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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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zehntausend Mitglieder, streng nach Rangordnung gegliedert, versammelt hatten. Auf dem Triumphbogen des Mahdi Drui-a-Der flatterte das Banner des Ordens, die Gestalt des Panthards in der Mitte, dessen große grüne Augen aus seinem rot gestreiften Pelzkleid herausleuchteten. Auf einem blauen Podium darunter hatten die vier Weisen des Entscheidungsgremiums in ihren makellosen weißen Roben Platz genommen. Ihre kahlen Schädel glänzten. Zwischen ihnen stand unter einem Baldachin, der von einem mottenzerfressenen Panthardfell bedeckt war, ein aus Holz geschnitzter uralter Sessel, der dem Mahdi vorbehalten, im Moment aber noch leer war. Hinter den vier Weisen stand in seiner blutroten Robe der Ehrenwerte Plays
Hurtig, der Wächter der Reinheit der Lehre, und starrte mit misstrauischem Blick auf die Versammelten.
    Als Choud Al Bah Filp seinen Platz unter den Rittern anwies, warfen ihm seine ehemaligen Kommilitonen neidische Blicke zu. Filp winkte ihnen freundschaftlich zu. Die Armen, wenn sie wüssten …
    Eine bleierne Stille lastete über dem Ehrenhof. Sogar die Gelbmöwen und die Silberkammtölpel hatten die Klosteranlage verlassen, so als wollten sie diese trügerische Ruhe vor dem Sturm nicht stören.
    Einer der vier Weisen – Filp erinnerte sich an die eiskalte Schärfe der Stimme dieses Mannes – ergriff das Wort.
    »Ritter, Krieger, Aspiranten, heute ist ein großer Tag! Jener Tag ist angebrochen, auf den sich der Orden seit seiner Gründung vorbereitet hat, dem er seine Existenz verdankt. Heute machen wir dem Gründer, Mahdi Naflin, Ehre! Der Feind versucht, die Basis der Konföderation zu zerstören und für immer unsere Ordnung aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er lauert vor unserer Tür. Deshalb hat der Mahdi Seqoram uns, die einfachen Mitglieder des Entscheidungsgremiums gebeten, euch seinen Willen zu verkünden und euch seiner Unterstützung zu versichern.«
    Filp hatte zutiefst gehofft, den großen Meister endlich einmal leibhaftig zu sehen, und jetzt fragte er sich, warum der Mahdi nicht persönlich erschien. Enttäuscht – noch eine Enttäuschung! – suchte er den Blick Choud Al Bahs, der einige Ränge von ihm entfernt saß. Zwar konnte er keinen Augenkontakt mit seinem Beichtvater herstellen, aber er sah, dass der alte Ritter erschüttert war, als sei eine dunkle Vorahnung plötzlich zu fürchterlicher Gewissheit geworden.

    »Doch ihr dürft euch dessen gewiss sein: Dort oben von seinem Turm herab wird der Mahdi Seqoram euch geistig führen!«, fuhr der Weise fort. »Wenn er in der Stille seiner Gemächer im Xui verweilt, weit vom Chaos entfernt, wird seine Unterstützung umso effizienter sein. Und euch, ihr Ritter, bietet sich jetzt die einmalige Chance, eure Kenntnisse unter Beweis zu stellen. Deshalb beschwören wir euch, stärkt euren Geist! Lasst euch nicht durch das psychische Blendwerk eurer Gegner ablenken, denn wie wir erfahren haben, sollen sie auf diesem Gebiet Experten sein. Erweist euch als Meister des Klangs. Euer Schrei des Todes muss gnadenlos sein!
    Jetzt will ich verkünden, welche Anordnungen der Mahdi für die Schlacht gegeben hat: In vorderster Reihe sollen die Ritter kämpfen. Sie werden vom Corps der Trapiten begleitet, deren Effizienz außer Frage steht. Die zweite Reihe wird von den angehenden Rittern gebildet. Sie sollen deren Position im unwahrscheinlichen Fall einer Niederlage einnehmen. Was die Krieger, Aspiranten und Klosterverwalter betrifft, so sollen sich diese Männer im Hintergrund halten. Ihre Aufgabe besteht vor allem darin, Augen und Ohren – die Fenster der Seele – weit zu öffnen, damit sie für immer von dieser einmaligen Erfahrung profitieren können.«
    Eine ständig größer werdende Unruhe machte sich in der Menge breit, und Filp begriff, dass während der zwei Tage seiner Exerzitien eine fiebrige Unruhe das Kloster ergriffen haben musste. Vor allem die Trapiten brannten vor Ungeduld, sich mit den Streitkräften des neuen Kaiserreichs zu messen. Sie wollten sich beweisen und ihre absurden Träume von Ruhm und Eitelkeit wahr werden lassen. Filp kam sich wie ein Fremder inmitten dieser wie
trunken wirkenden Männer vor, wie ein Eisblock inmitten eines Flammenmeers.
    Er versuchte, unter den Rittern Nobeer O’An, den Heiler, ausfindig zu machen, weil er hoffte, etwas über Aphykits Gesundheitszustand zu erfahren. Vergebens. Die Versammlung war zu groß. Filp hätte nie geglaubt, dass das Kloster so viele Menschen beherbergte. Wo war Nobeer O’An?

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