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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Und wo war Aphykit? Würde er die junge Frau jemals wiedersehen?
    Es gab nur eine Antwort auf diese Frage. Er musste in den Krankentrakt gehen, sie holen und mit ihr fliehen.
    »Jedes Mitglied des Ordens, gleich welcher Stellung und welchen Rangs, wird angewiesen, sich auf die Halbinsel zu begeben, um die Kämpfenden durch ihr Eintauchen in den See des Xui mental zu unterstützen!«, fuhr der Weise in seiner Rede fort. »Ewiger Ruhm wird euch zuteil, und euer Ansehen wird die Jahrhunderte überdauern. Ihr werdet diejenigen sein, die die Totengräber des Universums besiegt haben. Ihr werdet für die Freiheit kämpfen, für das Leben! Die Pforten des Klosters werden jetzt geöffnet. Und vergesst nicht, dass der Mahdi uns von seinem Turm aus sieht und uns Mut zuspricht. Jetzt nehmt eure Positionen ein, damit alles vor Anbruch des Tages vollendet werde!«
     
    Choud Al Bah und Filp sahen sich an. In den grünen Augen des alten Ritters stand die reine Verzweiflung, und sie schienen Filp um Verzeihung zu bitten. Da bekam Filp wirklich Angst – eine Eiseskälte kroch in ihm hoch. Doch sein Stolz verbot ihm zu desertieren, zum Krankentrakt zu laufen, so wie er es mit jeder Faser seines Körpers wollte.

    Die massiven Flügel der sechs monumentalen Portale öffneten sich einer nach dem anderen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Ordens wurden sie gleichzeitig geöffnet. Noch einmal suchte Filp die Menge nach dem Heiler Nobeer O’An ab. Wo war der Ritter?
    Die Ritter der Absolution marschierten geschlossen nach draußen in Richtung der Halbinsel, zum Strand am Meer der Feen von Albar, der jetzt, bei Ebbe, verlassen dalag. Noch war der Sand an manchen Stellen feucht. Nicht ein Windhauch bewegte die tief stehende Wolkendecke. Nur die ferne Brandung und einzelne Schreie der Gelbmöwen und Silberkammtölpel durchbrachen diese seltsam dumpfe Stille.
    Die Truppen des Ordens wurden von den weiß gekleideten Weisen und den ihnen folgenden Wächtern der Tugend angeführt. Hinter ihnen schritten die Trapiten mit ihren grimmigen Mienen, dann kamen die Garden und die Delegierten der Garden – Filp erkannte unter ihnen Godegezil Szabbo, den blonden Hühnen, der ihn in den Audienzsaal des Gremiums begleitet hatte. Ihnen folgten die Ritter in ihren grauen Kutten und die bronzefarbene Phalanx der Krieger und Aspiranten. Den Schluss bildeten die Ritter der Verwaltung und der Heilkunst in ihren dunkelgrünen, marineblauen oder hellblauen Roben.
    Jetzt war es für Filp zu spät. Er konnte nicht mehr zurück. Eine große Angst ergriff ihn.
     
    Gegenüber, auf der anderen Seite der Halbinsel, warteten die Truppen des neuen Kaiserreichs. Truppen war ein großes Wort im Vergleich zu dem nicht enden wollenden Strom von Männern, der aus den Klosterportalen quoll. Denn der Gegner bestand nur aus ein paar hundert Scaythen,
Pritiv-Söldnern und Interlisten. Die mentalen Terminatoren in ihren schwarzen Kutten sahen wie eine Abordnung von Gespenstern aus, die starr über dem Sand zu schweben schienen. In einiger Entfernung von ihnen standen zwei Scaythen, einer in einen blauen und der andere in einen purpurroten Kapuzenmantel gekleidet.
    Der neben Pamynx stehende Experte Harkot war angewiesen worden, durch eine mentale Inquisition die Strategie des Feindes herauszufinden. Die Rede des Weisen vor den versammelten Mitgliedern des Ordens hatte ihn sehr amüsiert, weil sie im Namen eines Phantoms – dem Phantom des Mahdis Seqoram – gehalten worden war. Das hatte er in den verschrobenen Köpfen der vier Greise und dem des Tugendwächters gelesen. Diese Männer waren genauso berechnend, hinterhältig und skrupellos wie der Muffi der Kirche des Kreuzes, Barrofill XXIV. Trotz ihrer Einzigartigkeit ähneln sich manche Menschen in ihrer geistigen Haltung auf merkwürdige Weise, dachte er. Und ohne den Mahdi als Oberhaupt, stellt der Orden eine allzu leichte Beute dar, obwohl sich der Todesschrei der Ritter als effiziente Waffe erweisen kann – doch nur gegen gewöhnliche Gegner. Aber was kann er schon gegen die mentalen Terminatoren ausrichten?
    Doch Harkot quälte etwas anderes als der vorhersehbare Ausgang dieser Konfrontation. Seine äußerst sensiblen Antennen hatten eine Präsenz in der Nähe der Halbinsel aufgespürt. Eine flüchtige Präsenz, derer er nicht habhaft wurde. Vergebens aktivierte er alle seine mentalen Fähigkeiten, es gelang ihm nicht, in dieses Heiligtum der Stille einzudringen. Er wusste nur, dass diese Präsenz nicht mit den

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