Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
der Rebellion errichtet hatte und dessen genaue Lage noch immer ein sorgsam gehütetes Geheimnis war. Im Lauf der letzten sechs Jahre hatten die Aufrührer es als sicheren Hafen, Ausbildungsstätte und Ort zum Horten von Vorräten und Beute benutzt. Sie hatten sich häufig aus den grünen Schatten gelöst, um von Engländern besetzte Burgen und deren Nachschublinien anzugreifen, und waren sogar in England selbst eingefallen. Mit der Zeit war dieses Lager als Wiege des Aufstands bekannt geworden.
Segrave hatte nicht die Absicht, sich tief in das Baumlabyrinth hineinzuwagen, wo die Mittagszeit zur Mitternacht wurde und ein Mann sich innerhalb weniger Momente verirren und von felsigen Flüssen und verborgenen Schluchten verschlungen werden konnte und wo es nicht genug Platz gab, um sein Pferd zu manövrieren. Nein, er und seine Männer würden sich am Rand des Waldes halten, um die Grenzen zu überprüfen und die besten Routen für den geplanten Marsch des Königs gen Norden auszukundschaften.
Plötzlich brandeten überall um ihn herum Alarmrufe auf. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Segrave verdächtige Bewegungen wahr. Er heftete den Blick auf den Hügel zu seiner Linken, auf dessen Gipfel ein Reitertrupp aufgetaucht war. Rasch überschlug er die Anzahl im Kopf: dreihundert, vielleicht mehr. Sie schienen einen Moment dort zu verharren, eine dunkle Masse, die sich vom Himmel abhob, bevor sie sich wie eine donnernde Welle den Hang herunter ergoss und direkt auf seine Männer zurollte.
Pudriger Schnee stob unter dem Wirrwarr von Hufen auf. Segraves gebellte Befehle gingen in dem Kampfgeschrei unter, die durch das Tal hallten. Die Schreie waren unzusammenhängend, aber für den englischen Statthalter und seine Ritter – die jetzt ihre Schlachtrösser herumrissen – reichten die gehissten Banner aus, um die Angreifer zu identifizieren. Ein wie eine Faust in der Mitte erhobenes zeigte drei Weizengarben: das Wappen von John Comyn, des Hüters von Schottland.
Segrave brüllte den Knappen und Fußsoldaten Anweisungen zu, klappte das Visier seines Helms herunter und riss sein Schwert aus der Scheide. Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und trieb es über den Straßenrand und das weiße Feld auf den Feind zu. Seine Männer folgten ihm, und hinter den Rittern und Knappen kämpften sich die mit Krummschwertern und eisenbeschlagenen Keulen bewaffneten Fußsoldaten durch den Schnee. Die wütend bellenden und an ihren Leinen zerrenden Hunde wurden losgelassen und schossen davon.
Auf der Straße brachten die Kutscher ihre Karren zum Stehen und verfolgten das Geschehen voll furchtsamer Erwartung. Die Bogenschützen postierten sich am Rand, zogen Pfeile aus den an ihren Gürteln befestigten Köchern, spannten ihre Langbogen und zielten. Ihnen blieben nur Sekunden, bis ihre eigenen Männer in Schussweite kamen. Zwei Pfeilhagel wurden nacheinander abgefeuert. Ein Pfeil bohrte sich in den Hals eines Pferdes und bewirkte, dass Tier und Reiter in einer Schneewolke zu Boden stürzten und unter den Hufen der nachfolgenden Ritter verschwanden. Andere Geschosse prallten gegen Helme oder blieben in Wämsen stecken. Zwei weitere Pferde brachen nach allen Seiten auskeilend zusammen, eines bäumte sich auf und warf sich gegen ein anderes, als sich ein Pfeil in sein Auge grub. Die Bogenschützen hoben ihre Waffen erneut, schossen aber nicht, weil die beiden Truppen sich beinahe erreicht hatten.
Segrave befand sich in der vordersten Reihe, als der Kanter in Galopp umschlug. Mit zusammengebissenen Zähnen wappnete er sich für den Zusammenprall und holte mit dem Schwert zum ersten Hieb aus. Ringsum hoben Ritter Schilde und Schwerter, vor ihm taten die Feinde, die ihre Geschwindigkeit beschleunigten, dasselbe.
Das Geräusch, mit dem die Gegner aufeinanderprallten, war fürchterlich – ein brutaler Zusammenstoß von Eisen, Holz und Stahl. Nicht wenige Männer wurden aus dem Sattel geschleudert und rollten sich über die Kruppen ihrer Pferde ab. Andere flogen nach vorn, wenn sich ihre Schlachtrösser unter den erbarmungslos zuhackenden Schwertern aufbäumten, das Fleisch durchtrennten und Knochen zersplittern ließen. Dem Krachen, mit dem die Klingen auf Helme und Schilde trafen, folgten die knirschenden, kratzenden Laute, mit denen sich die Krieger zweier Armeen ineinander verkeilten. Schwerter pfiffen Funken sprühend durch die eisige Luft. Gellende Schreie entrangen sich den Kehlen der Männer, als im Kampfgemetzel Rüstungen
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