Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Comyn mit heftig klopfendem Herzen. »Die Ereignisse des vergangenen Jahres haben mich zu der Frage geführt, ob unsere Hoffnungen auf eine Rückkehr König Johns auf den Thron realistisch sind. Und ob wir, indem wir daran festhalten, die Augen vor anderen Wegen zur Wiedererlangung unserer Freiheit verschließen.«
Tiefe Furchen erschienen auf der Stirn des alten Lords.
Comyn, der das Ganze jetzt rasch hinter sich bringen wollte, fuhr fort: »König Philipp hat sein Wort schon einmal nicht gehalten. Es gibt gute Gründe, davon auszugehen, dass er auch diesmal wortbrüchig wird, egal was er der Delegation in Paris verspricht. Jetzt, da Balliol isoliert dasteht und Philipp anderweitig beschäftigt ist, hege ich keinen Zweifel daran, dass Edward uns im selben Augenblick angreift, in dem die Waffenruhe ausläuft. Um ihm überhaupt mit der Hoffnung auf einen Sieg entgegentreten zu können, brauchen wir einen Anführer, der die Macht der Barone vereinen kann – einen Anführer, dessen Autorität nicht in Frage gestellt oder untergraben werden kann.« Er wappnete sich innerlich gegen den Sturm, der gleich losbrechen würde. »Unsere Familie hat durch Heirat einen Anspruch auf den Thron. Diesen Anspruch hat der König selbst während der Anhörung zur Wahl von Alexanders Nachfolger anerkannt.«
Die Bettdecke schlug Wellen, als sein Vater sich zu bewegen versuchte. »Nein«, krächzte er.
»Ich bin Balliols Neffe. Da er hilflos in Frankreich sitzt und Robert Bruce in England zum Verräter geworden ist, bin ich der nächste Thronanwärter.«
Die Stimme seines Vaters wurde kräftiger. »Balliols Sohn ist der Erbe!«
»Edward Balliol hat die Männer des Reiches noch nie angeführt und sich auch nicht ihr Vertrauen so erworben wie ich. Ich habe uns zu dem Sieg bei Lochmaben verholfen.«
»Du sprichst davon, den König zu stürzen!«
Comyn zuckte zusammen, als sein Vater sein Handgelenk packte.
»Ich verbiete dir, diesen Weg weiterzugehen«, schnarrte der Lord. »Schwöre mir, dass du das nicht tun wirst!«
Comyn versuchte, seinen Arm zu befreien. »Es ist für unser Reich das Beste. Das musst du doch einsehen!«
Der Lord wandte den Kopf ab. »Ich habe alles, was ich hatte, dafür gegeben, meinen Schwager auf den Thron zu bringen. Ich werde nicht zulassen, dass mein eigener Sohn all diese Bemühungen zunichtemacht!« Er drehte sich wieder zu Comyn und schloss die Hand so fest um dessen Arm, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Ich will nicht umsonst gesündigt haben! Hast du mich verstanden?«
»Gesündigt?«
Der alte Lord schloss die Augen. Seine Worte kamen abgehackt. »Ich habe einen meiner Männer über das Meer geschickt – nach Norwegen. Mit Ingwerbrot für das Mädchen. Habe sie für das Königreich geopfert – für Balliol. Zu unser aller Wohl.«
»Ich verstehe nicht, Vater. Prinzessin Margaret ist auf der Überfahrt gestorben, weil sie etwas Verdorbenes gegessen hat. Vater …«
Die Hand des Lord of Badenoch war vom Arm seines Sohnes geglitten. Ein letzter Atemzug rasselte in seiner Kehle und erstarb. Comyn erhob sich. Eine Vielzahl von Gefühlen tobte in ihm, als er auf die schlaffen Züge seines Vaters hinabblickte. Das stärkste davon war Trotz.
Er ging durch den Raum und öffnete die Tür. Seine Mutter, die im Gang leise mit Duncan sprach, drehte sich um. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, schlug sie eine Hand vor den Mund und eilte in die Kammer. Ihr gedämpftes Schluchzen verklang hinter ihm, als er die Treppe hinunter und in den Abend hinausstürmte. Dungal MacDouall wartete dort auf ihn.
Comyn fuhr sich mit den Händen durch das Haar und lehnte sich gegen die Mauer. »Er ist tot.« Seine Stimme brach bei dem letzten Wort.
»Das tut mir leid, Sir.« Der Hauptmann legte eine respektvolle Pause ein, ehe er fragte: »Hattet Ihr Gelegenheit, mit ihm zu sprechen?«
Comyn starrte zum Himmel hinter den Fackeln auf der Brustwehr empor. Das Banner seines Vaters kräuselte sich im Wind. Dumpf wurde ihm bewusst, dass er jetzt der Lord of Badenoch und somit das Oberhaupt der mächtigsten Familie Schottlands war.
»Sir John?«
Comyn richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf MacDouall. »Vor seinem Tod hat mein Vater mir seinen Segen gegeben.« Er straffte sich. Seine Stimme wurde fester; die Lüge musste glaubhaft klingen. »Er glaubt genau wie ich, dass dies die beste Entscheidung für Schottlands Zukunft ist. Aber ich muss meine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ich brauche einen weiteren
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