Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Ketten gelegt und in den Tower von London geworfen hatten.
James war in Paris gewesen, als er vom Tod seines Vaters erfahren hatte. Im Jahr zuvor war Robert Bruce vor der Burg der Familie in Douglas aufgetaucht, um auf Geheiß König Edwards James und seine Mutter zu entführen – der König wollte sie dazu benutzen, um den Lord dazu zu bewegen, sich von den Rebellen loszusagen. Wie sich herausstellte, hatte Bruce Edwards Befehl missachtet und sie freigelassen, aber James’ Mutter hatte ihn danach nach Paris geschickt, wo er bei einem Onkel leben sollte, bis die Gefahr vorüber war. Nachdem er gehört hatte, dass sein Vater im Tower gestorben war, hatte er herausgefunden, dass seine Ländereien, die er einst erben sollte, einem Mann namens Robert Clifford übertragen worden waren, einem der Günstlinge des Königs.
Anfangs hatte James getobt und Edward und alle, die ihm dienten, verflucht, aber endlich schlug seine Wut in einen kalten Hass um, und als er eines Morgens am Ufer der Seine saß, schwor er im Gedenken an seinen Vater stumm, dass er in seine Heimat zurückkehren und sich zurückholen würde, was rechtmäßig ihm gehörte. Die Möglichkeit dazu hatte sich im späten Herbst ergeben, als sein Onkel ihn Lamberton vorstellte, dem Mitglied einer Delegation, die in der Hoffnung, John Balliol wieder auf den Thron zu bringen, am französischen Hof vorstellig geworden war – eine Hoffnung, die jetzt durch den zwischen England und Frankreich ausgehandelten Friedensvertrag zunichtegemacht worden war. Ohne James’ Wissen hatte sein Onkel mit Lamberton in Verbindung gestanden und mit ihm über die Möglichkeit gesprochen, dass Lamberton ihn als Mündel in seine Obhut nahm, und der Bischof hatte zugestimmt.
James hatte nur wenig in die Tasche gepackt, die er mitgenommen hatte: ein paar Münzen, die sein Onkel ihm zugesteckt hatte, einige Kleidungsstücke und sein Schwert, das jetzt unter seinem Umhang an seiner Hüfte festgeschnallt war und dessen Knauf sich ihm in die Seite bohrte. Er trug den Titel eines Lords, kam sich aber vor wie ein Vagabund. Dennoch lag in dieser Entwurzelung eine Freiheit, die ihm zusagte. Er war ein Abenteurer auf der Suche nach Reichtum, Ruhm und Vergeltung.
»Glaubt Ihr, ich bekomme die Gelegenheit zu kämpfen, Exzellenz?« James sprach mit gedämpfter Stimme, damit Umfraville und die Ritter, die die Eskorte der beiden Hüter bildeten, ihn nicht hörten.
Ein rosiger Schimmer zeigte sich am Horizont, und Lambertons Gesicht war in der einsetzenden Dämmerung deutlich zu erkennen. »Die Botschaften, die wir in Paris erhielten, klangen bedrohlich. Der König und sein Sohn haben in diesem Sommer einen großen Teil Schottlands erobert. Statt nach dem Ende des Feldzugs nach England zurückzukehren, hat er sich entschlossen, in Dunfermline zu überwintern. Ich glaube, er will uns nächstes Jahr, wenn der Schnee schmilzt, endgültig besiegen.« Der Blick des Bischofs wanderte zu den Klippen, deren narbiges Antlitz in der Morgendämmerung rostrot leuchtete. »Meine Kameraden gelangen allmählich zu der Überzeugung, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als uns zu ergeben.«
James forschte in den Zügen des Bischofs. »Aber Ihr habt immer noch Hoffnung?« Er lächelte leicht. »Hättet Ihr die nicht, hättet Ihr mir nicht versprochen, mir zu helfen, mein Land zurückzugewinnen.«
Lamberton sah ihn an. Seine seltsamen Augen glühten im Feuer der aufgehenden Sonne. »Die Hoffnung stirbt nie, Master James.«
Dunfermline, Schottland, A.D. 1304
Ralph de Monthermer lag, einen Arm unter den Kopf geschoben, wach auf seinem Bett. Als er tief Atem holte, nahm er den Geruch von Olivenöl, Kräutern und Joans ureigenen Duft wahr. Ralph schloss die Augen. Die Dunkelheit hinter seinen Lidern füllte sich mit Visionen von ihrem schimmernden Haar, das ihr über die Schulter fiel, als sie sich vorbeugte, um ihn zu küssen. Ihre Haut glänzte im Kerzenschein wie Honig.
Die Tür flog plötzlich auf und prallte gegen die Wand. Aus seinen Träumen gerissen, setzte Ralph sich auf, als vier der Männer des Königs in den Raum stürmten. »Was in Gottes Namen soll das bedeu…«
»Sir Ralph, auf Befehl des Königs werdet Ihr hiermit des Verbrechens der Vergewaltigung angeklagt. Wir sind hier, um Euch festzunehmen.«
Ralph schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Bis auf seine Unterhose war er nackt. »Vergewaltigung? Soll das ein schlechter Scherz sein, Martin?«
»Kein Scherz«, gab Martin
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