Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
nicht vorzutäuschen. »Ja.«
»Er sagte auch, du wärst mit Aymer aneinandergeraten. Er dachte, du würdest vielleicht …«
Als Humphrey zögerte, beendete Robert den Satz für ihn. »Auf ihn losgehen? Das hätte ich in der Tat beinahe getan. Der Bastard hat darauf gewettet, welcher meiner Männer zuerst abstürzt!« Ehe Humphrey etwas einwerfen konnte, fuhr Robert fort: »Du und ich sind, glaube ich, letztes Jahr zu einer Übereinkunft gelangt. Aber Aymer?« Er lachte humorlos auf. »Zwischen uns wird nie Frieden herrschen.«
Stille trat ein, nur die Steine prallten weiterhin gegen die Burgmauern.
Schließlich nickte Humphrey. »Du solltest ihm aus dem Weg gehen. Er lauert auf eine Gelegenheit, einen Keil zwischen dich und den König zu treiben.«
Robert füllte zwei Kelche mit Wein und reichte Humphrey einen davon. »Ich habe gehört, der König plant, Aberdeen anzugreifen, wenn Brechin gefallen ist?«
»Das ist richtig.«
Während Humphrey trank, dachte Robert an seinen Schwager John of Atholl, den Sheriff von Aberdeen. »Also wird das noch eine Weile so weitergehen?« Als Humphrey ihn ansah, fügte Robert hinzu: »Meine Tochter – sie fehlt mir.«
Humphrey entspannte sich sichtlich und lächelte. Diesmal erreichte das Lächeln fast seine Augen, und Robert erhaschte einen Blick auf den Geist seines alten Freundes.
»Je mehr wir lieben, was wir zurücklassen, desto schwerer wird es, nicht wahr?« Humphrey trank einen weiteren Schluck Wein. Seine Züge wurden weich. »Aber Bess gibt mir die Kraft, die langen Märsche und die Blasen zu ertragen, weil ich weiß, dass mich jeder Schritt irgendwann zu ihr zurückbringt. Genauso geht es dir sicherlich mit Elizabeth und Marjorie.«
Tatsächlich hatte Robert es als Erleichterung empfunden, seine Frau und seine Tochter bei Bess und Königin Marguerite in York Castle zurücklassen zu können. Nach etwas mehr als einem Monat in Marjories Gegenwart, wovon er die meiste Zeit mit Kriegsvorbereitungen verbracht hatte, war sie noch immer eine Fremde für ihn. Und Elizabeth – seine Frau? Die kurze Annäherung zwischen ihnen hatte sich verlangsamt, und ihre Angst, es könne ihr überlassen bleiben, sich um seine ihm entfremdete Tochter zu kümmern, hatte bewirkt, dass ihr Verhältnis sich weiter abkühlte. »Natürlich«, erwiderte er, wohl wissend, das sagen zu müssen, womit der Ritter rechnete; dabei fragte er sich insgeheim, ob es noch irgendeinen Teil seines Lebens gab, der sich nicht aus Lügen zusammensetzte.
Die Zeltklappe wurde geöffnet, und Henry Percy trat ein. Das für gewöhnlich von arrogantem Humor erfüllte Gesicht des Lord of Alnwick wirkte grimmig.
»Die Rebellen sind unter der Führung von John Comyn in England eingefallen. Der König hat soeben Nachricht aus Carlisle erhalten. Er wird sofort eine Soldatentruppe losschicken, um sie zurückzuschlagen.«
Humphreys Kiefermuskeln spannten sich an, aber er nickte, als er den Weinkelch absetzte. »Wann soll ich aufbrechen?«
»Du gar nicht.« Percy heftete den Blick auf Robert. »Sondern er.« Die Herausforderung in seinen kalten blauen Augen war unmissverständlich.
27
Rothesay, Schottland, A.D. 1303
JOHN OF ATHOLL SPRANG in das seichte Wasser, sein Sohn David folgte ihm. Der Saum seines Umhangs schleifte durch die schäumenden Wellen, als er hinter seinem Vater zum Strand hochwatete. Sein Haar war feucht von der Gischt. Im Firth war das kleine Boot während der Überfahrt heftig duchgeschüttelt worden.
John wandte sich an die beiden Fischer, die sie nach Bute gebracht hatten. »Ihr wartet hier?«
Einer der beiden bedachte ihn mit einem zahnlosen Lächeln. »Mit Euren Münzen könnt Ihr viel von unserer Geduld kaufen, Sir.«
Der Earl wühlte in seiner Börse und brachte einen Penny zum Vorschein, auf dem noch immer das Siegel von John Balliol prangte. Er warf dem Fischer die Münze zu, die dieser geschickt auffing. »Ihr erhaltet noch zwei, sobald wir wieder auf dem Festland sind.«
»Vater.«
David deutete strandaufwärts. John folgte dem Blick seines Sohns, vorbei an den Booten und Netzen am Ufer zu den Fischerhütten und Flechtwerkhäusern und dann zu der Burg Rothesay Castle empor, deren vier trommelähnliche Türme über der Stadt aufragten. Ihre von einem Graben umgebene Silhouette hob sich dunkel vom milchgrauen Himmel ab. Durch eine Lücke zwischen den Häusern konnte John die Zugbrücke ausmachen, die wie eine dunkle Zunge aus dem Eingang herausragte. Zahlreiche Menschen eilten
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