Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Vergangenheitsform.
Und … es scheint richtig zu sein, dass sie das tut. »Ich fürchte, dass alles, was ich habe, nicht ausreicht, um sie zu retten«, flüsterte Sazed.
»Es war allerdings genug, um drei von ihnen zu retten«, sagte Tindwyl. »Es war falsch, dass du sie weggeschickt hast … aber vielleicht war es gleichzeitig auch richtig.«
Sazed schloss die Augen und hielt sie fest in seinen Armen. Er verfluchte sie dafür, dass sie geblieben war, doch gleichzeitig liebte er sie auch dafür.
In diesem Augenblick wurden die Warntrommeln auf der Stadtmauer geschlagen.
Und so habe ich ein letztes Spiel gespielt.
Kapitel 51
D as nebligrote Licht des Morgens war etwas, das es eigentlich nicht hätte geben dürfen. Der Nebel sollte vor Tagesanbruch verschwinden. Die Wärme bewirkte, dass er sich auflöste; selbst wenn er sich in einem abgeschlossenen Raum befand, kondensierte er und verflüchtigte sich. Er hätte dem Licht der aufgehenden Sonne nicht trotzen dürfen.
Aber er tat es. Je weiter sie Luthadel hinter sich gelassen hatten, desto länger blieb der Nebel am Morgen. Es war nur eine kleine Veränderung – sie befanden sich wenige Tagesritte von der Stadt entfernt –, aber Vin bemerkte es. Sie sah den Unterschied. Heute Morgen war der Nebel sogar noch stärker, als sie erwartet hatte; auch nach dem Sonnenaufgang wurde er nicht schwächer. Er dämpfte sogar ihr Licht.
Nebel, dachte sie. Der Dunkelgrund. Sie war sich immer sicherer, dass sie Recht hatte, auch wenn sie es noch nicht mit Gewissheit wusste. Aber aus irgendeinem Grund schien ihr diese Annahme richtig zu sein. Der Dunkelgrund war weder ein Ungeheuer noch ein Tyrann gewesen, sondern eine natürlichere Kraft – und daher umso erschreckender. Ein Geschöpf konnte man töten. Aber der Nebel … er war viel beängstigender. Der Dunkelgrund ließ sich nicht von Priestern unterdrücken, sondern benutzte die abergläubische Angst der Menschen. Er tötete nicht durch Armeen, sondern durch Hunger.
Wie bekämpfte man etwas, das größer als ein Kontinent war? Etwas, das weder Wut noch Schmerz, weder Hoffnung noch Gnade kannte?
Doch es war Vins Aufgabe, genau das zu tun. Sie war entweder verrückt oder tatsächlich die Heldin aller Zeiten. Es war ihre Aufgabe, den Nebel zu besiegen. Aber … dachte sie und runzelte die Stirn. Sollte denn das Pochen nicht schwächer, sondern lauter werden? Je länger sie unterwegs waren, desto leiser schien das dumpfe, regelmäßige Geräusch zu werden. Kam sie zu spät? Geschah etwas bei der Quelle, das seine Macht dämpfte? Oder hatte schon jemand anderes diese Macht ergriffen? Wir müssen in Bewegung bleiben.
Wenn jemand anderes an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte er sich gefragt, warum gerade er auserwählt worden war. Vin hatte sowohl in Camons Mannschaft als auch in Elants Regierung einige Männer gekannt, die sich jedes Mal beschwert hatten, wenn ihnen ein Auftrag zugewiesen worden war. »Warum ich?«, hatten sie gefragt. Die Unsicheren glaubten, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen waren. Und die Faulen wollten sich keine Arbeit machen.
Vin betrachtete sich nicht als selbstsicher, und sie war auch nicht vom Tatendrang übermannt. Aber sie sah keinen Sinn darin, nach dem Grund zu fragen. Das Leben hatte ihr gezeigt, dass die Dinge manchmal einfach geschahen. Oft hatte Reen keinen besonderen Grund gehabt, sie zu schlagen. Gründe waren sowieso immer nur ein schwacher Trost. Kelsiers Gründe für seinen Tod waren ihr klar, aber das bedeutete nicht, dass sie ihn deswegen weniger vermisste.
Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. Der Umstand, dass sie diese Aufgabe nicht verstand, hielt sich nicht davon ab, es zumindest zu versuchen. Sie hoffte einfach nur, sie würde wissen, was zu tun war, wenn die Zeit gekommen war. Obwohl das Pochen schwächer geworden war, war es noch da. Es zog sie weiter voran. Zur Quelle der Erhebung.
Hinter ihr spürte sie die schwächeren Vibrationen des Nebelgespenstes. Es verschwand nie vor dem Nebel. Es war den ganzen Morgen hindurch da gewesen und stand hinter ihr.
»Kennst du das Geheimnis all dessen?«, fragte sie leise und
drehte sich zu dem Gespenst im rötlichen Nebel um. »Hast du …«
Das allomantische Pulsieren des Nebelgespenstes kam nun unmittelbar aus dem Zelt, das sie mit Elant teilte.
Vin sprang von dem Felsen herunter, landete auf dem frostigen Boden und hastete zum Zelt. Sie warf die Klappe zurück. Drinnen schlief Elant noch; sein Kopf ragte kaum unter den Laken
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