Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
einen Blick gönnte, dann nur, um schnell abzuschätzen, wie viel er auf dem Sklavenmarkt wert sei.
    Schließlich kamen sie zu einem rechteckigen, leicht erhöhten Platz, dessen Überdachung aus schwarzem Beton so rissig wie die Haut eines Reptils war. Schnurgerade, von Lichtkegeln gesäumte Alleen strebten auf das Zentrum der Esplanade zu. Sie waren mit phosphoreszierenden Glasplatten gepflastert.
    »Na endlich! Das Dach des Fleischmarkts!«, rief eine der Frauen mit dem schönen Namen Kampfhenne. »Ich hab es satt, mir auf den Füßen rumlatschen zu lassen.«
    »Du hast es doch gern, wenn du im Gedränge rumgestupst wirst«, lachte Carnegill.
    Die Kampfhenne zuckte nur mit den Schultern und fing mit rauer Stimme an zu singen:
    Hallo! Gute Menschenware für ’ne Menge Zaster.
Hallo! ’Ne Menge Zaster für mein Laster.
Hallo! Freudenpulver für rauschende Nächte,
Und ich verwöhne dein Gemächte!
    Seit der große Haschuitt seinen Leutnant zurechtgewiesen hatte, war Carnegills noch nervöser geworden. Unablässig spielte er mit der Fernbedienung, sodass sich die Zähne des Magnethalsbands ständig tiefer in Tixus Fleisch eingruben. Der Oranger konnte kaum noch atmen.
    Sie gingen jetzt auf die Mitte des Platzes zu. Unter den Glasplatten sah der Oranger einen riesengroßen Raum. In dessen Mitte befand sich eine runde Bühne, auf der leere Käfige standen, die von oben mit Scheinwerfern in ein grelles Licht getaucht waren.
    Am Scheitelpunkt der Alleen führte eine Treppe in den Untergrund zum Sklavenmarkt. Haschuitt stieg ohne Zögern hinab, doch seine Kumpane schienen ihm nicht in diese dunklen Gefilde folgen zu wollen. Der Einäugige drehte sich um und sah sie böse an.
    »Auf was wartet ihr noch, ihr kastrierten Affen? Habt ihr vielleicht Angst?«
    »Du meinst doch wohl nicht uns?«, giftete die Kampfhenne. »Wie können wir kastriert sein? Wir sind doch Frauen!«
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte Carnegill.
    »Zu dem Françao Métarelly«, antwortete der Einäugige. »Er zahlt am besten für diese Godappis.«
    »Das gefällt mir gar nicht!«, protestierte Carnegill wütend. »Ich habe gehört, dass er vor allem damit bezahlt, dass er einem die Gedärme verbrennt. Ein Bauchbrenner, das ist er.«

    »Du willst dich also meinen Befehlen widersetzen?«, sagte der große Haschuitt und drohte seinem Leutnant mit erhobenen Fäusten. Seine blutunterlaufenen Augen blitzten hasserfüllt auf, sogar seine Barthaare sträubten sich.
    Die Männer und die Frauen wichen instinktiv zurück, sodass Carnegill plötzlich allein in einer Art Arena dastand. Die Strafen ihres Anführers waren oft spektakulär. Und jetzt warteten sie auf die Bestrafung des Rebellen, die vielleicht sogar mit seinem Tod enden würde.
    Carnegill war bleich geworden. Er hatte begriffen, dass er seine letzten Zähne, seinen Arm, eventuell sein Leben verlieren könnte.
    »Ich wollte dich nicht verärgern, Haschuitt«, sagte er besänftigend. »Es war dumm von mir …«
    Die Umstehenden seufzten erleichtert und waren gleichzeitig enttäuscht. Nur die Kampfhenne stimmte mit kreischender Stimme erneut ihr Lied an:
    Hallo! Gute Menschenware für ’ne Menge Zaster.
Hallo! ’Ne Menge Zaster für mein Laster …
    Am Fuß der Treppe erreichte die kleine Gruppe einen sechseckigen Treppenabsatz, der schwach von an den Wänden hängenden Wasserlampen beleuchtet war. In jede Wand war eine gepanzerte Tür eingelassen, über der ein Leuchtschild angebracht war, eine Holografie, in Prougisch und Interplanetarischem Naflinisch beschriftet. Jede dieser Türen wurde von drei oder vier Gestalten bewacht, die etwa so harmlos wie die tödlichen Skorpione der inneren Wüste auf Roter-Punkt wirkten. Die unter der gewölbten Decke umherschwirrenden atomaren Heizkugeln wärmten den völlig durchgefrorenen Tixu etwas.

    Als Chef der Bande stand es Haschuitt zu, sich an einen der gelb uniformierten Wächter zu wenden, der unter einem ebenfalls gelben Leuchtschild stand. Er packte den Arm seines Gefangenen und schob ihn vor sich her. Die Selbstsicherheit des einäugigen Riesen schmolz wie Butter in der Sonne. Seine dröhnende Stimme verwandelte sich in ein kaum hörbares Flüstern.
    »Hmm … ist der Françao Métarelly zu sprechen?«
    »Was willst du von ihm, du Drecksack?«, entgegnete der Wächter. »Glaubst du etwa, dass sich ein Françao der Camorre mit einem Penner wie dir abgibt?«
    Haschuitt verneigte sich unbeholfen. »Ich möchte ihm ein Geschäft vorschlagen. Sehen

Weitere Kostenlose Bücher