Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
aus. Einzeln sind die kleineren Häuser schwach, aber wenn man sie als Gruppe betrachtet, haben sie durchaus Macht.
Und wir sind wie eines dieser kleineren Häuser. Wenn wir uns einen Vorteil verschaffen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass unsere Feinde uns vergessen – oder uns zumindest für völlig unbedeutend halten. Wenn sie beide annehmen, dass sie weit über uns stehen – dass sie uns zur Vernichtung der jeweils anderen Armee benutzen und später nach Belieben mit uns verfahren können –, dann werden sie uns in Ruhe lassen und sich auf den stärkeren Gegner konzentrieren.«
Hamm rieb sich das Kinn. »Du sprichst davon, die beiden Seiten gegeneinander auszuspielen, Elant. Wenn wir das tun, bringen wir uns in eine gefährliche Lage.«
Weher nickte. »Wir müssten unsere Partnerschaft jeweils der Partei anbieten, die gerade im Nachteil ist, und dafür sorgen, dass sie ausschließlich aufeinander losgehen. Und es gibt keine Garantie dafür, dass der Gewinner danach zu geschwächt ist, um mit uns fertigzuwerden.«
»Und dabei haben wir die Frage der Verpflegung noch gar nicht angesprochen«, sagte Docksohn. »Euer Vorschlag braucht Zeit, Hoheit. Zeit, während der wir belagert werden und unsere Vorräte dahinschwinden. Jetzt ist Herbst. Bald kommt der Winter.«
»Es wird hart«, stimmte Elant ihm zu. »Und riskant. Aber ich glaube, wir können es schaffen. Wir lassen beide in dem Glauben, dass wir uns mit dem anderen verbündet haben, aber wir halten unsere Unterstützung zurück. Wir ermuntern sie, einander
anzugreifen, und treiben sie so in den Konflikt, während sie dabei ihre Vorräte verschwenden und die Moral der Truppe immer weiter sinken wird. Wenn sich der Staub gelegt hat, ist die übrig gebliebene Armee vielleicht so schwach, dass wir sie besiegen können.«
Weher sah nachdenklich drein. »Das hat Stil«, gab er zu. »Und es klingt spaßig.«
Docksohn lächelte. »Das sagst du nur, weil es bedeutet, dass jemand anderes die Arbeit für uns erledigt.«
Weher zuckte die Achseln. »Allomantische Gefühlsbeeinflussung funktioniert sehr gut auf persönlicher Ebene, warum also sollte sie nicht auch in der nationalen Politik einsetzbar sein?«
»Eigentlich funktioniert Herrschaft fast immer auf diese Weise«, dachte Hamm laut nach. »Ist eine Regierung etwas anderes als eine institutionalisierte Methode, die anderen dazu zu bringen, die ganze Arbeit zu machen?«
»Äh, was ist mit meinem Plan?«, fragte Elant.
»Ich weiß nicht, El«, sagte Hamm und kam damit zum Thema zurück. »Es klingt nach einem von Kells Plänen – tollkühn, tapfer und ein bisschen verrückt.« Er klang, als sei er überrascht, dass ausgerechnet Elant so etwas vorgeschlagen hatte.
Ich kann genauso tollkühn sein wie jeder andere auch, dachte Elant gekränkt. Aber – wollte er diesen Gedanken wirklich weiterverfolgen?
»Wir könnten uns damit in ernsthafte Schwierigkeiten bringen«, sagte Docksohn. »Wenn die eine oder andere Seite zu dem Entschluss kommen sollte, dass sie unsere Spielchen satthat …«
»… dann wird sie uns vernichten«, sagte Elant. »Aber … ihr seid doch Spieler. Wollt ihr mir wirklich sagen, dass euch dieser Plan nicht besser gefällt, als einfach vor Graf Cett das Haupt zu neigen?«
Hamm wechselte einen raschen Blick mit Weher. Sie schienen über Elants Vorschlag nachzudenken. Docksohn rollte mit den Augen, aber es wirkte so, als sei er nur aus Prinzip dagegen.
Nein, sie wollten nicht den sicheren und bequemen Weg wählen.
Das hier waren die Männer, die den Obersten Herrscher herausgefordert hatten – Männer, die ihren Lebensunterhalt damit verdient hatten, Adlige zu betrügen. In gewisser Hinsicht waren sie tatsächlich sehr vorsichtig. Sie achteten auf jede Einzelheit, verwischten sorgsam ihre Spuren und schützten ihre Interessen. Doch wenn die Zeit kam, um den Hauptgewinn zu spielen, waren sie bereit dazu.
Nein, nicht nur bereit. Begierig.
Großartig, dachte Elant. Ich habe meinen engsten Ratgeberkreis mit einem Haufen von Masochisten besetzt, die es nach dem größtmöglichen Nervenkitzel gelüstet. Schlimmer noch, ich habe mich entschieden, es ihnen gleichzutun. Aber was blieb ihm anderes übrig?
»Wir könnten zumindest darüber nachdenken«, sagte Weher. »Es klingt wirklich spannend.«
»Ich habe das nicht vorgeschlagen, weil es spannend ist, Weher«, wandte Elant ein. »Ich habe meine ganze Jugend damit verbracht, Pläne zu entwerfen, wie ich aus Luthadel eine bessere
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