Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
bereiteten, dass die unmittelbare Gefahr von Balliols Rückkehr gebannt war, lag sein eigener Weg auf den Thron alles andere als klar vor ihm. Es hatte sich herumgesprochen, dass eine schottische Delegation am französischen Hof eingetroffen war, um zu versuchen, König Philipp dazu zu bewegen, sein Wort zu halten, und solange sie dort waren, bestand eine kleine Chance, dass Balliol doch noch zurückkam. Er würde sich noch eine Weile in Geduld fassen müssen, das wusste Robert. In der Zwischenzeit hatte er Dringlicheres zu tun.
Er drängte sich an Ralph de Monthermer und Robert Clifford vorbei, die ihm einen Blick zuwarfen, aber nicht grüßten, und trat in den Palasthof hinaus. Es war ein heller Spätoktobernachmittag, Wolken zogen rasch über den Himmel hinweg, und eine leichte Brise ließ den Teppich aus goldenem Laub rascheln, der den Boden bedeckte. Vor ihm ragten hinter den königlichen Gärten die weißen Mauern der Abtei Westminster auf. Robert schlug seinen Mantel, an dem der Wind zerrte, enger um sich und steuerte auf das mächtige Gebäude zu. Dies war seit Monaten das erste Mal, dass er in Westminster war, und die erste Gelegenheit, Antworten auf die Fragen zu bekommen, die nach wie vor in ihm brannten.
In den königlichen Gärten hatte sich eine Schar junger Männer mit ihren Pferden und Hunden versammelt. Von ihren lauten Stimmen angelockt, blickte Robert zu ihnen hinüber. Es schien sich um einen im Aufbruch begriffenen Jagdtrupp zu handeln. Einige der Männer trugen Reitumhänge und federgeschmückte Kappen und hatten sich Hörner an Gehenken über den Rücken geschlungen. Im Mittelpunkt der Gruppe stand Piers Gaveston, prächtig anzusehen in einem schwarzen, mit silbernen Vögeln bestickten Umhang. Neben ihm stand – ebenso hochgewachsen und gut gebaut, aber trotzdem irgendwie farbloser – Prinz Edward mit windzerzaustem blondem Haar. Als Gaveston aus einem Weinschlauch trank und ihn dann an den Prinzen weiterreichte, sah Robert, wie sich Edwards Hand über die des Gascogners schob. Er ließ sie dort einen langen Moment lang liegen, und sie sahen sich tief in die Augen, bevor der Gascogner seine Hand mit einem verschlagenen Lächeln wegzog und zusah, wie sein Freund trank.
Robert schrak zusammen, als jemand seinen Namen rief, und fluchte verhalten, als er Humphrey de Bohun mit im Wind wehendem Mantel auf sich zukommen sah. Er begrüßte ihn mit einem knappen Nicken. »Ich wünsche Euch einen guten Tag, Sir Humphrey.«
»Sir Robert.« Der Earl nickte ebenso steif. »Ihr scheint es sehr eilig zu haben, das Parlament zu verlassen.« Er lächelte – ein Lächeln, das seine kühlen grünen Augen nicht erreichte. »Darf ich fragen, wohin Ihr wollt?«
Robert wandte sich ab und setzte seinen Weg fort, fest entschlossen, sich nicht von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. »Zum Schrein des Bekenners, um dort zu beten, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
Humphrey hielt sich an seiner Seite. »Der Schutzpatron Englands?«, erkundigte er sich trocken.
Robert war rasch mit einer Ausrede bei der Hand. »Meine Frau ist krank. Nichts Ernstes«, fügte er hinzu, als Humphrey die Stirn runzelte. »Aber sie hat mich gebeten, bei den Gebeinen des Heiligen für sie zu beten.«
»Wenn es Euch nicht stört, schließe ich mich Euch an«, sagte Humphrey. Es war keine Frage, sondern ein Beschluss.
Robert erwiderte nichts darauf, schäumte aber innerlich vor Wut. Nach der handgreiflichen Auseinandersetzung in Writtle hatte er Humphrey einige Male gesehen, hauptsächlich weil ihre Frauen darauf bestanden hatten, aber obwohl es zu keinen weiteren Streitigkeiten gekommen war, blieb ihr Verhältnis angespannt. Es war ganz eindeutig nicht Kameradschaft, die Humphrey bewog, ihn zu begleiten. Robert hegte den Verdacht, dass der Earl den Befehl hatte, ihn während seines Aufenthalts hier zu überwachen.
Der König hatte Robert zwar seine schottischen Ländereien zurückgegeben und seinen Konnetabel Andrew Boyd und die bei Turnberry gefangen genommenen Männer freigelassen, aber es war offensichtlich, dass er ihm noch immer nicht traute. Wenigstens hatte Humphrey ihn nicht mehr über den Angriff in Irland ausgefragt, und da davon nicht mehr die Rede gewesen war, vermutete Robert, dass seine Behauptung, den Angreifer nicht gekannt zu haben, an den König weitergeleitet und von diesem geglaubt worden war. Aber die bloße Tatsache, dass die Frage überhaupt gestellt worden war, überzeugte ihn stärker denn je davon, dass
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