Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
tragen.
Seufzend senkte er den Kopf. James Stewarts Stimme hallte in seinem Kopf wider, warnte ihn vor übereiltem Handeln. Die Engländer standen kurz vor dem Sieg. Jeder Mann, den er dazu bewegen konnte, sich ihm anzuschließen, würde sofort niedergestreckt werden. Allein konnte er keine Armee zusammenziehen, die groß genug war, um sich gegen Edwards Truppen zu behaupten. Es gibt für alles eine Zeit, würde der Großhofmeister sagen. Bring Geduld für die natürliche Ordnung der Dinge auf.
Nachdem er sich angekleidet hatte, schob Robert die Klappen zurück, die seinen Schlafbereich vom Rest des Zeltes trennten. Sein Bruder saß da und verspeiste Fleisch und Käse, das einer der Diener aufgetragen hatte.
Edward nickte, als Robert zu ihm trat. »Hast du geschlafen?«, fragte er, den Mund voller Brot.
»So gut es bei diesem Lärm ging.«
Zur Antwort ertönte ein donnerndes Krachen, als ein Stein an der Burgmauer zerbarst.
Edward hob die Brauen. »Was meinst du, wie lange sie noch durchhalten?«
Robert brach ein Stück Brot ab, aß aber nicht. »Nicht mehr lange, wenn das so weitergeht.«
»Nes hat mir erzählt, was gestern mit dem einen Jungen passiert ist«, sagte Edward nach einer kurzen Pause. »Und was Valence gesagt hat.« Er beugte sich vor und dämpfte die Stimme. »Bruder, bitte versprich mir, dass wir eines Tages, wenn du König bist, die Gelegenheit bekommen, diesen arroganten Mistkerl und alle seine Männer ins Jenseits zu befördern.«
Robert verblüffte die Intensität in seiner Stimme. Bis jetzt hatte sein Bruder das Täuschungsmanöver absolut überzeugend durchgeführt. Da er sich wegen seines hitzigen Temperaments Sorgen gemacht und befürchtet hatte, er würde nicht imstande sein, seinen Groll darüber, für den verhassten Feind kämpfen zu müssen, zu verbergen, war er freudig überrascht gewesen, wie begeistert Edward sich in seine neue Rolle eingelebt hatte. Manchmal meinte er, sein Bruder würde es genießen, die englischen Ritter und Barone, mit denen sie am Lagerfeuer saßen und die Rationen teilten, an der Nase herumzuführen – zwei in ihrer Mitte verborgene, ihrem eigenen Reich treu ergebene Schotten. »Das werden wir. Ich schwöre es.«
Edward fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Glaubst du wirklich, dass Edward dir gibt, was du willst, wenn er Schottland erobert?« Er umfasste das Lager draußen mit einer Handbewegung. »Sogar nach alldem?«
Robert schwieg. Er hatte Edward nie die Identität seines Angreifers in Irland verraten oder ihm seinen Verdacht bezüglich Alexanders Tod anvertraut, weil er fürchtete, Edward könne sich zu etwas Unüberlegtem hinreißen lassen und sie beide in Gefahr bringen. Die Antwort auf die Frage lautete Nein. Trotz James’ zaghafter Hoffnung hatte Robert nie geglaubt, dass Edward ihm freiwillig den schottischen Thron überlassen würde, und hier auf diesem Feldzug, wo er selbst Zeuge seiner eisernen Entschlossenheit wurde, Schottland unter seinem Stiefel zu zermalmen, hatte sich diese Vermutung noch verstärkt. »Noch wissen wir gar nichts. Wir müssen uns in Geduld fassen. Vorerst jedenfalls.«
Die Zeltklappe wurde geöffnet, und Nes schob den Kopf herein. »Sir Humphrey möchte Euch sehen.«
»Schick ihn herein.« Robert warf das Stück Brot auf die Platte zurück, ohne hineingebissen zu haben.
Edward erhob sich. »Ich brauche frische Luft.« Als er auf die Klappe zuging, trat Humphrey ein. Sie schoben sich aneinander vorbei, und Edward nickte dem Earl kurz zu, bevor er das Zelt verließ.
Humphreys Lächeln weckte sofort Roberts Argwohn. Im Lauf des letzten Jahres hatte sein ehemaliger Freund Übung darin bekommen, den Verbündeten zu spielen, während er jeden seiner Schritte überwachte. Aber Robert hatte sich nie hinters Licht führen lassen. Selbst im Täuschen versiert, kannte er die Anzeichen: die steife Körperhaltung, die Unfähigkeit, dem anderen in die Augen zu sehen, das leise Hüsteln, das Humphrey manchmal von sich gab und das Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Wünscht der König mich an der Belagerungslinie zu sehen?«
»Noch nicht«, erwiderte Humphrey. »Aber die Burg steht unter heftigem Beschuss. Ich schätze, Brechin wird sich noch vor Ende der Woche ergeben. Dann können wir unseren Marsch Richtung Norden fortsetzen.« Er brach ab. »Ich habe gestern Abend mit Ralph gesprochen. Er berichtete mir von einem Unfall bei der Kathedrale – einer deiner Fußsoldaten?«
Robert brauchte sein Bedauern
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