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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nicht überrascht, Seiner  – in einen flaschengrünen Colancor und goldfarbenen mit Optaliumsteinen besetzten Morgenrock gekleideten Heiligkeit plötzlich gegenüberzustehen. Der Greis verbarg seine üble Laune nicht, denn man hatte ihn bei seinen unmoralischen nächtlichen Aktivitäten gestört. Und trotz der unnützen Barrieren der Gedankenschützer, die sich in einem Nachbarzimmer aufhielten, war Harkot in das Gehirn des Muffis eingedrungen und hatte dort die zarten und parfümierten nackten Körper der Knaben und Mädchen entdeckt, die das Episkopat zu Fantasiepreisen auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte. Bei Morgengrauen erwartete diese Kinder ein furchtbares Schicksal: Denn wenn sie die Wollust des Pontifex’ befriedigt hatten, wurden sie gefährlich, weil diese unschuldigen Wesen dann von seinen geheimen Lüsten am eigenen Leib erfahren hatten. Außerdem konnten die Mediziner des bischöflichen Palastes ihre Organe, ihre Haare und ihr Rückenmark für Verjüngungskuren verwenden.
    Harkot erkannte außerdem, dass der Unfehlbare Hirte
außerordentlich misstrauisch war. Er hatte diesen ungelegenen Besucher nur empfangen, weil er geradezu krankhaft neugierig war und wissen wollte, was für eine neue Falle man ihm stellte. Harkots Plan aber setzte gerade bei diesem an Paranoia grenzenden Argwohn an.
    Der Muffi hingegen gaukelte ihm vor, ihn allein, ohne Gedankenschützer zu empfangen. Dieser Taktik bediente er sich immer, um die Wachsamkeit seiner Besucher einzulullen und seinen Gedankenschützern die Arbeit zu erleichtern; ein Prozedere, über das sich Harkot köstlich amüsierte.
    Offensichtlich hatte der Unfehlbare Hirte nicht genügend Zeit gehabt, um sich wie üblich für eine Audienz herauszuputzen; sein Aussehen konnte er nicht beschönigen. Seine schlaffe, von Altersflecken übersäte Haut war von tiefen Falten durchzogen, und die Tränensäcke unter seinen stechenden kleinen Augen verrieten ein nahezu biblisches Alter.
    Jetzt richtete er seine Augen auf den mentalen Terminator. Harkot nahm keinen Anstoß daran, war er doch überzeugt, dass das Oberhaupt der Kirche des Kreuzes ihn nach dieser Unterredung mit ganz anderen Augen betrachten würde.
    »Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?«, fragte der Muffi unhöflich, aber doch begierig zu erfahren, aus welchem Grund dieser Mann ihn aufsuchte.
    »Ich bin Harkot, ein Scaythe vom Planeten Hyponeros, ein mentaler Terminator, der zum Experten ernannt wurde, Eure Heiligkeit«, antwortet sein Gegenüber kühl und gelassen, in einem dunklen, metallisch klingenden Timbre, das einen starken Kontrast zu der kindlich hohen Stimme des Muffis bildete.

    Barrofill XXIV. umrundete das Bassin und stellte sich vor den Scaythen. »Ach, wie schön! Noch befinden wir uns ja auf einem uns beiden wohlbekannten Terrain! Wie könnte ich nicht – jedenfalls dem Renommee nach – jenen Mann kennen, der auf derart effiziente Weise Ranti Ang hingerichtet hat? Eure Kollegen halten Euch für hochbegabt, sehr vielversprechend, Sieur Experte. Den ersten Teil meiner Frage habt Ihr zufriedenstellend beantwortet. Nun müsst Ihr mir nur noch verraten, warum Ihr mich aufgesucht habt. Hat Euch der Kaiser geschickt? Oder der Konnetabel? Sprecht. Ich bitte Euch, sprecht ohne Vorbehalt. Weder Ihr noch ich haben Zeit genug, sie mit überflüssigem Geplänkel zu vergeuden …«
    »Ich bin ganz Eurer Meinung, Eure Heiligkeit«, entgegnete Harkot. »Doch weder der Kaiser noch der Konnetabel haben mich geschickt, wenn Ihr das auch zu glauben scheint. Mein Entschluss, bei Euch vorzusprechen, ist rein persönlicher Natur. Nur zufällig habe ich … sagen wir, auf indiskrete Weise eine Unterredung belauscht, die Euch besonders am Herzen liegen muss, da sie Euch betrifft. Eine Unterredung, die auf höchster Ebene stattfand …«
    Barrofill XXIV. brach in schallendes Gelächter aus. »Gütiger Himmel! Ein Enthüllung von größter Bedeutung!«
    Dann setzte er sich vorsichtig auf den Rand des Rundbeckens und kicherte, ein schrilles Kichern, das an dem Nervensystem des Scaythen sägte.
    »Also habt Ihr Euren Treueeid gegenüber dem Konnetabel gebrochen, und Ihr habt die Kühnheit besessen, in aller Eile halb Venicia zu durchqueren, Euch mit den Vikaren zu streiten und das allein um mir mitzuteilen, dass sich diese Herren in ungebührlicher Form über meine Wenigkeit geäußert haben? Das nächste Mal, werter Experte,
bittet besser vorher die Kirche des Kreuzes um Erleuchtung! Ich fürchte, Ihr habt Euch

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