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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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Bhita zur Zeit des britischen Raj freigelegt hat. Aber trotz der beklagenswerten (schon zu ihrer Zeit veralteten) Standards dieser Grabungen haben sie genügend Informationen zutage gefördert, um uns zu zeigen, dass die Häuser im 3. Jahrhundert v.   Chr. größer, komfortabler und besser ausgestattet waren als die jeder früheren Zeit. Wie bei den Häusern von Han und Römern waren Mauern und Dächer aus Ziegeln, wobei jeweils mehrere Räume um ein Atrium angeordnet waren. Die meisten hatten Brunnen, Abfluss, Küche mit Herd und Vorratsräume.
    Das Dumme (jedenfalls für Archäologen) an diesen Stätten ist, dass es dort nicht zu Tragödien gekommen war und die Bewohner Zeit gehabt hatten, beim Auszug ihre Häuser auszuräumen. Das Gute an ihnen ist, dass die Maurya ein Volk von Schlampern waren. Sie hinterließen genügend keramische Fragmente, Küchengerät, Eisenwerkzeuge und sogar etwas Schmuck, Dinge, die darauf schließen lassen, dass es ihnen weit besser ging als allen Indern vor ihrer Zeit.
    Griechische wie römische Besucher fanden in Indien eine Menge Staunenswertes (sprechende Papageien! Boa constrictors! und natürlich Elefanten!), aber was sie am meisten beeindruckte, das war der schiere Umfang des Handels, der sich nach etwa 200 v.   Chr. zwischen dem Mittelmeerraum und dem Subkontinent zu entwickeln begann. »Indien zieht in keinem Jahre«, so schrieb Plinius, »weniger als 50   000   000 Sesterzen aus unserm Reiche und sendet uns Waren dafür, welche um den 100-fachen Preis verkauft werden.« 13
    Auch wenn Plinius’ Arithmetik nicht so recht stimmen mag (da seine Zahlen bedeuten würden, dass ein paar Tausend Kaufleute einen Profit erwirtschafteten, der nahezu das Dreifache des gesamten römischen Bruttoinlandsprodukts betrug), so zeigen jüngste Entdeckungen, dass er so weit daneben auch wieder nicht gelegen haben dürfte. 1980 erwarb die Österreichische Nationalbibliothek eine Papyrusrolle aus einer römischen Stätte in Ägypten, die man auf etwa 150 n.   Chr. datiert. Bei näherer Hinsicht stellte sich heraus, dass es sich um die finanziellen Arrangements eines Schiffes handelte, das aus der indischen Hafenstadt Muziris nach Ägypten zurückgekommen war. Es hatte Elfenbein, feinste Tuche und Parfüm geladen, die auf neun Millionen Sesterzen geschätzt wurden – das hätte genügt, um 20   000 Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Rom besteuerte diese Importe mit 25Prozent; es hätte somit gerade mal 400 solcher Ladungen jährlich bedurft, um das gesamte Militärbudget des Reiches zu bestreiten.
    Uns liegen bisher noch keine Aufzeichnungen am indischen Ende der Kette vor. 2007 jedoch begann man mit Ausgrabungen in Muziris (dem heutigen Pattanam in Kerala), und die ersten vier Grabungssaisons brachten eine größere Zahl römischer Weinamphoren zutage als irgendwo sonst außerhalb des Römischen Reichs. Indien war also eindeutig ein wohlhabendes Land.
    Es sieht also ganz so aus, als hätte in Rom, China und Indien im späten 1. Jahrtausend v.   Chr. das große Imperium seine Untertanen sehr wohl sicherer und reicher gemacht. Das Partherreich war zwar groß, aber augenscheinlich weniger sicher, während die Staatengebilde in Mesoamerika und den Anden kleiner und noch unsicherer waren. Und jenseits dieser paar Breitengrade – etwa zwischen zwanzig und 35 Grad nördlich des Äquators in der Alten Welt und 15 und zwanzig Grad nördlich in der Neuen – gab es winzige Gesellschaften, in denen die Rate gewaltsamen Todes wahrscheinlich im Bereich von zehn bis zwanzig Prozent blieb.
    Wie lässt sich dieses Schema erklären? Warum waren es nur die Menschen dieser Glücklichen Breiten, die unterwegs nach Dänemark waren? Und warum kamen einige auf diesem Weg weiter als andere?
Lebensraum als Käfig
    Bei der Beantwortung dieser Frage soll uns eine weitere Karte behilflich sein. Die Abbildung 2.4 zeigt dieselben antiken Reiche und Staaten wie Abbildung 2.2, allerdings mit einigen zusätzlichen Details. Die grau markierten Gebiete zeigen das jeweils durch Ackerbau bestimmte Herzland, wo der Mensch zwischen 10   000 und 5000 v.   Chr. die Agrikultur erfand. Die Anfänge der Landwirtschaft gehören zu den zwei oder drei echten Wendepunkten in der Menschheitsgeschichte, und ich habe mich in meinem Buch Wer regiert die Welt ausführlich mit dem Thema befasst. Ich komme an dieser Stelle darauf zurück, weil die Gebiete, in denen der Ackerbau begann, und die Regionen, in denen einige Jahrtausende später

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