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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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eine neue Methode gefunden, die Aristokratie zu bändigen, die, wie Elias in seinem Werk über den Zivilisationsprozess zeigt, genau dem Weg entsprach, den über 2   000 Jahre später das Europa der frühen Neuzeit einschlagen sollte. Darüber hinaus erweiterten Tiglath-Pileser und seine Nachfolger die assyrischen Grenzen, schluckten kleinere Staaten und verhinderten so weitere Kriege zwischen ihnen. Das Assyrerreich expandierte ganz enorm und zwang seine Nachbarn, sich entweder zu unterwerfen oder ihre Staaten ähnlich zu zentralisieren.
    Nachdem der Prozess einmal eingesetzt hatte, gab es kein Zurück mehr. Der Aufstieg des Assyrerreichs gebar an seinen Rändern Dutzende neuer Kleinstaaten, als die dortigen Stämme sich zu Staaten organisierten, Steuern erhoben und Armeen ausbildeten, um sich zu wehren. Als ein Bündnis dieser Staaten 612 v.   Chr. das Assyrerreich besiegte, endete ein 60-jähriges Ringen um seinen Kadaver mit dem Aufstieg des Achämenidenreichs, des ersten persischen Großreichs, dem größten, das die Welt bis dahin gesehen hatte (obwohl dazu gesagt werden muss, dass ein Gutteil des von den Achämeniden beherrschten Gebiets so gut wie menschenleer und die Bevölkerung kaum halb so groß war wie die der späteren Reiche der Römer oder der Han).
    Das Wachstum Persiens führte zu einer weiteren Phase der Staatenbildung an seiner Peripherie, und in den 330er Jahren v.   Chr. erging es dem Altpersischen Reich wie dem der Assyrer. Alexander der Große, Herrscher des rückständigen Königreichs Mazedonien an Persiens westlichstem Rand, brauchte nur vier Jahre, um das großmächtige Reich zu besiegen. Zu diesem Zeitpunkt erstarkten noch jüngere Gesellschaften an den Rändern, und im3. Jahrhundert v.   Chr. lieferten Rom und Karthago sich einen der längsten und erbittertsten Kriege des Altertums. Als Karthago schließlich 202 v.   Chr. kapitulierte, hatte Rom die größte Kriegsmaschinerie der Welt aufgebaut, und während des folgenden Jahrhunderts schluckte es den ganzen Mittelmeerraum. Die nächsten tausend Jahre über sollten der Fruchtbare Halbmond und der Mittelmeerraum durchgehend unter der Herrschaft einiger weniger riesiger Reiche stehen, die über zig Millionen Menschen herrschten, denen man den Frieden aufzwang.
    Es war dies laut Hanson und Keegan die Zeit, in der die westliche Art der Kriegführung entstand. Werfen wir jedoch einen Blick über das übrige Eurasien im Bereich der Glücklichen Breiten im 1. Jahrtausend v.   Chr., können wir dort bemerkenswert ähnliche Muster feststellen. China und Indien kamen unabhängig voneinander auf dasselbe Erfolgsrezept wie Assyrien, Griechenland und Rom – Massenarmeen aufzustellen, die von mächtigen Regierungen bezahlt wurden, und Kriege in riesigen Konfrontationen Mann gegen Mann zu entscheiden. Dank ihres späteren Starts mit dem Ackerbau nach Ende der Eiszeit, durch den auch der Caging-Prozess entsprechend später begann, gingen China und Indien diesen Weg jedoch erst einige Jahrhunderte nach der Mittelmeerregion. Auch gab jede Region der Geschichte ihre eigene Färbung, aber das Narrativ an sich bleibt vom Atlantik bis zum Pazifik erkennbar gleich.
    Einmal mehr zeigt sich dies am deutlichsten in China. Hier unterschied die Folge der Ereignisse sich geringfügig von der im Fruchtbaren Halbmond. Bis zum 6. Jahrhundert v.   Chr. dominierten hier Streitwagen die Schlachtfelder; 632 v.   Chr. kam es bei Chengpu zur größten Streitwagenschlacht der chinesischen Geschichte. Um 500 v.   Chr. begannen die dortigen Könige hinter die Strategie zu kommen, die sich für Tiglath-Pileser ausgezahlt hatte. Sie schlossen die Aristokratie vom Krieg aus, übertrugen den Bauern das Besitzrecht an dem von ihnen bewirtschafteten Land, und dafür besteuerten sie sie und zogen sie ein.
    Als schließlich um 400 v.   Chr. die großen, kräftigen Pferde aus den Steppen nach China kamen, wurden die Schlachtfelder bereits von Massenfußvolk mit Eisenschwert und Speer beherrscht, nicht zu vergessen der Armbrust, der große Beitrag des alten China zur Militärtechnik. Man brauchte länger, um eine Armbrust zu laden als einen Kompositbogen, und sie hatte eine geringere Reichweite; dafür war sie einfacher zu handhaben und verschoss Eisenbolzen, die auch dickere Panzer durchdrangen, und war damit ideal für einander gegenüberstehende Armeen.
    Eisen kam um 800 v.   Chr. nach China, und um das 5. Jahrhundert bereits fertigten Schmiede richtigen Stahl, der härter

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