Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
kein König, sondern nur irgendein Platzhalter.«
Darauf gab Tindwyl keine Antwort, doch in ihren Augen glitzerte die Befriedigung. Das sind nicht meine, sondern deine Worte, schien ihre Miene auszudrücken.
Elant errötete noch tiefer.
»Vielleicht werdet Ihr noch lernen, ein König zu sein, Elant Wager«, sagte Tindwyl. »Doch bis es so weit ist, müsst Ihr lernen, Eure Rolle vorzutäuschen.«
Elants wütende Antwort wurde durch ein Klopfen an der Tür
verhindert. Er biss die Zähne zusammen und drehte sich um. »Herein!«
Die Tür schwang auf. »Es gibt Neuigkeiten«, sagte Hauptmann Demoux. Aufregung lag auf seinem jugendlichen Gesicht. »Ich …« Dann erstarrte er.
Elant hielt den Kopf schräg. »Ja?«
»Ich … äh …« Demoux verstummte und betrachtete Elant eingehend, bevor er fortfuhr: »Hamm hat mich geschickt, Euer Majestät. Er sagt, dass ein Bote von einem der Herrscher eingetroffen ist.«
»Wirklich?«, fragte Elant. »Von Graf Cett?«
»Nein, Euer Majestät. Der Bote kommt von Eurem Vater.«
Elant runzelte die Stirn. »Sag Hamm, ich bin gleich bei ihm.«
»Ja, Euer Majestät«, sagte Demoux und wich zurück. »Äh … mir gefällt Eure neue Uniform, Majestät.«
»Danke, Demoux«, sagte Elant. »Weißt du zufällig, wo Vin ist? Ich habe sie den ganzen Tag noch nicht gesehen.«
»Ich glaube, sie befindet sich in ihren Gemächern, Euer Majestät. «
In ihren Gemächern? Ist sie krank?
»Wollt Ihr, dass ich sie rufe?«, fragte Demoux.
»Nein, vielen Dank«, antwortete Elant. »Ich hole sie selbst. Sag Hamm, er soll es dem Boten so bequem wie möglich machen.«
Demoux nickte und zog sich zurück.
Elant wandte sich wieder an Tindwyl, die mit einem Ausdruck der Zufriedenheit in sich hineinlächelte. Elant drückte sich an ihr vorbei, ging zum Tisch und holte sein Notizbuch. »Ich werde mehr lernen, als nur einen König ›vorzutäuschen‹, Tindwyl.«
»Wir werden sehen.«
Elant warf der Terriserin in ihrer farbenprächtigen Robe und ihrem reichen Schmuck einen abschätzigen Blick zu.
»Solche Mienen«, bemerkte sie, »könnten sehr hilfreich für Euch sein.«
»Ist das alles?«, fragte Elant. »Gesichtsausdrücke und Verkleidungen? Macht das einen König aus?«
»Natürlich nicht.«
Elant blieb bei der Tür stehen und drehte sich um. »Was dann? Was macht deiner Meinung nach einen guten König aus, Tindwyl von Terris?«
»Vertrauen«, sagte Tindwyl und sah ihm in die Augen. »Einem guten König vertraut das Volk – und er hat dieses Vertrauen verdient.«
Elant hielt inne und nickte schließlich. Eine gute Antwort, musste er eingestehen. Dann zog er die Tür auf, eilte hinaus und suchte nach Vin.
Wenn sich bloß die Religion von Terris und der Glaube an Vorahnungen nicht über unser Volk hinaus verbreitet hätten.
Kapitel 17
D ie Papierstapel schienen sich zu vervielfältigen, während Vin immer mehr Gedanken in dem Tagebuch entdeckte, die sie aussondern und auswendig lernen wollte. Wie lauteten die Prophezeiungen über den größten Helden aller Zeiten? Woher wusste der Autor des Tagebuches, wohin er gehen musste, und was musste er seiner Meinung nach am Ziel tun?
Vin lag inmitten des Durcheinanders aus Blättern, die sie in seltsamen Winkeln ausgelegt hatte, um sie auseinanderhalten zu können, und wurde sich allmählich der unangenehmen Tatsache bewusst, dass sie sich Notizen machen musste.
Seufzend stand sie auf, durchquerte das Zimmer, schritt dabei vorsichtig über etliche Papierhaufen und näherte sich dem Schreibtisch. Sie hatte ihn nie zuvor benutzt und sich sogar vor Elant über ihn beschwert. Schließlich hatte sie bisher keinen Schreibtisch gebraucht.
Zumindest hatte sie das geglaubt. Sie wählte eine Feder aus, zog ein Tintenfässchen heran und erinnerte sich an die Tage, als sie das Schreiben gelernt hatte. Wie hatte sie sich über ihre Kritzeleien geärgert und über die Kosten von Tinte und Papier geschimpft. Sie hatte Lesen gelernt, damit sie Verträge entziffern und die Adlige spielen konnte, aber sie war der Meinung gewesen, dass das Schreiben weniger wichtiger sei.
Doch anscheinend konnte die Fähigkeit des Schreibens auch dann nützlich sein, wenn man kein Berufsschreiber war. Elant machte sich andauernd Notizen; oft war sie beeindruckt von der
Geschwindigkeit, mit der er schrieb. Wie schaffte er es, dass ihm die Buchstaben so mühelos aus der Feder flossen?
Sie nahm einen Stoß weißes Papier und ging damit hinüber zu den sortierten Stapeln. Dann
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