Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
an?
»Es tut mir leid«, sagte Elant und nahm seinen Platz ein.
Nun stand Vin allein vor dem Publikum. Früher hätte eine so große Aufmerksamkeit ihr Angst gemacht. Sie fühlte sich allerdings auch jetzt noch unbehaglich. Vin senkte den Kopf ein wenig und begab sich zu den hinteren Sitzbänken und ihrem freien Platz.
Hamm war nicht da. Vin zog die Stirn kraus und drehte sich um, als Penrod die Sitzung eröffnete. Da, dachte sie, als sie Hamm im Zuschauerraum inmitten einer Gruppe von Skaa bemerkt hatte. Sie unterhielten sich leise miteinander, und sogar mit Hilfe ihres Zinns wäre Vin kaum in der Lage gewesen, ihre Stimmen in der großen Menschenmenge herauszuhören. Weher stand mit einigen von Hamms Soldaten im hinteren Teil des Saales. Es war gleichgültig, ob sie über Elants Plan informiert waren oder nicht; sie befanden sich so weit entfernt, dass Vin sie nicht befragen konnte.
Verärgert strich sie ihren Rock glatt und setzte sich. So blind hatte sie sich nicht mehr gefühlt seit …
Seit jener Nacht vor einem Jahr, dachte sie, seit jenem Moment, kurz bevor wir Kelsiers Plan begriffen hatten – seit jenem Moment, in dem ich den Eindruck hatte, alles um mich herum würde zusammenbrechen.
Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Hatte Elant in letzter Minute einen brillanten politischen Plan gefasst? Es war egal, dass er sich nicht vorher mit ihr besprochen hatte; vermutlich hätte sie die gesetzliche Grundlage für sein Vorhaben sowieso nicht begriffen.
Aber … bisher hat er mir seine Pläne immer mitgeteilt.
Penrod redete weiter; anscheinend wollte er so lange wie möglich vor dem Rat stehen. Cett saß auf der vordersten Bank im Zuschauerraum und war von etwa zwanzig Soldaten umgeben; seine Miene drückte Selbstzufriedenheit aus. Das war nicht
unberechtigt. Nach allem, was Vin gehört hatte, würde Cett die Wahl ohne Schwierigkeiten gewinnen.
Aber was hatte Elant vor?
Penrod wird für sich selbst stimmen, dachte Vin, und Elant wird es genauso machen. Die Kaufleute stehen hinter Cett und die Skaa ebenfalls. Sie haben zu große Angst vor der Armee, als dass sie für jemand anderen stimmen würden.
Und dann sind da noch die Adligen. Einige von ihnen werden für Penrod stimmen, denn er ist der stärkste Adlige in der Stadt, und viele Ratsmitglieder sind schon seit langer Zeit seine politischen Verbündeten. Aber selbst wenn er die Hälfte des Adels hinter sich bringen kann – was ihm vermutlich nicht gelingt –, wird Cett trotzdem gewinnen. Für den Thron braucht er nur eine Zweidrittelmehrheit.
Acht Kaufleute, acht Skaa. Sechzehn Männer auf Cetts Seite. Er musste einfach siegen. Was konnte Elant noch dagegen unternehmen?
Schließlich war Penrod mit seinen einleitenden Bemerkungen ans Ende gekommen. »Bevor wir abstimmen«, sagte er, »möchte ich den Kandidaten die Gelegenheit geben, eine letzte Ansprache zu halten. Cett, würdet Ihr den Anfang machen?«
Im Zuschauerraum schüttelte Cett den Kopf. »Ich habe meine Angebote und Drohungen bereits klar und deutlich ausgesprochen, Penrod. Ihr alle wisst, dass ihr für mich stimmen müsst.«
Vin runzelte die Stirn. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein, und dennoch … Sie beobachtete die Menge, und ihr Blick fiel auf Hamm. Er sprach gerade mit Hauptmann Demoux. Neben ihnen saß einer der Männer, die Vin auf dem Markt gefolgt waren. Ein Priester des Überlebenden.
Vin drehte sich wieder um und betrachtete die Ratsherren. Die Abgeordneten der Skaa schienen sich nicht wohlzufühlen. Sie warf einen raschen Blick auf Elant, der soeben aufgestanden war und zum Rednerpult ging. Sein früheres Selbstvertrauen war zurückgekehrt, und in seiner gut geschnittenen weißen Uniform wirkte er sehr erhaben. Er trug noch immer seine Krone.
Es ändert gar nichts, hatte er gesagt. Zwischen uns …
Es tut mir leid.
Er wollte ihren Ruf benutzen, um Wählerstimmen zu bekommen. Ihr Ruf war Kelsiers Ruf, und nur den Skaa bedeutete er wirklich etwas. Und es gab einen einfachen Weg, Einfluss auf sie auszuüben …
»Du bist der Kirche des Überlebenden beigetreten, nicht wahr?«, flüsterte sie.
Die Reaktionen der Skaa-Abgeordneten, die Logik des Augenblicks, Elants Worte zu ihr – plötzlich ergab alles einen Sinn. Wenn Elant Mitglied der Kirche geworden war, dann würden die Skaa-Ratsherren es nicht wagen, gegen ihn zu stimmen. Elant brauchte keine sechzehn Stimmen, um den Thron wiederzuerlangen; falls im Rat eine Pattsituation entstand, hatte er bereits
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