Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
nachdem er seinen Becher geleert hatte.
»Wie lange geht das schon so?«
Der Ritter schüttelte den Kopf. »Ein paar Jahre«, räumte er schließlich ein. »Seit dem Tod von Gilbert de Clare.« Er warf den Becher auf das zerwühlte Bett und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich liebe sie, Robert.«
»Ihr seid nicht verheiratet.«
Ralphs Miene verfinsterte sich. »Das hindert die Hälfte der Männer an diesem Hof nicht daran, sich Mätressen zuzulegen. Die meisten Earls von England haben auf irgendwelchen abgelegenen Landsitzen illegitime Kinder versteckt.«
»Ich bezweifle nur, dass es sich bei auch nur einer der Mütter um eine Tochter des Königs handelt. Joan ist nicht irgendeine gewöhnliche Dirne, Ralph, sondern eines von Edwards wertvollsten Besitztümern.«
Ralph stieß vernehmlich den Atem aus und sah ihm in die Augen. »Was wirst du tun?«
»Den Mund halten – das werde ich tun.« Als sich ein Hoffnungsschimmer auf Ralphs Gesicht abmalte, hob Robert eine Hand. »Wenn du mir sagst, worum es bei dieser Mission geht, auf die der König mich schickt. Zusammen mit dir und Clifford. Ich nehme an, du weißt mehr darüber?«
»Natürlich.« Ralph wirkte überrascht. Vor Erleichterung, so glimpflich davonzukommen, sackte er förmlich in sich zusammen. »Einer der Männer, die in Cumberland gefangen genommen wurden, hat die Lage von Wallace’ Basislager in Selkirk verraten. Der König will, dass wir die Rebellen im Wald überfallen. Wir sollen die Rebellenführer Wallace und John Comyn aufspüren, gefangen nehmen und dann das Lager zerstören.«
Robert hatte Mühe, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. »Dann ist vielleicht bald ein Ende dieses Krieges in Sicht?«
»So Gott will.« Ralph zögerte. »Es gibt da noch etwas, das du wissen solltest. Ich verrate es dir zum Dank für dein Schweigen. Es war Aymers Vorschlag, dich dieser Gruppe zuzuteilen. Wie ich gehört habe, hat er den König gebeten, sie selbst anführen zu dürfen, weil er deine Loyalität auf die Probe stellen wollte. Der König hat ihm diese Bitte rundweg abgeschlagen; er ärgert sich wie wir alle immer mehr über die Besessenheit, mit der Aymer dich verfolgt. Aber König Edward wird von dir erwarten, dass du genauso erbarmungslos gegen deine Landsleute kämpfst wie der Rest von uns.«
Robert nickte. »Danke.«
»Du schwörst es?«, rief Ralph, als Robert sich zum Gehen wandte.
»Ich schwöre es.« Als er die Tür öffnete, begriff Robert, dass jetzt einer der Männer des Königs in seiner Schuld stand. Und er war an diesem Hof von Wölfen nicht mehr der einzige Betrüger.
Starr vor Zorn stapfte Aymer de Valence den Gang entlang. Die Entscheidung des Königs, Clifford und Ralph nach Selkirk zu schicken, hatte heiße Wut in ihm aufwallen lassen, vor allem, weil dies eindeutig nur geschehen war, um seine Pläne zu durchkreuzen. Es war ihm ein Rätsel, wieso der König nicht begriff, dass er lediglich zum Wohle aller handelte. Robert Bruce war eine Schlange im Gras, ein Wolf im Schafspelz, ein Judas. Warum sah das außer ihm keiner?
Bruce mochte in Cumberland unbarmherzig gegen Comyns Truppen vorgegangen sein, aber das war kein eindeutiger Beweis für seine Loyalität gewesen, da Wallace vom Feld geflohen war, bevor Bruce die Zeit gefunden hatte, ihn in einen Kampf zu verstricken. In Selkirk würde er sich dem Rebellenführer stellen müssen – einem Mann, den er mit seinem eigenen Schwert zum Ritter geschlagen hatte. Kurz gesagt, einem Freund. Wenn er sich gezwungen sah, Wallace gefangen zu nehmen und das Basislager der Rebellen zu zerstören, würde Bruce sein wahres Gesicht zeigen, daran hegte Aymer keinen Zweifel. Er hatte dabei sein wollen, wenn der Bastard die Maske fallen ließ, die er trug, aber da Edward ihm dies verweigert hatte, würde er sich auf die zweitbeste Möglichkeit verlegen.
Zu ihren Zeiten als Drachenritter war Ralph ein Kamerad von Bruce gewesen, und er fing eindeutig an, ihm erneut zu vertrauen. Aymer wusste, dass er behutsam zu Werke gehen musste, wenn er ihn überreden wollte, den Earl im Auge zu behalten. Er musste seinen Hass zügeln, Ralph sollte denken, dass er es gut meinte. Es würde schwierig werden, aber er musste etwas unternehmen. Er würde nicht tatenlos zusehen, wie Bruce sie erneut verriet. Aymer fuhr mit der Zunge über den Draht, der seine Schneidezähne zusammenhielt. Eher würde er diesen Hurensohn an den Galgen bringen.
Er erreichte eine Biegung des dunklen Ganges und folgte ihr.
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