Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
vielleicht recht – es konnte sein, dass er nie einen Beweis für seinen Verdacht fand, Edward habe den Mord an Alexander in Auftrag gegeben. Aber wenn er beweisen konnte, dass es sich bei der Prophezeiung selbst um eine Lüge handelte, könnte die Enthüllung auf lange Sicht dazu führen, den König seinen Männern zu entfremden, die er durch ihre Macht an sich und seine Sache gebunden hatte. Ohne ihre Unterstützung würde Edward nicht imstande sein, seinen Krieg fortzuführen. Robert wusste, dass er bei Humphrey Vorsicht walten lassen sollte, versuchte es aber trotzdem. »Hast du jemals die Originalprophezeiung gesehen, die der König in Nefyn gefunden hat?«
Humphrey verschloss sich wie eine Auster. »Ich dachte, du wolltest für deine Frau beten?«
Nach einem Moment nickte Robert. Er schritt an den Pilgern vorbei, trat zu dem Schrein und kniete auf den Stufen nieder. Als er die Augen schloss, sah er Edwards Krönungsstuhl vor sich. Der darin verborgene Stein war eine schottische Scherbe im Herzen Englands. So wie er selbst. Und wenn er lange genug an seinem Platz blieb, konnte ein Splitter, so Gott es wollte, den Körper infizieren, in dem er steckte.
VIERTER TEIL
A.D. 1303 – 1304
»Ausschweifungen werden Prinzen verweichlichen, und sie werden sich plötzlich in Bestien verwandeln. Unter diesen wird sich ein Löwe erheben, der sich an menschlichem Fleisch sättigt.«
Geoffrey of Monmouth,
»Die Geschichte der Könige Britanniens«
24
Roslin, Schottland, A.D. 1303
EIN ADLER SCHWEBTE AM HIMMEL und beschrieb langsame Kreise, während er von seinem Horst in den Felsen rund um Edinburgh Richtung Süden auf die riesige dunkle Fläche des Selkirk Forest zuhielt. Unter ihm wanden sich eine Straße und ein Fluss wie zwei Schlangen zwischen den schneebedeckten Hügeln hindurch. Auf dieser Straße ritt ein Trupp von Männern – das Einzige, was sich im Umkreis von Meilen am Boden bewegte.
Als der Adler über sie hinwegflog, hob Sir John Segrave, der kürzlich ernannte englische Statthalter von Schottland, den Kopf und erhaschte einen Blick auf stumpf schimmerndes Gold. Mit zusammengekniffenen Augen konzentrierte sich Segrave auf die Kiefern, Buchen und Stechpalmen vor ihm.
König Edwards Befehl, als Vorgeschmack der für den Sommer geplanten Invasion die Vorhut eines Kundschaftertrupps in das von Rebellen besetzte Gebiet zu führen, war ihm alles andere alles gelegen gekommen, schon gar nicht unter diesen Bedingungen. Es war fast März, aber es gab kaum Anzeichen für Tauwetter, der Winter hielt das Land noch fest in seinem eisigen Griff. Seine Truppe war weniger als einen Tagesritt von der englischen Garnison in Edinburgh entfernt, aber sie hätten sich genauso gut in einer anderen Welt befinden können, so wenig Zeichen von Leben hatten sie auf der Straße gesehen. Wenigstens war es tröstlich zu wissen, dass sich die beiden anderen Gruppen, die den Rest des Kundschaftertrupps bildeten, nur ein paar Meilen hinter ihnen hielten.
Neben Segrave ritten die drei anderen englischen Beamten, die auf diese Mission geschickt worden waren; sie wurden von sechzig Rittern eskortiert. Die Hufe ihrer Schlachtrösser sanken tief in den Matsch ein; das Gewicht der Tiere wurde noch von den Rüstungen ihrer Reiter verstärkt, die allesamt für den Kampf angezogen waren. Die von den Bannerherren getragenen Standarten, von denen Segraves schwarze mit den silbernen Löwen die größte war, flatterten im Wind, in dem ein Hauch von Schnee lag. Hinter den Rittern kamen die Knappen auf ihren leichteren Pferden, gefolgt von zweihundert Fußsoldaten und einem Bogenschützentrupp. Die Luft stank nach Metall und Schweiß, Leder und Mist.
Die Glocken am Zaumzeug wetteiferten mit dem Klirren von Kettengeflecht und dem schroffen Rhythmus von Hufen und stampfenden Füßen. Vor den vor Kälte geröteten Gesichtern bildeten sich kleine Atemwölkchen. Hunde liefen hechelnd neben ihren Herren her, und von Ochsen gezogene Vorratskarren bildeten die Nachhut. Die Kutscher trieben die Tiere mit Peitschenhieben an, als die Straße zwischen zwei niedrigen Hügeln abfiel.
Die ohnehin schon gedämpfte Unterhaltung unter den Männern verstummte allmählich ganz, als der Wald vor ihnen aufragte, eine dunkle Wolke, die sich vor ihnen erstreckte, so weit das Auge reichte. Er strahlte eine unterschwellige Bedrohung aus, die durch das, was er verbarg, noch verstärkt wurde. Irgendwo in diesen Tiefen befand sich das Lager, das William Wallace zu Beginn
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