Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
abzublasen?«
»Sir Richard ist Edward treu ergeben. Verwandtschaft hin, Verwandtschaft her, er wird tun, was ihm befohlen wird.«
Als James sich mit der Hand durch das Haar fuhr, fielen John die grauen Strähnen an seinen Schläfen auf. Er wusste, dass er nicht anders aussah. Dieser Krieg ließ sie alle vorzeitig altern. »Der größte Teil der Armee des Königs sitzt an der Ostküste fest, wenn das ein Trost ist.« Er lächelte grimmig. »Und der Hurensohn wird sich gezwungen sehen, seine Truppen noch weiter aufzuteilen, wenn er feststellt, dass unsere Männer in England eingefallen sind.«
»Comyn hat unsere Leute über die Grenze geführt?« Als John nickte, runzelte James die Stirn. »Warum seid Ihr nicht bei ihnen?«
Johns Lächeln erstarb. »Seit er zum alleinigen Hüter ernannt wurde, ist Comyn leichtsinnig und über Gebühr ehrgeizig geworden. Wir haben bei Roslin nur um Haaresbreite gegen Segrave gesiegt – und wir haben es einzig Wallace zu verdanken, dass es überhaupt ein Sieg war!« John entging nicht, dass James bei der Erwähnung seines Vasallen Wallace nickte. »Comyn hat sich mit MacDouall und dem Pack aus Galloway zusammengetan, und seit dem Tod seines Vaters zieht er mächtige Männer auf seine Seite: den Earl of Strathearn und John of Menteith, David Graham und natürlich seinen Verwandten, den Schwarzen Comyn. Meiner Ansicht nach will er seine neue Position nicht mehr aufgeben.«
»Lamberton und Umfraville werden das nicht dulden«, gab James scharf zurück.
»Solange die anderen Hüter in Paris sind, können sie wenig gegen Comyn ausrichten.« John hielt inne. »Aber das ist nicht der Grund für meinen Besuch.« Er wartete, während Diener Getreidesäcke an ihm vorbeischleiften, um sie an der Wand aufzureihen: Vorräte für die bevorstehende Belagerung. Sobald sie außer Hörweite waren, fuhr er fort: »Als ich letztes Jahr erfuhr, dass sich Robert Edward unterworfen hat, war ich außer mir vor Zorn. Aber ich hatte Zeit zum Nachdenken. Ihr habt mir nicht alles gesagt, nicht wahr, James?«
Der Großhofmeister wandte den Blick ab. »Ich habe Euch alles gesagt, was ich konnte.«
»Robert ist mein Schwager. Ich kenne ihn, seit er ein Junge war, und war ebenso mit seinem Großvater befreundet wie Ihr. Als er sich zum ersten Mal gegen seinen Vater und Edward stellte und sich der Rebellion anschloss, verlor er seine Ländereien. Ich kann nicht glauben, dass er sich nur um seiner Grafschaft und seines Erbes wegen Edward unterworfen hat. Ich weiß, wie sehr Robert darauf brennt, König zu werden, er hat dieses Feuer von seinem Großvater geerbt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es erstickt worden ist. König Philipp hat Balliol im Stich gelassen. Ich für meinen Teil denke nicht, dass es Bischof Lamberton und den anderen gelingen wird, ihn umzustimmen, solange der Krieg in Flandern anhält.« John senkte die Stimme. »Jetzt ist doch sicher der richtige Zeitpunkt für Robert, um zuzuschlagen? Um seinen Anspruch geltend zu machen?«
»Wir sollten unter vier Augen miteinander sprechen.« James wandte den Blick zu David, der stumm und ernst an der Seite seines Vaters stand.
»Alles, was Ihr mir zu sagen habt, kann er auch hören«, versicherte John ihm.
James winkte beide in seine Kammer.
Drinnen war ein Diener damit beschäftigt, hastig eine Karte zusammenzurollen, auf der die Besitzungen des Großhofmeisters verzeichnet waren. »Lass uns allein«, befahl James.
Als der Mann den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte James sich zu Atholl um. »Robert muss seine Ländereien unbedingt behalten. Ohne sie hat er keine Machtbasis, keine Vasallen und in den Augen der Edelleute kaum Autorität. Die Situation unterscheidet sich von der, in der er sich damals befunden hat. Deswegen musste er sich Edward ergeben oder riskieren, alles zu verlieren, und Letzteres stand nicht zur Debatte.« Der Großhofmeister zögerte. »Was ich Euch nicht gesagt habe, ist, dass seine Unterwerfung zeitlich begrenzt sein soll. Wenn die Bedrohung John Balliol ausgeschaltet ist, will Robert versuchen, den Thron für sich zu erobern. Das ist und bleibt sein festes Ziel.«
John spürte, wie angesichts dieser Worte, die seinen Verdacht bestätigten, Hoffnung in ihm aufkeimte, die doch rasch von Ungeduld verdrängt wurde. »Warum denn dann nicht jetzt, wo die Bedrohung so geschrumpft ist? Je mehr Anhänger Comyn um sich schart und je mehr Siege er erringt, desto schwerer wird es Robert fallen,
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