Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
beobachteten. Es lag eine schreckliche Angst in diesen Blicken. Er hatte erwartet, Anklagen zu sehen, aber dieses verzagte Sichergeben in das Schicksal war sogar noch entmutigender. Sie erwarteten, dass er floh. Sie erwarteten, alleingelassen zu werden. Er war einer der wenigen, die reich und mächtig genug waren, um sich aus dem Staube machen zu können. Natürlich hatte er diese Gelegenheit ergriffen.
Er kniff die Augen zu und versuchte seine Schuldgefühle zu vertreiben. Er wünschte, es wäre ihnen möglich gewesen, nachts abzureisen und den geheimen Durchschlupf so zu passieren, wie Hamms Familie es getan hatte. Doch es war wichtig, dass Straff Elant und Vin davonreiten sah und die Stadt ohne Angriff einnehmen konnte.
Ich werde zurückkommen, versprach Elant den Einwohnern stumm. Ich werde euch retten. Aber jetzt ist es erst einmal besser, wenn ich gehe.
Die breiten Flügel des Zinntores erschienen vor ihnen. Elant trieb sein Pferd an und ritt seinen stillen Verfolgern davon. Die Wachen am Tor hatten bereits ihre Befehle erhalten. Elant nickte ihnen zu, zügelte sein Pferd, und die Männer öffneten die Torflügel. Vin und die anderen holten ihn vor dem aufschwingenden Tor ein.
»Erbherrin, verlasst Ihr uns auch?«, fragte einer der Wächter leise.
Vin blickte zur Seite. »Friede«, sagte sie. »Wir lassen euch nicht im Stich. Wir holen Hilfe.«
Der Soldat lächelte.
Warum vertraut er ihr so einfach?, dachte Elant. Oder ist die Hoffnung das Einzige, das ihnen übrig geblieben ist?
Vin wendete ihr Pferd, betrachtete die Menschenmenge und nahm ihre Kapuze ab. »Wir werden zurückkehren«, versprach sie. Sie schien nicht mehr so nervös wie vorhin zu sein, den nun redete sie zu Menschen, die sie verehrten.
Seit der letzten Nacht hat sich in ihr etwas verändert, dachte Elant.
Die Soldaten salutierten vor ihnen. Elant erwiderte den Salut und nickte Vin zu. Er führte die Gruppe durch das Tor zur nordwärts führenden Straße. Auf diesem Weg würden sie Straffs Armee an der westlichen Flanke umgehen.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als eine Reiterschar sie abfing. Elant warf Spuki und den Packpferden einen kurzen Blick zu, doch seine Aufmerksamkeit wurde hauptsächlich von Allrianne beansprucht. Sie war eine erstaunlich geschickte Reiterin und stellte große Entschlossenheit zur Schau. Sie schien nicht im mindesten nervös zu sein.
Neben ihm warf Vin ihren Umhang zurück und holte eine Handvoll Münzen hervor. Sie warf die Metallstücke in die Luft, und sie schossen mit einer Geschwindigkeit voran, wie sie Elant
nicht für möglich gehalten hätte – nicht einmal bei einem Allomanten. Oberster Herrscher!, dachte er schockiert, als die Münzen davonflogen und sogleich verschwunden waren.
Soldaten fielen, und Elant hörte kaum das Klimpern von Metall gegen Metall, denn der Wind und das Hufgeklapper waren zu laut. Er ritt geradewegs in die Mitte der chaotischen Gruppe hinein; viele Männer lagen bereits am Boden und starben.
Pfeile gingen nieder, doch Vin lenkte sie ab, ohne auch nur die Hand zu bewegen. Er bemerkte, dass sie den Beutel mit dem Weißblech geöffnet hatte und es hinter sich ausstreute, während sie ritt. Einiges davon drückte sie mit ihrer inneren Kraft auch zur Seite.
Die nächsten Pfeile werden keine Metallspitzen mehr haben, dachte Elant nervös. Hinter ihnen formierte sich ein Trupp rufender Soldaten.
»Ich hole euch wieder ein«, sagte Vin und sprang von ihrem Pferd.
»Vin!«, schrie Elant und wendete sein Reittier. Allrianne und Spuki schossen an ihm vorbei. Vin landete auf dem Boden und schwankte erstaunlicherweise nicht einmal, als sie loslief. Sie kippte den Inhalt einer Metallphiole herunter und warf einen raschen Blick auf die Bogenschützen.
Die Pfeile schwirrten. Elant fluchte und trieb sein Pferd an. Jetzt konnte er kaum mehr etwas tun. Er ritt in geduckter Haltung, währen die Pfeile um ihn herum niedergingen. Einer verfehlte seinen Kopf nur um wenige Zoll und bohrte sich in die Straße.
Und dann flogen sie nicht mehr. Er wagte einen kurzen Blick nach hinten und biss die Zähne zusammen. Vin stand vor einer aufsteigenden Staubwolke. Der Weißblechstaub, dachte er. Sie drückt dagegen – sie treibt die Flocken über den Boden und wirbelt dadurch Staub und Asche auf.
Eine dichte Wolke aus Staub, Metall und Asche prallte gegen die Bogenschützen und trieb über sie hinweg. Die Soldaten fluchten, bedeckten die Augen, und einige fielen zu Boden und pressten die
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