckten das gesamte ideologische Sektrum ab. »Die Staatsführung«, versicherte Ronald Reagan den Amerikanern in seiner ersten Antrittsrede, »ist nicht die Lösung für unser Problem, sie ist das Problem.« Aber Reagans große Angst – ein aufgeblähter Staat könnte die Freiheit des Einzelnen einschränken – zeigt auch, wie weit uns die moderne Debatte darüber, ob nun eine große oder eine schlanke Regierung besser sei, von den Schrecken entfernt hat, die Hobbes Sorgen bereitet haben. Den Menschen aller vergangenen Zeitalter wären unsere gegenwärtigen Diskussionen sinnlos vorgekommen. Für sie hätte die Alternative allenfalls gelautet: eine winzig kleine Regierung oder gar keine. Eine winzig kleine hätte zumindest ein gewisses Maß an Recht und Ordnung geheißen, gar keine das Fehlen von beidem.
    Reagan scherzte einmal, die zehn erschreckendsten Worte der englischen Sprache lauteten: »Hi, ich komme vom Staat und ich will Ihnen helfen«, aber in Wirklichkeit sind die zehn schrecklichsten Worte: »Es gibt keinenStaat, und ich bin gekommen, Sie umzubringen«. Und ich nehme an, dem würde auch Reagan selber zugestimmt haben. Bei anderer Gelegenheit sagte er: »Jemand aus der Legislative hat mir vorgeworfen, meine Einstellung zu Law and Order entstamme dem 19. Jahrhundert. Das ist völlig falsch. Meine Haltung entstammt dem 18. Jahrhundert. … Die Gründerväter haben klar gesagt, dass die Sicherheit gesetzestreuer Bürger eine der ersten Sorgen des Staates zu sein hat.«
    In den dreißig Jahren seit seiner Präsidentschaft ist die Gelehrtenmeinung sogar noch weiter gegangen, zurück zu Hobbes und dem, was wir in Bezug auf Gesetz und Ordnung nur als Attitüde des 17. Jahrhunderts bezeichnen können. Die meisten der jüngsten Bucherscheinungen, die einen Rückgang der Gewalt vermelden, berufen sich wohlwollend auf Hobbes. »Hobbes war der Wahrheit sehr viel näher«, schreibt Gat in seinem Buch War in Human Civilisation , »als der Rousseausche Garten Eden.« Allerdings scheint kaum einer seiner neuen Fürsprecher so recht warm werden zu wollen mit seiner düsteren These, dass allein die Staatsmacht es sei, was uns sicher und wohlhabend macht. Keeley, der Anthropologe, zieht Hobbes zwar eindeutig Rousseau vor, meint aber: »Ist Rousseaus primitives Goldenes Zeitalter imaginär, so ist Hobbes’ fortwährende Keilerei schlicht ein Ding der Unmöglichkeit.« 12 Steinzeitvölker führen nicht wirklich ständig Krieg gegen alle anderen, so Keeleys Fazit, und das Erstarken des Staats hat nicht weniger Leid als Frieden gebracht.
    Elias, der Soziologe, schlug einen anderen Weg ein. Er erwähnt in seinem Werk Über den Prozess der Zivilisation Hobbes nicht eigentlich, obwohl er die Vermutung des Philosophen teilte, dass der Staat maßgeblich an der Zügelung der Gewalt beteiligt war. Aber wo für Hobbes der Leviathan der aktiv Handelnde gewesen war, der seine Untertanen einschüchterte, stellt Elias die Untertanen ans Ruder, indem er meint, ihnen sei einfach der Geschmack an der physischen Gewalt abhanden gekommen – zivilisierte Umgangsformen passten eben besser in die elegante höfische Welt. Und im Gegensatz zu Hobbes’ Vermutung, die große Befriedung habe in der fernen Vergangenheit stattgefunden, setzt Elias sie in den Jahren nach 1500 an.
    Pinker, der

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