Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
bekommen – besonders Cett, weil er so schnell marschiert ist.«
»Vielleicht nicht«, wandte Keuler ein. »Beide Armeen haben sich Kanalrouten nach Luthadel gesichert. Das macht es ihnen leicht, Nachschub zu erhalten.«
»Außerdem hat Cett noch die Stadt Haverfrex unter seiner Kontrolle, in der sich eine der größten Nahrungsmittelfabriken des Obersten Herrschers befunden hat«, fügte Weher hinzu, »auch wenn es in Cetts Land inzwischen zu massiven Revolten kommt. Damit besitzt Cett also große Vorräte, die nur eine kurze Kanalfahrt entfernt sind.«
»Also müssen wir die Kanalrouten unterbrechen«, sagte Elant. »Wir müssen einen Weg finden, wie wir diese Lieferungen aufhalten können. Die Kanäle sorgen für raschen Nachschub, aber sie sind auch verwundbar, denn wir wissen genau, welche Route er nehmen wird. Wenn wir ihnen die Nahrung wegnehmen, können wir sie vielleicht dazu zwingen, umzukehren und nach Hause zu marschieren.«
»Entweder das«, meinte Weher, »oder sie gehen doch das Risiko ein, Luthadel anzugreifen.«
Elant dachte nach. »Das wäre möglich«, sagte er schließlich. »Aber ich habe auch nachgeforscht, wie man die Stadt halten könnte.« Er griff über den Tisch und zog ein Buch an sich heran. »Das hier ist Jendellahs Stadtverwaltung in moderner Zeit. Er erwähnt, wie schwierig es ist, Luthadel unter Polizeikontrolle zu halten, da die Stadt so riesig ist und eine große Zahl von Elendsquartieren der Skaa besitzt. Er schlägt vor, umherziehende Gruppen von Wachleuten einzusetzen. Ich glaube, wir könnten seine Methode auch in einer Schlacht anwenden. Unsere Stadtmauer ist zu lang, um sie an allen Stellen zu verteidigen, aber wenn wir mobile Truppeneinheiten hätten, die …«
»Euer Majestät«, unterbrach Docksohn ihn.
»Unsere Armee besteht aus Männern und Jungen, die kaum ein Jahr lang ausgebildet wurden, und wir sehen uns nicht nur einer, sondern gleich zwei übermächtigen Streitkräften gegenüber. Wir können diese Schlacht nicht mit dem Mittel der Gewalt für uns entscheiden.«
»O ja«, meinte Elant. »Natürlich. Ich wollte nur sagen, dass ich ein paar Strategien habe, falls wir kämpfen …«
»Falls wir kämpfen, verlieren wir«, sagte Keuler. »Vermutlich verlieren wir sowieso.«
Elant schwieg eine Weile. »Na, ja, ich wollte nur …«
»Der Angriff auf die Kanalrouten ist aber eine gute Idee«, sagte Docksohn. »Das können wir im Stillen machen. Vielleicht heuern wir ein paar Banditen aus der Gegend an, damit sie die Versorgungsschiffe angreifen. Wahrscheinlich reicht das nicht, um Cett oder Straff zum Abziehen zu bewegen, aber wir könnten sie eher dazu drängen, eine Allianz mit uns einzugehen.«
Weher nickte. »Cett macht sich bereits Sorgen über die Revolten in seinem eigenen Dominium. Wir sollten ihm vorab einen Boten senden und ihm mitteilen, dass wir an einem Bündnis mit ihm interessiert sind. Dann wird er an uns denken, sobald er Schwierigkeiten mit dem Nachschub bekommt.«
»Wir könnten ihm sogar einen Brief schicken, in dem wir ihm Wehers Hinrichtung mitteilen«, sagte Docksohn, »als Zeichen unseres guten Willens. Das …«
Elant räusperte sich. Die anderen sahen ihn an.
»Ich, äh, war noch nicht fertig«, sagte er.
»Entschuldigung, Euer Majestät«, meinte Docksohn.
Elant holte tief Luft. »Ihr habt Recht. Wir können es uns nicht leisten, gegen diese Armeen zu kämpfen. Vielmehr müssen wir einen Weg finden, wie wir sie gegeneinander hetzen können.«
»Das ist ein angenehmer Gedanke, mein Lieber«, stimmte Weher ihm zu. »Aber diese beiden dazu zu bringen, sich gegenseitig anzugreifen, ist nicht ganz so leicht, wie Spuki dazu zu bringen, mir meinen Weinbecher zu füllen.« Er drehte sich um und hielt den leeren Becher hoch. Spuki zögerte erst, dann seufzte er, erhob sich und holte die Weinflasche.
»Das mag sein«, meinte Elant. »Es gibt in der Bibliothek zwar nicht viele Bücher über Kriegsführung, dafür aber etliche über Politik. Weher, du hast erst kürzlich gesagt, dass es uns Macht gibt, die schwächste der drei Parteien zu sein.«
»Genau«, stimmte Weher ihm zu. »Wir können die Schlacht zugunsten der einen oder anderen stärkeren Partei entscheiden. «
»Ja«, fuhr Elant fort und schlug ein Buch auf. »Und da drei Parteien beteiligt sind, ist es kein Krieg mehr, sondern Politik. Es ist genau wie ein Streit zwischen mehreren Adelshäusern. Und in der Häuserpolitik kommen selbst die Stärksten nicht ohne Verbündete
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