Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Frankreich bleiben, und ich darf nur in ihrer Abwesenheit darauf hoffen, mir die Unterstützung zu sichern, die ich benötige.«
MacDouall nickte, als sie unter dem Fallgitter hindurchschritten. »Euer Vater wird überzeugt werden müssen. Ohne seine Zustimmung geht Euer Plan nicht auf.«
»Wer wüsste das besser als ich?«, murmelte Comyn, obwohl sich sein Magen bei den Worten des Hauptmanns zusammenkrampfte. Während der gesamten Versammlung im Selkirk Forest hatte er an kaum etwas anderes gedacht.
Sobald er den Burghof betreten hatte, wurde er vom Haushofmeister seines Vaters begrüßt. Der ernste, ihm treu ergebene Mann war ungewöhnlich erregt, seine Schritte zu hastig für seine gebeugte Gestalt.
»Sir John!« Er löste sich aus der Dunkelheit und kam auf ihn zu. »Dem Himmel sei Dank, dass Ihr zurück seid!«
»Was ist denn passiert, Duncan?« Das Gebaren des Mannes machte Comyn stutzig.
»Euer Vater, Sir. Kommt bitte mit.«
Comyn folgte Duncan über den Hof in das Gebäude aus Stein und Holz, in dem sich die Gemächer seines Vaters befanden. Drinnen drängte er sich an dem Haushofmeister vorbei, nahm je zwei Stufen auf einmal und eilte den Gang entlang zu der Kammer des Lords. Die Tür stand einen Spalt offen, Kerzenlicht und gedämpfte Stimmen drangen heraus.
Die Luft in dem üppig eingerichteten Raum war stickig, die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen. Es roch nach Urin und Kräutern. Als er eintrat, fiel Comyns Blick auf zwei Gestalten neben dem Bett. Bei einer handelte es sich um einen Mann in der Kleidung eines Geistlichen, dessen Tonsur im Kerzenschein schimmerte, bei der anderen um seine Mutter.
Eleanor Balliol, die Schwester des verbannten Königs, drehte sich um, als sie ihren Sohn in die Kammer kommen hörte. Ihr von ergrauendem kastanienbraunem Haar umrahmtes faltiges Gesicht drückte tiefen Kummer aus. »John …«
Comyn ging an ihr vorbei zu dem Bett. Inmitten der Decken und Kissen wirkte sein Vater geradezu zwergenhaft. Das Gesicht des alten Mannes war aschfahl, die Augen lagen tief in den Höhlen. Ein einst muskelbepackter, jetzt knochiger Arm ragte unter der Decke hervor. Dort, wo ihm Blutegel angesetzt worden waren, prangten dunkle Flecken.
Als die Botschaft eingetroffen war, die ihn zu der dringenden Versammlung im Wald gerufen hatte, hatte sein von der Krankheit, die ihn seit einem Jahr plagte, geschwächter Vater ihn gebeten, allein zu gehen. Da war er zwar gebrechlich, aber nicht bettlägerig gewesen, geschweige denn dass er mit dem Tod gerungen hätte. Als sich ein Stöhnen den ausgedörrten Lippen entrang, wandte sich Comyn an seine Mutter. »Was sagt der Arzt?«
»Er hat alles getan, was in seiner Macht stand.« Es war der Priester, der antwortete. »Euer Vater ist jetzt in Gottes Hand.«
Als der Priester sein Kruzifix und eine Phiole mit Öl vom Bett nahm, begriff Comyn mit wachsender Benommenheit, dass sein Vater die Sterbesakramente erhalten hatte. Er starrte den einst so stolzen Lord an. Wie war es möglich, dass ein Mann, der der eiserne Wille hinter zwei Königen gewesen war, in ein verwittertes Gefäß verwandelt wurde, das jeden Augenblick zerbrechen und seine Seele freisetzen konnte? Er spürte die Hand seiner Mutter auf seiner Schulter kaum, als sie mit dem Priester den Raum verließ. Vor der Tür konnte er ihre Stimmen und die von Duncan hören. Sie sprachen bereits über die Beerdigung.
Comyn setzte sich auf die Bettkante und sah seinem Vater in die blutunterlaufenen Augen.
Der Lord leckte sich über die Lippen. »Was wurde bei der Ratsversammlung besprochen?«
Comyn musste sich vorbeugen, um ihn verstehen zu können. Er konnte seinen schalen, vertrauten Atem riechen. »König Philipp hat sein Versprechen gebrochen, Vater. Statt eine Armee nach Schottland zu schicken, führt er die Franzosen nach Flandern. Bischof Lamberton und Ingram de Umfraville wollen an der Spitze einer Delegation nach Paris aufbrechen. Sie hoffen, dass Philipp, auch wenn er nicht dazu zu bewegen ist, uns militärische Hilfe zu gewähren, wenigstens fortfährt, die Gascogne zu besetzen, bis Edward Balliols Rückkehr zustimmt.«
Der alte Mann schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, stieß Comyn den Atem, den er unbewusst angehalten hatte, zischend wieder aus.
»Sie lassen dich als alleinigen Hüter Schottlands zurück?«
»Ja.«
»Gut.« Die Lider des Lords flatterten, doch seine Augen blieben offen.
»Während der Heimreise hatte ich Zeit zum Nachdenken, Vater«, begann
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