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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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die Han-Dynastie das Reich und begann die gewalttätigen Exzesse des Qin-Staats zu mäßigen. Binnen eines Jahrhunderts wachten die Han von ihrer geschäftigen Hauptstadt Chang’an aus über die Pax Sinica , von der weiter oben in diesem Buch die Rede war.
    In Indien sind die Evidenzen wie üblich weniger klar, aber allem Anschein nach passt unser Plot auch hier. Eisenwaffen ersetzten größtenteils die bronzenen im 5. Jahrhundert v.   Chr., Kavallerie tauchte im 4. auf (obwohl sich hier Streitwagen noch weitere 300 Jahre hielten), und indische Könige stellten spätestens im 3. Jahrhundert mehrere 100   000 Mann starke Streitkräfte auf.
    Es gab jedoch auch Unterschiede. In einer Passage des Arthashastra (des bereits erwähnten großen Werks über die Kunst der Staatsführung) wird die Infanterie in Kettenpanzern als die beste Truppe für den Kampf gegen ganze Armeen bezeichnet, aber der größte Teil des indischen Fußvolks bestand aus ungepanzerten Bogenschützen und nicht etwa aus den schweren Speer- und Schwertkämpfern von Assyrien, Griechenland, Rom und China. Die bestausgebildete indische Infanterie (die maula , ein stehendes Heer auf Erbbasis) konnte so diszipliniert und entschlossen sein wie nur irgendeine, aber die Infanteristen bildeten immer die unterste von vier Stufen im indischen Militär. *24 Das lag vielleicht aber auch daran, dass die Inder in der obersten Stufe mit dem Elefanten etwas Größeres und zweifelsohne Besseres hatten als jede Infanterie.
    Laut dem Arthashastra verlässt sich ein König in der Schlacht hauptsächlich auf Elefanten. 28 Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben unterschlägt hier jedoch geflissentlich, wie unzuverlässig Elefanten sein konnten. Selbst nach jahrelangem Training blieben sie schreckhaft, was während der Schlacht immer wieder zu Stampeden führte. Brach ein Elefant erst einmal in der falschen Richtung aus, gab es nur eine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten, statt des Feindes die eigenen Leute totzutrampeln, und die bestand darin, ihm einen Holzkeil in die Schädelbasis zu treiben. Folge davon war, dass oft selbst die Siegerseite ein Gutteil ihrer unter hohen Kosten abgerichteten Elefanten verlor. Waren jedoch die Elefanten erst einmal in die rechte Richtung in Marsch gesetzt, hielt ihnen kaum eine Armee stand. Elefanten, so erklärt das Arthashastra in aller Ruhe, würden benutzt, um – zusammen oder getrennt – die vier Hauptbestandteile der feindlichen Kräfte zu vernichten; ihre Aufgabe sei es, die Mitte, die Flanken oder die Flügel zu zertrampeln. 29
    Ein Elefantenangriff war womöglich das traumatischste Erlebnis des antiken Kriegs. Jedes der Tiere wog zwischen drei und fünf Tonnen und trug eine weitere Tonne an Panzerung. Wenn Hunderte, ja sogar Tausende von ihnen über die Ebene stürmten, erschütterten sie die Erde in ohrenbetäubender Raserei. Die Angegriffenen versuchten ihnen die Achillessehnen durchzuschneiden, sie mit Speeren zu kastrieren und sie mit Pfeilen zu blenden; die Angreifer warfen von oben Speere herab, stachen mit Spießen zu, trieben die Tiere an, die Männer unter ihnen zu zertrampeln, ihre Knochen und Eingeweide zu zermalmen. Pferde, vernünftige Tiere, die sie sind, trauten sich nicht einmal in ihre Nähe.
    Selbst Alexander der Große musste einräumen, dass gepanzerte Elefanten furchterregende Stoßtruppen waren. Nachdem er in nur acht Jahren das gesamte Perserreich besiegt hatte, erreichte er 326 v.   Chr. den Hydaspes (den Jhelam im heutigen Pakistan), wo ihm König Puru (Porus in griechischen Quellen) den Weg versperrte. Purus Hunderte von Streitwagen erwiesen sich als wirkungslos gegen die makedonische Phalanx; seine Elefanten dagegen standen auf einem ganz anderen Blatt. Um sie zu überwinden, musste Alexander sich die wohl brillantesten Manöver seiner Laufbahn einfallen lassen. Aber als er erfuhr, dass Puru nur ein zweitrangiger König war und die Nandas (die Vorfahren der Maurya), die das Ganges-Tal beherrschten, noch weit mehr Elefanten hatten, kehrte er wieder um.
    Im Jahr 305 v.   Chr., nach Alexanders Tod, kehrte sein ehemaliger General Seleukos an den Indus zurück und trat an dessen Ufern gegen Chandragupta (in griechischen Quellen Sandrakottos), den Begründer der Maurya-Dynastie, an. Diesmal konnten die Makedonier nichts ausrichten. Von den Elefanten noch tiefer beeindruckt als Alexander, willigte Seleukos ein, Chandragupta gegen 500 seiner Tiere die reichen Provinzen abzutreten, die heute Pakistan

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