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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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an.
    »Niemand rührt den Godappi an! Sonst ruiniert ihr ihn. Und wenn ihr schon so scharf auf einen Mann seid, hier gibt es doch genug, oder nicht?«
    Unisono stimmten die zerlumpten Kerle dem großen Haschuitt zu. Seine Kumpane waren immer seiner Meinung, schließlich überragte er sie um Haupteslänge, und da seine Schultern doppelt so breit und seine Fäuste doppelt so groß wie die ihren waren, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihn als ihren Führer anzuerkennen. Hätte sich ihm jemand widersetzt, er hätte wahrscheinlich seine letzten Zahnstummel oder einen Finger oder Zeh verloren. Oder auch einen Arm.
    »Ja, ja, ich hab’s kapiert. Aber der da, er hat so ne schöne weiche Haut«, seufzte eine Megäre mit zerkratztem Gesicht.
    »Ganz anders als ihr mit eurer dreckigen Krokodilshaut«, murmelte eine andere mit aufgeplatzten Lippen.
    Nur widerstrebend ließen die Frauen von Tixu ab. Doch es war immer noch besser, auf ein bisschen Spaß zu verzichten, als sich einer der Prügelorgien des großen Haschuitt auszusetzen.
     
    Die Bande wartete, bis die Nacht anbrach, ehe sie sich auf den Weg machte. Vorher hatten sie ein armseliges Mahl hinuntergeschlungen, das aus in Tüten verpackter Trockennahrung bestand, die sie gestohlen hatten.
    Nachdem sie Tixu von seinen Fesseln befreit hatten, brauchte er lange, bis er sich aus seiner Erstarrung lösen und wieder einigermaßen normal bewegen konnte. Dann wurde ihm ein magnetisches Halsband angelegt, eine altertümliche Fessel, die wahrscheinlich von einem Müllhaufen
stammte. Die Überwachung des Gefangenen vertraute der große Haschuitt seinem Leutnant Carnegill an, einem zahnlosen Einarmigen.
    »Mit der Kohle für diesen Godappi können wir uns mit Freudenpulver für drei Monate eindecken. Das wird ein einziges Fest, hört ihr mich?«, verkündete der große Haschuitt.
    Seine Rede wurde mit beifälligen Rufen belohnt. Danach brachen sie auf und nahmen einen schmalen Pfad, der sich zwischen den mit Gestrüpp bewachsenen Hügeln und den Ruinen bis in die Vororte von Roter-Punkt-Stadt schlängelte. Auch das fahle Licht des Nachtgestirns Traumauge sorgte kaum für Helligkeit. Nur in der Ferne konnte man die runden Kuppen der Sanddünen erkennen, die den Beginn der Wüste anzeigten. Die Schwüle der Nacht machte allmählich einer prickelnden Kälte Platz.
    Die Bande marschierte schweigend. Sie fürchtete wohl, von einer rivalisierenden Gang überfallen und ihres Schatzes beraubt zu werden.
    Tixu zitterte vor Kälte. Gleichzeitig musste er aufpassen, mit seinen nackten Füßen nicht in Disteln und Dornen zu treten. Er hatte auch entsetzlichen Hunger, denn sie hatten ihm nichts zu essen gegeben. Sofort, wenn er stolperte oder etwas langsamer ging, lachte Carnegill hämisch, drückte auf einen Knopf der Fernbedienung und schnürte das Halsband enger. Die eisernen Zähne gruben sich immer tiefer in das Fleisch des Gefangenen ein.
    Trotz seiner misslichen Lage hatte Tixu inzwischen den planetarischen Zeitunterschied überwunden und war im Wesentlichen wieder Herr über seine geistigen und körperlichen Funktionen geworden. Doch innerlich war er außer sich vor Wut, weil er sich wie ein Idiot von diesen Drogenabhängigen
hatte übertölpeln lassen. Jetzt lauerte er auf einen günstigen Moment der Flucht, einen Augenblick, wo Carnegills Wachsamkeit nachließ, damit er sich außer Reichweite der magnetischen Wellen begeben könnte. Aber der Einarmige war auf der Hut. Er überwachte ihn so aufmerksam wie eine Katze, die eine Maus im Visier hat.
    Sie waren vor einem mit Dornengestrüpp bewachsenen großen Hügel angekommen.
    »Gehen wir drum herum?«, fragte Carnegill.
    »Kommt nicht infrage«, antwortete der große Haschuitt. »Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen da durch.«
    Also drangen sie in das Dickicht ein und machten sich an den Aufstieg. Mit Dornen bewehrte Äste peitschten auf Tixu ein. Bald war sein ganzer Körper von brennenden Wunden übersät.
    »Wir hätten ihm lieber was anziehen sollen«, murrte Carnegill. »Wenn er so zerkratzt ist, kriegen wir nicht mehr viel für ihn. Gute Menschenware, das heißt noch immer, intakte geschmeidige Haut. Jedenfalls ist das meine Überzeugung, und davon lasse ich mich auch jetzt nicht abbringen …«
    »Halt’s Maul!«
    Auf der Kuppe des Hügels konnte sie die Lichter von Roter-Punkt-Stadt sehen. Sie liefen den Hügel hinunter, bis sie an dessen Fuß, schon nahe der ersten, von Raskattas bewohnten Häuser, auf eine Allee

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