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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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befunden hätte, wäre es aus einem der beiden Weltkriege siegreich hervorgegangen. Zwei Jahrtausende hindurch hat diese geografische Situation China eine der größten Ökonomien sein lassen, seit ihrer industriellen Revolution aber hat sich die Nation vom Import natürlicher Ressourcen und Rohstoffe und dem Export fertiger Produkte über Länder der äußeren Zone abhängig gemacht. Jahr für Jahr durchqueren Waren im Wert von fünf Billionen Dollar das Südchinesische Meer, beliefern nicht nur die Häfen an der Straße von Malakka, sondern auch winzige Felsbrocken wie die Spratly-Inseln und die Paracel-Inseln (im Chinesischen: das Nansha-Archipel und die Xisha-Inseln) von enormer strategischer Bedeutung.
    Als Mao Tse-tung 1949 die Macht übernahm, sah es so aus, als sei China von den beiden aufeinanderfolgenden Globocops so mit Inselketten eingekreist worden, dass diese seiner Wirtschaft die Luft hätten abdrücken können. Maos erste Reaktion bestand in drastischen Maßnahmen. In den ersten fünf Jahren versuchte er, den Würgegriff des neuen Weltpolizisten zu lockern, indem er Millionen Soldaten in den Kampf nach Korea sandte und damit drohte, in Taiwan einzumarschieren, aber in beiden Fällen hielt ihn die nukleare Erpressung seitens der Amerikaner davon ab. Als Nächstes beschloss er, alle Geopolitik zu ignorieren und die chinesische Version einer industriellen Revolution aus dem Boden zu stampfen, die einzig und allein von der Kraft seines Willens getragen wurde. Als er seinen Bauern jedoch befahl, sich vom Ackerbau auf die Metallverarbeitung im Hinterhof zu verlegen, verhungerten zwanzig Millionen Menschen. Unbeirrt ordnete Mao eine Kulturrevolution an, hielt junge Kommunisten an, alles Alte (die Wirtschaft eingeschlossen) niederzureißen und ein neues Utopia zu errichten, wiederum auf nichts anderes gegründet als auf seinen Vorstellungen, den sakrosankten Mao-Tse-tung-Ideen. Wieder kam es zur Katastrophe.
    Im Jahr 1972 standen die Dinge so schlecht, dass Mao sich gezwungen sah, seine Bereitschaft zu Veränderungen auf unerhörte Weise unter Beweis zu stellen. Richard Nixon hatte bereits eine Weile erfolglos versucht, China und die Vereinigten Staaten zu einer Art Schulterschluss gegen die Sowjetunion zusammenzubringen, nun aber lud Mao zur allgemeinen Verwunderung Amerikas obersten Kommunistenjäger nach Peking ein. Nixon verkündete vollmundig, diese Woche habe die Welt verändert, aber genaugenommen siegten erst nach Maos Tod weisere Berater. Zu diesem Zeitpunkt,Ende der 1970er Jahre, musste Chinas Wirtschaft über Jahrzehnte hinweg um acht Prozent jährlich wachsen, um noch schlimmere Hungersnöte als die in der Vergangenheit zu verhindern. Deng Xiaoping erkannte dies und öffnete China für die Weltwirtschaft. Da China seine Inselfesseln nicht mit Gewalt durchbrechen konnte (es verfügte über keine nennenswerte Marine, und die riesige Volksbefreiungsarmee, die noch zu ihren Bestzeiten dem Fortschritt hinterher hinkte, stand während der Kulturrevolution kurz vor dem Kollaps), hieß das, sich mit dem Weltpolizisten gutstellen zu müssen.
    Dengs Politik sorgte für Umweltbelastungen sondergleichen und zügellose Korruption, brachte aber auch, was benötigt wurde. Im Laufe der 1990er Jahre flohen 150 Millionen Bauern aus dem verarmten Landesinneren in die Fabriken nahe der Küste und ließen im Prinzip jedes Jahr ein neues Chicago entstehen. Die Flucht in die Stadt erhöhte das Einkommen eines Arbeiters im Regelfalle um fünfzig Prozent, und da die neuen Stadtbewohner trotzdem ernährt werden mussten, stieg auch das Einkommen derjenigen, die auf ihren Farmen blieben und Lebensmittel in die Städte verkauften, um sechs Prozent jährlich. Im Jahre 2006 war Chinas Wirtschaft neunmal so groß wie bei Maos Tod dreißig Jahre zuvor.
    Das war erst der Anfang. 2006 wurden auf Chinas Straßen täglich 14   000 neue Autos zugelassen, und damit sie fahren konnten, wurden 85   000 Kilometer Straßen neu gebaut. Bis zum Jahr 2030, so schätzen die Behörden, werden diese Straßen und Autos weitere 400 Millionen Bauern in die Städte spülen, und um sie unterzubringen, wird die Volksrepublik mehr als die Hälfte aller Neubauten des Planeten errichten müssen. Zwischen 1976 und 2006 hat sich Chinas Anteil an der Weltwirtschaftsleistung von 4,5 auf 15,4 Prozent mehr als verdreifacht. Im selben Zeitraum hat sich der amerikanische Anteil verringert, und obwohl die Vereinigten Staaten noch immer vorne liegen und 19,5

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